Gefürchtet
angezeigt.«
Angeblich. Bei mir schrillten alle Alarmglocken. Jesse legte mir scheinbar beiläufig die Hand auf den Arm, aber die Botschaft war klar. Auf kei nen Fall durfte ich die Beherrschung verlieren.
»Weil ich nichts davon wusste, bis die Betrügerin an Land gespült wurde.« Ich nahm mei nen Kreditkartenauszug und gab ihn ihr. »Ich habe die Kreditkarteninstitute vor einer halben Stunde von dem Betrug informiert.«
Sie überflog den Auszug. »Kann ich das behalten?«
»Nur zu.«
Sie reichte ihn Zelinski. Dann lächelte sie mich an. »Sie haben sich heute Morgen einen Strafzettel eingehandelt.«
»Die Parkuhr war abgelaufen.« Ihr Lächeln gefiel mir gar nicht. »Und mein Auto wurde aufgebrochen.«
Zelinski blickte von dem Kreditkartenauszug auf. »Gestohlen wurden ausschließlich Dokumente. Stereoanlage, Handy, Brieftasche - alles noch da.« Er las weiter. »Das müssen ziemlich wichtige Dokumente gewesen sein.«
Papiere, die mich des schweren Diebstahls zu überführen schienen. Ich steckte bis zum Hals in der Scheiße. »Ja.«
»Hatte das was mit diesem Identitätsbetrug zu tun?«, fragte er.
»Ja.« Ich warf ei nen Seitenblick auf Jesse. Seine Miene war finster. »Ich bin am Strand von Geldeintreibern bedroht worden. Das habe ich der Polizei aber schon heute Morgen gesagt.«
Zelinski ließ den Aus zug sinken. »Das alles hat sich am Campus Point ereignet, praktisch in Sichtweite der Stelle, an der Brittany Gaines an Land gespült wurde.«
Detective Rodriguez musterte mich mit wachsamen braunen Augen. »Kannten Sie Brittany Gaines?«
»Nein.«
»Haben Sie sie gestern auf der Party gesehen?«
»Nein.«
»Das nehme ich Ihnen nicht ab.«
Jesse richtete sich kerzengerade auf. »Das Gespräch ist beendet.«
Rodriguez sah mich an. »Ms. Delaney?«
»Sie haben es gehört.«
Sie setzte die Kappe auf ihren Stift, schloss ihr Notizbuch und erhob sich. »Wir melden uns.«
Damit gingen die beiden. Mit geballten Fäusten starrte ich ihnen nach, wie sie durch den vom Sturm verwüsteten Garten stapften. Wo das Sonnenlicht durch die schwar zen Wolken drang, zogen sich gelbe Streifen über den Himmel.
»Wie habe ich mich gehalten?«, fragte ich.
»Besser als erwartet.«
»Danke, Trainer.«
»Dafür ist die Lage viel schlimmer, als ich befürchtet hatte.«
10. Kapitel
Am Sonntagmorgen regnete es immer wieder. Dazwischen schien eine kalte Sonne, die das vom Tau feuchte Gras funkeln ließ. Die Zeitung hatte ein Bild der lebenden Brittany Gaines gedruckt.
Ihre Augen strahlten, und die blaue Strähne verlieh ihrem Haar einen witzigen Akzent. Mit dem verschmitzten Lächeln sah sie nicht aus wie eine kaltblütige Betrügerin. Aus ihrem Mund krochen keine Sandkrabben. Nachdem ich das Foto betrachtet hatte, warf ich mei nen Bagel in den Müll und schüttete den Kaffee in den Ausguss.
Ich las noch einmal die An zeige durch, die ich getippt hatte, und fuhr damit zum Polizeihauptquartier. Das eingeschlagene F enster h atte i ch m it Plastikplane a bgeklebt, d ie im Wind flatterte. Jesses Einschätzung der polizeilichen Ermittlungen ließ mir keine Ruhe.
»Die denken, PJ hat sie umgebracht, und du hast ihm dabei geholfen«, stellte er fest, nachdem die Detectives mein Haus verlassen hatten.
»Das ist doch Schwachsinn!«
»Dein Strandspaziergang kommt ihnen höchst verdächtig vor. Sie glauben, du wolltest gegebenenfalls die Leiche verschwinden lassen. Vermutlich halten sie dich für ihre Komplizin«, grummelte er.
»Ich soll meinen eigenen Ausweis gefälscht haben? Und
dann? Habe ich sie von PJ erdrosseln lassen, weil sie sich mit den Kreditkarten ein Paar Schuhe zu viel gekauft hat? Das ist doch idiotisch.«
»So was kommt ständig vor. Leute verschulden sich bis über beide Ohren und behaupten dann, sie wären beklaut worden. Sie fackeln ihre eigenen Geschäfte ab, um die Versicherungssumme zu kassieren. Sie inszenieren ihre eigene Entführung und verlangen Lösegeld.«
»Hab’s kapiert.«
Das hatte ich tatsächlich: Ich war der ideale Sündenbock.
Die Polizeistation war in ei nem spanisch anmutenden Gebäude g egenüber d em Gericht untergebracht. Während ich noch mit dem Beamten am Empfang sprach, entdeckte ich Lieutenant Clayton Rome, der sich gerade Kaffee einschenkte. Als ich winkte, strich er sich das schwarze Haar zurück, nahm Kurs auf mich und reichte mir die Hand.
»Miss Delaney. Ich hoffe, das ist nur ein Höflichkeitsbesuch.«
Unsere Beziehung war etwas heikel. Er fand mich
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