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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Lehrmeister, halb Schutzengel. So war es gewesen, seit sich Brian von seiner Frau getrennt hatte, die er trotz allem immer geliebt hatte, selbst in jenen Tagen des Irrsinns, die zu ihrem Tod geführt hatten. Aber normalerweise sah ich Marc im Cockpit, wenn er die Triebwerke einer F/A-18 aufheulen ließ. Wenn er Seite an Seite mit Brian in einer Hornet über den Wüstenhimmel jagte, war er ein echter Draufgänger.

    Er schlenderte zur Esstheke. »Den Mädchen geht’s gut. Das Basketballturnier und die Ballettprobe sind beide gut gelaufen.« Er hob seine Bierflasche. »Salud.«
    Er war seit etwa einem Jahr geschieden und damit Single wie Brian, mit dem er seit der Marineakademie befreundet war. Für beide war es keine einfache Situation.
    »Die Reservierung in Palm Springs habe ich storniert«, sagte er. »War gar kein Problem. Stattdessen habe ich uns zwei Zimmer im Fiesta Coast Motel hier gebucht.«
    »Tut mir leid, dass ich euch die Ferien verdorben habe«, sagte ich.
    »Kein Problem. In Santa Barbara gibt es schließlich auch Golfplätze. Wir verbringen die Woche eben hier.« Er stieß mit Brian an.
    Draußen hörte ich Jesses Stimme. »Hallo, Sportsfreund.«
    Luke machte einen Luftsprung und sprintete zum Tor. Mit einem Jubelruf verschwand er hinter einem Jasminspalier.
    Jesse lachte - ein Laut, bei dem mir warm ums Herz wurde. Kurz darauf erschienen die beiden gemeinsam auf dem Gartenweg. Luke kniete auf Jesses Schoß und hatte ihm die Hände auf die Schultern gelegt.
    »Ich kann schon fast einen Ollie. Am See gibt’s einen Skatepark. Die Großen wollen keine Zweitklässler dabei haben, aber einmal bin ich die Quarter Pipe gefahren. Das war cool!«
    »Und dabei hast du dir die Schneidezähne ausgeschlagen?«, fragte Jesse.
    »Du bist aber dumm! Nein, an denen hab ich gewackelt, bis sie raus waren.« Er drückte gegen Jesses Brust.
    Brian sprang von seinem Hocker auf. »Vorsichtig!«
    Aus Erfahrung wusste ich, dass Lukes Gewicht auf Jesses
Knien sicher ausbalanciert war. Die beiden würden nicht umkippen. Die Erfahrung hatte mich auch gelehrt, dass es besser war, sich nicht einzumischen. Aber Brian war schon mit ausgestreckten Händen halb zur Tür hinaus.
    »Runter mit dir, Luke«, sagte er.
    Jesse kam herein. »Alles in Ordnung.« Er streckte die Hand aus. »Hallo, Brian.«
    Nachdem die beiden sich die Hände geschüttelt hatten, stellte ich Marc vor, der lächelte und angestrengt versuchte, nicht auf den Rollstuhl zu starren. Jesse kam ins Wohnzimmer, wobei er sich angeregt mit Luke unterhielt. Was gab es Neues in der Schule? Mathe. Windpocken. Warmes Mittagessen. Einer der Gründe, warum er sich so gut mit Luke und Kindern im Allgemeinen verstand, war, dass sie ihn schnell wie einen normalen Menschen behandelten. Manche starrten ihn zuerst an und fragten ihm ein Loch in den Bauch, aber dann nahmen sie seine Situation als gegeben hin, während sich Erwachsene in Belanglosigkeiten flüchteten und um den heißen Brei herumredeten. Nur nichts anmerken lassen. Jesse hatte seine ganz persönliche Art gefunden, damit umzugehen.
    »Ist noch mehr Bier da?«, fragte er. »Ich brauche mindestens drei, bevor ich mich aufs Skateboard wage.«
    Angriff war die beste Verteidigung, das war Jesses Motto. Marcs Lächeln wirkte so angespannt, dass er die Zähne wahrscheinlich nur mit Hilfe einer Brechstange hätte öffnen können. Ich brachte Jesse ein Dos Equis.
    Brian drehte einen Stuhl um und setzte sich rittlings darauf. »Wie geht’s meinem Pferdchen?«
    »Temperamentvoll wie immer.« Jesse setzte die Flasche an die Lippen.

    »Kriegt es auch genügend Auslauf? Du weißt doch, es braucht Bewegung.«
    Ich verdrehte die Augen. »Schwarz steht ihm ausgezeichnet. Aber heute Abend bleibt es im Stall.« Wenn die beiden anfingen damit zu prahlen, welche Höchstgeschwindigkeit sie dem Mustang entlocken konnten, suchten sie sich am Ende noch ein verlassenes Stück Freeway, um den Worten Taten folgen zu lassen. Ich legte Jesse die Hand auf die Schulter. »Ist bei deinen Eltern alles in Ordnung?«
    »Mom ist völlig außer sich und lässt das natürlich an mir aus. Hast du PJ aufgestöbert?«
    Ich warf Brian ei nen Seitenblick zu. »Er kann sich an nichts erinnern. Angeblich hatte er einen Blackout.«
    Jesse setzte Luke auf den Boden. »Sag bloß, das glaubst du.«
    »Als ich ihm von der Toten erzählt habe, ist er zusammengebrochen. Er war wirklich am Ende.«
    »Lass dir nichts vormachen. PJ kann sehr über zeugend sein.«
    »Das

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