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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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schlägst du mit dem Kopf gegen den Türrahmen, vielleicht hilft das.«
    Ich zwang mich, vom Gas zu gehen. Die Straße durch das Gewerbegebiet m it d en k unstvollen G rünanlagen h atte ziemlich viele Kurven.
    »Aber …«
    »Es gibt kein ›Aber‹. Die Dinge sind, wie sie sind.«
    An einer roten Ampel stoppte ich. Vor uns erhoben sich die überfüllten Studentenwohnheime von Isla Vista wie eine cremefarbene Festung. Die Straßen waren zugeparkt, und Studenten auf Mountainbikes flitzten im Zickzack über die Fahrbahn.

    »Dir sollte man einen Warnhinweis verpassen«, sagte ich.
    »Ich weiß: Achtung, Durchblick.« Er legte mir die Hand in den Nacken. »Ich liebe dich, aber du musst ei nen klaren Kopf bekommen. Für dich steht zu viel auf dem Spiel, als dass du dir Rettungsaktionen für meinen Bruder leisten könntest.«
    Es hupte. In der Spur neben uns winkte uns eine Frau zu. Nicht uns, Jesse. Sie lächelte und warf ihm eine Kusshand zu. Dann schaltete die Ampel um, und sie bog ab.
    Ich fuhr geradeaus über die Kreuzung. »Kennst du die?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Er spähte dem Auto hinterher. Ich beäugte ihn mit gespieltem Misstrauen.
    »Ehrlich«, beteuerte er.
    Ich wurde langsamer, bog in PJs Straße und bremste vor dem Don Quixote. »Abgemacht, Blackburn. Keine Rettungsaktionen. Weswegen sind wir dann hier?«
    »Um uns ei nen Überblick über die Lage zu verschaffen.« Er löste seinen Sicherheitsgurt. »Packen wir’s an.«
     
    Als ich aus dem Auto sprang, klingelte sein Handy.
    »Hier bei mir«, sagte er. Dem Ton nach war es geschäftlich.
    »Ich weiß, dass sie da war.« Er warf mir einen Seitenblick zu. »Lavonne, ich habe sie darum gebeten. Du weißt doch, dass mein Bruder bei den Jimsons arbeitet.«
    Ich wand mich innerlich. Lavonne war offenbar sauer über meinen Besuch bei den Jimsons. Jesse bedeutete mir vor zugehen.
    »Undiplomatisch?«, fragte er. »Das ist im Augenblick mein geringstes Problem.«
    Das Wohnheim war still. Auf dem Rasen vor dem Gebäude
lag ein Fußball herum, aber es war kein Mensch zu sehen. Die Nachricht von Brittany Gaines’ Tod hatte sich wohl herumgesprochen. Auf mein Klopfen öffnete PJs Mitbewohner. Er trug immer noch das alberne T-Shirt und wirkte wie ein Zombie. Offenbar war das sein natürlicher Zustand.
    Er kratzte sich an der Wange. »PJ ist in der Bibliothek.«
    Und ich war der Stirn des Zeus entsprungen wie einst Pallas Athene. »Dann warte ich hier.«
    Bevor ihm ein Gegenargument einfiel, war ich schon drin. Ich inspizierte das Wohn zimmer, überprüfte die Küche und wandte mich dann den Schlafzimmern zu. Das ganze Apartment stank nach Salamipizza und Wasserpfeife. Aus dem Spalt unter einer Schlafzimmertür drang ein Luftzug.
    Ich öffnete. PJ erstarrte wie ein Streifenhörnchen im Scheinwerferlicht.
    »Hast du deinen Büchereiausweis vergessen?«, fragte ich.
    »Es ist alles ganz anders.«
    »Komm sofort da runter.«
    Er stand auf seinem Bett und hatte ein Bein zum Fenster hinausgeschwungen. In der Durchfahrt hinter dem Wohnblock parkte seine Suzuki. Als ich ins Zimmer trat, packte er das Fensterbrett mit beiden Händen.
    »Ich will nur zu meinen Eltern«, behauptete er.
    »Und wieso nimmst du das Fenster? Wartet vor der Tür ein Einsatzkommando?«
    »Brittanys Vater ist nebenan.« Er senkte die Stimme und warf einen Blick in Richtung des benachbarten Apartments. »Dem will ich jetzt nicht begegnen.«
    »Ich glaube eher, du bist auf der Flucht vor der Polizei.«
    »Der Kerl ist der reinste Gorilla und sucht jemanden, dem er den Kopf abreißen kann.«

    »Und das bist du? Dann hatte Brittany bestimmt nur Gutes über dich zu berichten.«
    Er zog sich ganz aufs Fensterbrett hinauf.
    »Nicht so eilig.« Ich kniete mich auf das Bett und griff nach seinem Arm. »Du hast zwei Minuten, bis es passiert.«
    »Bis was passiert?«
    »Bis ich richtig sauer werde.«
    Seine blauen Augen blickten mich flehentlich an. »Du kapierst das nicht. Brittany war eine richtige Klette. Das war schon krankhaft.«
    »Was war krankhaft? Euer Kreditkartenbetrug?«
    »Nein, wie sie mich verfolgt hat. Sie war einfach überall. Stand plötz lich vor mei ner Tür oder tauchte wie aus dem Nichts im Waschsalon auf. Ich brauchte mich nur um zudrehen, schon war sie da. Sie wollte mit mir reden. Es war echt nicht auszuhalten.«
    »Hast du meine Brieftasche geklaut?«, fragte ich.
    »Du fantasierst wohl.«
    »Muss ein paar Monate her sein. Damals hat irgendwer angefangen, auf meinen Namen

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