Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
dessen Kosten berücksichtigte, musste er denken. Er hatte für seine VIP -Maschine, den weltweit größten zweistrahligen Jet, immerhin fast 300 Millionen Dollar bezahlt. Er konnte damit um die halbe Welt fliegen, bevor sie zum Auftanken landen mussten. Wenn er es eilig hatte, konnten sein Pilot und Kopilot, beides altgediente ehemalige Offiziere der mexikanischen Luftwaffe, die Maschine bis auf 0 , 89 Mach ( 945 km/h) beschleunigen. Der Jet war wie seine vielen Wohn häuser ein Ausweis seines Erfolgs und ein großartiger Rückzugsort. Nach der Fertigstellung im Boeing-Werk in Seattle ließ er das Flugzeug zum Lufthansa-Stützpunkt in Hamburg fliegen, wo es mit einer speziell für ihn hergestellten Kabine ausgestattet wurde, die sei nen Ansprüchen voll und ganz entsprach. Während die Erste -Klasse-Abteilung bis zu fünfzig Passagiere aufneh men konnte, war der Großteil der Maschine zu seinem fliegenden Heim und Büro umgewandelt worden. Da gab es eine Schlafzimmer-Suite, deren Einrichtungsgegen stände sich durch die warmen Töne ihrer Schwar zesche-Maserung auszeichneten. Das Travertin-Badezimmer besaß eine Sechserdusche und eine Sauna für vier Personen sowie eine Badewanne mit Whirlpool. Das anschließende Büro war mit antiken französischen Möbeln eingerichtet, die man am Boden festgeschraubt hatte. Selbst seine Bücherregale waren mit kleinen Rahmengestellen ausgestattet, die das Herausfallen der wertvollen Bände verhinderten. Die Möbel mochten zwar alt und erlesen sein, die technische Ausstattung war jedoch auf dem allerneusten Stand: Drucker, Scanner, Computer, Wi-Fi-Netzwerke, Webcams und alles andere, was sein ständig mitreisender Informations technologieexperte für nötig hielt. Gegenüber seinem Schreibtisch stand ein Konferenztisch mit einem Flachbildfernseher und einem Beamer. Daneben standen elegante Polsterstühle, die so bequem waren, dass seine Gäste vor Behagen aufseufzten, wenn sie sich auf ihnen niedergelassen hatten. Neben dem Büro lag ein Medienraum mit einem weiteren Breitbildfernseher, Sesseln und Sofas sowie eine vollständig eingerichtete Bar, die das Wirkungsfeld von Hans DeVaughn war, einem Weltklasse-Barkeeper, den Rojas bei einer Spanienreise angeworben hatte. DeVaughn hatte zuvor einen Wettbewerb gewonnen, der als eine Art Welt meisterschaft der Bartending-Kunst galt. Er hatte dabei mit seinem Wissen und Geschick und seiner Kreativität mehr als 6000 Barkeeper aus 24 Ländern geschlagen. Tatsächlich hatte Rojas alle seine sieben persönlichen Bediensteten auf Geschäftsreisen nach Europa gefunden. Sie verfügten alle über ihre eigenen, nicht sehr großen, aber sehr funktionellen Wohnbereiche, die mit einer Dusche und Schlafkojen für längere Flüge ausgestattet waren. Schließlich gab es da noch eine große Küche mit einem Umluftofen und einem spektakulären Herd, die ganz nach den Wünschen seines langjährigen Küchenchefs J. C. entworfen worden war. Dieser wollte alle seine Utensilien dabeihaben, wohin auch immer sie reisen mochten. Einige von Rojas’ ganz speziellen VIP s hatten schon mehrmals geäußert, dass die Air Force One des amerikanischen Präsidenten mit Rojas’ fliegendem Palast nicht konkurrieren könne. Der König von Jordanien meinte einmal im Spaß, er sei allerdings ein wenig enttäuscht, weil es in dieser Maschine keinen Swimmingpool gebe.
»Lachen Sie nicht«, hatte Rojas darauf geantwor tet. »Die Russen hatten Salzwasserpools an Bord ihrer U-Boote der Typhoon-Klasse. Aber seien Sie versichert, dass mein nächstes Flugzeug noch größer werden wird – und Sie Ihren fliegenden Swimmingpool bekommen werden.«
»Nicht nötig. Was Sie schon haben, ist spektakulär genug.«
Tatsächlich war Rojas auch jetzt von teuerstem Leder und Holz umgeben, das täglich hochglanzpoliert wurde. J. C. bereitete ihm gerade ein köstliches frühes Abendessen zu, und er besaß bereits mehr Geld, als er in tausend Leben ausgeben konnte. Die Börsenkurse in Nord- und Südamerika hatten gerade ein Fünfmonatshoch erreicht. Das Leben war großartig. Er hatte wirklich keinen Grund dafür, dass er gerade ein wenig verdrießlich war.
Trotzdem, Miguel wurde einfach viel zu schnell erwachsen. Zwar hatte ihm Rojas geholfen, eine ausgesprochen reizvolle Freundin zu finden, aber er begann dies bereits ein wenig zu bereuen, da dieses Mädchen, das ihn in so vielem an seine geliebte Sofía erinnerte, jetzt zum Lebensmittelpunkt des Jungen werden würde. Rojas lächelte in sich
Weitere Kostenlose Bücher