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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Vielleicht lassen sie es mich abarbeiten.«
    »Geh nicht!«
    »Ich muss das hinter mich bringen. Ich kann schon nicht mehr schlafen. Ich muss mich irgendwie mit ihnen einigen.«
    Esteban riss sich los, stieg von der Veranda herunter und machte sich auf den Weg zum Zaun.
    Seit dieser Zeit sah Rojas in Albträumen seinen Bruder immer wieder diesen Sandweg hinuntergehen. Er merkte sich jeden Schritt und jeden Schatten, der über die Cordjacke seines Bruders huschte. Esteban zupfte nervös an deren Ärmeln und zog den Stoff immer weiter in seine Handfläche hinein. Rojas hatte immer zu seinem älteren Bruder aufgesehen. Noch nie hatte er ihn ängstlich erlebt.
    Aber diese Hände, die an den Ärmeln zogen … und sein bemüht gemessener Schritt, bei dem er jedoch mit den Stiefeln fester auftrat als gewöhnlich … zeigten ihm, dass sein Held, sein Beschützer, der Junge, der ihm das Angeln, das Steinewerfen und das Traktorfahren beigebracht hatte, große Angst hatte.
    »Esteban«, rief er ihm hinterher.
    Sein Bruder drehte sich um und hob einen Finger. »Bleib auf der Veranda!«
    Rojas hätte nichts lieber getan, als seinen Bruder zu begleiten oder ins Haus zurückzulaufen und seine Eltern zu alarmieren. Diese waren jedoch in die Stadt gefahren, um ihren Hochzeitstag zu feiern. Rojas’ Vater hatte sich sogar gebrüstet, er habe so viel Geld gespart, dass er heute seine Frau zu einem teuren Essen einladen könne.
    Einer der Gangster sagte etwas zu Esteban, der mit erhobener Stimme etwas erwiderte. Esteban näherte sich jetzt dem Tor. Seltsamerweise hatten die Kerle Scheu, das Grundstück zu betreten, als ob sie eine seltsame Kraft davon abhalten würde.
    Erst als Esteban aus dem Tor auf den davorliegenden Feldweg hinaustrat, umringten sie ihn. Rojas fiel die Schrotflinte ein, die sein Vater unter dem Bett aufbewahrte. Er dachte daran, mit ihr dorthin zu eilen und jedem von diesen Teufeln eine Ladung ins Gesicht zu schießen. Er konnte es nicht länger mit ansehen, wie diese Cabrones seinen Bruder in die Zange nahmen.
    Er musste an die Süßigkeiten denken, die Esteban ihm in der letzten Woche mitgebracht hatte, die für beide ein echter Luxus waren. Jetzt begriff er, dass er auch sie mit dem gestohlenen Geld gekauft hatte.
    »Hier«, hatte Esteban gesagt. »Ich weiß doch, wie sehr du Schokolade magst.«
    »Vielen Dank! Ich kann gar nicht glauben, dass du tatsächlich welche hast!«
    »Ich weiß. Ich auch nicht!«
    Als sie die Schokolade aufgegessen hatten, in ihren Betten lagen und zur Decke emporstarrten, hatte Esteban noch gesagt: »Du solltest niemals vor irgendjemand Angst haben, Jorge. Die Leute werden versuchen, dich einzuschüchtern, aber niemand ist besser als der andere. Nur haben einige eben Geld und Waffen. Das ist der ganze Unterschied. Hab keine Angst. In diesem Leben muss man ein Kämpfer sein.«
    »Ich weiß nicht, ob unser Padre mit diesen Aussagen einverstanden wäre«, hatte er geantwortet. »Er hat uns doch gesagt, dass wir uns vor den Gangs fürchten sollten.«
    »Nein! Du darfst niemals Angst haben.«
    Aber Rojas fürchtete sich jetzt mehr als jemals zuvor, als er beobachtete, wie die Gangster seinen Bruder anschrien.
    Der Kleinste schubste jetzt Esteban und der schubste zurück und schrie: »Ich werde das Geld zurückzahlen!«
    Und dann griff der größte von ihnen, der Wächter, der immer ein paar Schritte hinter ihnen geblieben war und bisher kein einziges Wort gesagt hatte, in seine Jacke und holte eine Pistole hervor.
    Rojas stockte der Atem, er verkrampfte, streckte hilflos die Hand aus …
    Der Pistolenschuss ließ ihn zusammenzucken. Er sah, wie die Kugel Estebans Kopf zur Seite riss und sein Bruder zu Boden sank.
    Ohne ein Wort rannte Rojas ins Haus in das Eltern schlafzimmer und schnappte sich die Schrotflinte. Dann eilte er nach draußen. Die Gangster sprinteten bereits über das Feld, dem Mond entgegen, der kurz über dem Horizont hing. Rojas rannte aus dem Tor und schrie ihnen nach. Er feuerte zweimal die Schrotflinte ab, das Echo der Schüsse hallte vom Haus und den Bergen in der Umgebung wider. Die Gangster selbst waren längst außer Reichweite. Er fluchte, hielt an und schöpfte keuchend Atem.
    Dann drehte er sich zu seinem Bruder um, der bewegungslos im Staub lag. Er eilte an seine Seite … und die Schrotflinte fiel ihm aus der Hand. Das klaffende Loch in Estebans Kopf ließ ihn erschauern. Sein Bruder schaute ihn mit einer seltsamen Widerspiegelung in seinen Augen an. In seinen

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