Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
man sie ihnen sogar kostenlos geliefert – und das ganz ohne Online-Gutschein! Seine Unterführer hatten über diesen Witz gelacht. Allerdings war er von der Wahrheit gar nicht so weit entfernt. Der ganze Waffendeal wurde über eine verschlüsselte Website und ein elektronisches Bezahlsystem abgewickelt. Darüber hin aus gelang es ihren chinesischen Geschäftspartnern mü helos, die Waffen an Bord eines Containerschiffs nach Costa Rica zu schmuggeln.
Samad und seine Begleiter hatten Kolumbien an Bord eines kleinen Frachtflugzeugs verlassen. Ein alter Verbündeter flog sie nach Costa Rica und brachte sie dort zu einem sicheren Unterschlupf in Uruca, einer Vorort gegend der Hauptstadt San José. In diesem kleinen Haus mit seinen beiden Schlafzimmern, in denen es nach Mottenkugeln und Bleichmitteln roch, nahmen sie dann diese ganz besondere Warenlieferung entgegen: sechs schultergestützte Boden-Luft-Raketen, die in spezielle Transportbehälter verpackt waren. Mit den bei gefügten, rucksackähnlichen Tragegestellen konnten sie die Raketen zu Fuß über größere Entfernungen transportieren. Als sie in diesem Haus zusammensaßen, erkundigten sich Talwar und Niazi noch einmal nach den Details ihrer Mission.
»Wann wirst du uns mitteilen, was genau passieren wird?«, fragte Niazi.
»Wenn wir in den Vereinigten Staaten sind.«
»Wie kommen wir ohne die Hilfe der Mexikaner dort hin?«, fragte Talwar.
»Wenn man einen Plan macht, muss man gleichzeitig drei weitere Pläne entwickeln, damit man über Ausweichmöglichkeiten verfügt.«
»Und wenn einem die Pläne ausgehen?«, fragte Talwar.
Samad zog die Augenbrauen hoch. »Man hat entweder Erfolg, oder man stirbt.«
»Und wie willst du uns jetzt in die Vereinigten Staaten bringen?«
»Nur Geduld«, forderte Samad Talwar auf. »Zuerst müssen wir nach Mexiko. Wenn wir dort ankommen, wirst du es schon sehen. Wir haben Freunde dort, die die Grenze genau beobachten. Wir sind nicht allein. Mullah Rahmani hat sehr gut für uns gesorgt.«
»Samad, ich mache mir wegen einigen unserer Leute Sorgen. Sie sind noch sehr jung und leicht zu beeindrucken. Ich fürchte, dass uns einige in Amerika verlassen werden, wenn sie sehen, welches Leben sie dort führen könnten – McDonald’s und Burger King und Walmart.«
»Zweifelst du so sehr an ihrem Glauben!«
Talwar zuckte die Achseln. »Es ist eine Sache, sich seinen Glauben in unserem Tal in Afghanistan zu bewahren. Eine andere ist es, ihm in Überfluss und Wohlstand treu zu bleiben. Wir alle sind als Krieger hier, trotzdem mache ich mir Sorgen.«
Samad legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wir werden jeden erschießen, der uns im Stich lässt. Hast du verstanden?«
Talwar und Niazi nickten.
»Dann gibt es nichts mehr zu bereden. Wir haben die Raketen und die Abschussrampen. Laden wir sie auf die Lastwagen und fahren wir mit ihnen zurück zum Flughafen.«
Sie würden von Costa Rica zu einem privaten Flugfeld mit einer nicht asphaltierten Landepiste fliegen, das 1600 Kilometer südlich von Mexicali buchstäblich am Ende der Welt lag. Dort warteten Lastwagen mit Fahrern, um sie und ihr Gepäck nach Norden zur Grenze zu bringen.
Samads Aufregung stieg. Wenn sie es über die Grenze schafften, würde der Rest der Mission genauso ablaufen, wie Mullah Rahmani sie geplant hatte. Die jahrelange Vorbereitung und die unendliche Hingabe unzähliger Krieger im Dienste Allahs sollten endlich Früchte tragen.
Samad hätte nicht stolzer sein können. In seinem Herzen trug er den Willen Allahs und in seinen Händen das Feuer des Dschihad. Mehr brauchte er nicht.
San Cristóbal de las Casas
Chiapas, Mexiko
E rst jetzt konnte Moore einige Digitalfotos machen, auf denen alle drei »Leibwächter« zu sehen waren, die auf Miguel und seine Freundin aufpassen sollten. Als er Towers die Aufnahmen schickte, stellte sich heraus, dass sie alle gesuchte Schwerverbrecher waren. Nicht nur Corrales stand auf den Fahndungslisten des FBI ganz oben, sondern auch sein Kollege Pablo Gutiérrez, der in Calexico einen FBI -Agenten ermordet hatte. Tat sächlich hatte Agent Ansara aus Moores eigener Task force Gutiérrez’ Spur aufgenommen, die ihn dann bis in den Sequoia-Nationalpark geführt hatte. Towers meinte, dass man jetzt zwei üble Schmeißfliegen mit einer Klappe schlagen könne.
»Drei«, korrigierte ihn Moore. »Vergessen Sie nicht die Oberschmeißfliege Rojas …«
»Glauben Sie mir, ich habe ihn nicht vergessen«, antwortete Towers. »Aber
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