Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Rojas weckte um 6 . 41 morgens ein heißes Verlangen. Er rollte sich im Bett herum und ließ seine Hand langsam Sonias Bein emporwandern. Sie bewegte sich und flüsterte: »Immer deine Morgenlust. War das gestern Abend nicht genug?«
»Das ist die Stimme der Natur«, sagte er.
»Nein, das bist nur du.«
»Ich kann nichts dafür. In Wirklichkeit ist es deine Schuld. Ich muss einfach immer an dich denken, weißt du …«
»Nun, es gibt noch mehr im Leben.«
»Ich weiß, ich weiß.«
»Gut. Ich weiß ja, wie ihr Männer seid, und das ist auch okay, trotzdem habe ich Angst, dass du die Achtung vor mir verlieren könntest.«
»Niemals.«
»Das sagst du jetzt.« Sie legte einen Arm über den Kopf. »Manchmal wünschte ich …«
Sein Blick verdüsterte sich. »Was?«
»Ich wünsche mir, dass mein Leben ganz anders verlaufen wäre.«
»Das meinst du doch nicht im Ernst.«
»Du bist vielleicht der perfekte Mann für mich. Aber das Leben ist kompliziert, und ich habe einfach nur ein wenig Angst um uns. Ich wünschte, alles wäre anders gewesen, bevor ich dir begegnet bin.«
»Was stimmte denn nicht mit deinem früheren Leben? Du hast großartige Eltern, die dich über alles lieben. Du hast es doch gut getroffen.«
»Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich da sage.«
»Ist es das Geld? Weil …«
»Nein, damit hat es überhaupt nichts zu tun.«
Plötzlich wirkte er angespannt. »Was ist es dann? Etwa ein anderer Mann bei dir daheim? Das ist es. Du liebst immer noch einen anderen.«
Sie begann zu lachen. »Nein.«
Er fasste sie zärtlich ans Kinn. »Liebst du mich?«
»Viel zu sehr.«
»Was soll das denn heißen?«
Sie schloss die Augen. »Das heißt, dass es manchmal wehtut.«
»Das soll es aber nicht. Was kann ich da tun?«
»Küss mich einfach.«
Das tat er dann auch, und eine Sache führte zur nächsten. Er fragte sich, ob Corrales und die anderen im Nachbarzimmer sie hören konnten. Sie stöhnte nur ganz leise und sie versuchten, ihre Lust vor den anderen zu verbergen.
An ihrem ersten Tag in der Altstadt hatten sie nicht viel unternommen. Meist waren sie in der Nähe der Villa geblieben und hatten sich mit deren Umgebung vertraut gemacht. Miguel hatte sich entschieden, wie ein Tourist Urlaub zu machen und nicht die Verbindungen seines Vaters zu nutzen und in den alten, langweiligen Herrenhäusern zu nächtigen, die er bereits zur Genüge kannte. Er hatte ein originelles, von einem Europäer betriebenes Boutique-Hotel gefunden. Ihre Erdgeschoss-Suite hatte eine Küche, einen Essensbereich, eine Sitzecke und ein Schlafzimmer mit Bad. Die Wände waren m it Wandbildern und Maya-Textilien geschmückt. Dem Bett gegenüber stand ein offener Kamin. Das Zimmer hatte keine Klimaanlage, aber das war auch nicht nötig. Draußen war eine Veranda mit Stühlen, wo sie sitzen und die Leute in dem als Garten gestalteten Innenhof beobachten konnten, in dem zwischen zwei schattigen Bäumen eine Hängematte aufgehängt war. Ein junges Paar hatte darin gelegen und sich intensiv geküsst. Dieser Anblick hatte ihn und Sonia in ihr Schlafzimmer zurückgetrieben, wo sie sich nur Stunden nach ihrer Ankunft einen Quickie gönnten.
Als Miguel von Sonia herunterrollte, begrüßten die Hähne gerade den neuen Morgen und der Tag graute. Sie hatten das Gefühl, auf einem Bauernhof zu sein. Miguel genoss dieses Spektakel. Das war das ländliche Mexiko, und ein kleines, schönes Landstädtchen wartete nur darauf, von ihm und Sonia erobert zu werden. Der Portier hatte ihnen erzählt, dass viele Schriftsteller, Maler, Wissenschaftler und Archäologen in ihrem Hotel abstiegen, um die Stadt zu erkunden oder die dreißig Minuten zu der alten Maya-Stadt Palenque hinauszufahren, deren antike Tempel und Paläste mit ihren breiten Freitreppen und verfallenden Mauern jedes Jahr Tausende von Besuchern anzogen. Miguel hatte diese Ruinen nur ein einziges Mal, als kleiner Junge, besucht. Er dachte, dass er sie sich gerne noch einmal ansehen würde.
Zuerst würden sie jedoch shoppen gehen, was Sonia bestimmt gut gefallen würde. Sie waren ja auch nur zehn Gehminuten von den lauten Straßen der Innenstadt entfernt. Miguel stand auf und ging zum Fenster hinüber. Er schaute über den Hof zu den immer noch in lange Schatten gehüllten Hügelzügen hinüber. Die grünen Berge am Horizont lagen noch weitgehend im Dunkeln.
Etwas näher wanden sich enge Sträßchen durch die Anhöhen, an denen grüne, rosafarbene und gelbe Häuschen mit ihren
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