Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Vaters vor dem brennenden Hotel verfolgte Dante Corrales noch immer, während er mit bandagierter Schulter und dem linken Arm in der Schlinge im Bett lag. Er wählte eine Nummer und hörte das Klingelzeichen. Keine Antwort. Es meldete sich auch keine Voicemail, nur dieses endlose Tut-Tut war zu hören.
»Nimmt er immer noch nicht ab?«, fragte Pablo, der auf einem Stuhl in der Nähe der Tür saß, die auf die Veranda hinausführte.
»Was, wenn sie Miguel anrufen? Was, wenn sie bereits wissen, dass etwas nicht stimmt?«
»Wenn du Castillo anrufst und ihm die Wahrheit berichtest, weißt du, was er sagen wird …«
»Er erwartet dann, dass ich davonlaufe. Sie werden mich jagen und töten. Das kann ich also nicht tun.«
»Dante, warum hast du solche Angst? So habe ich dich ja noch nie erlebt. Auf! Da kommen wir durch!«
»Warum ich Angst habe? Hast du auch nur den Schimmer einer Ahnung, was passieren wird?«
»Nein.«
Corrales fluchte in sich hinein, um dann diese Flüche in voller Lautstärke zu wiederholen. »Scheiße. Ich hätte diesen Drecksack Salou eben bezahlen sollen, aber er ist ein schmutziger Bastard und sollte froh sein, dass er überhaupt die Anzahlung bekommen hat.«
»Hast du das Geld noch?«
Corrales schüttelte den Kopf. »Längst ausgegeben.«
»Hast du wirklich gedacht, sie würden sich den Rest nicht von dir holen?«
Corrales musste beinahe lächeln. »Das wusste ich schon, aber ich dachte, ich hätte bis dahin etwas Extrageld von diesen Drogenlieferungen. Aber die sind ja aufgeflogen, wie du weißt …«
In diesem Moment klingelte Corrales’ Handy – eine Nummer, die er nicht kannte. »Hallo?«
»Corrales, mein Freund, ich habe gemerkt, dass du versucht hast, mich anzurufen. Ich freue mich wirklich, dass wir endlich deine Aufmerksamkeit erregen konnten.«
Er erstarrte. Es war Salou, und dieser Bastard machte sich über ihn lustig. »Pass auf, was du sagst, das rate ich dir dringend«, zischte ihn Corrales an.
»Ich bin echt enttäuscht von dir.«
»Ich weiß. Lass es mich wiedergutmachen.«
»Wir wollen jetzt aber dreimal so viel, wie ursprünglich vereinbart.«
»In Ordnung. Und ihr wisst ja, was ich will.«
»Natürlich.«
»Wo bist du?«
»Oh, Corrales, du weißt, dass ich dir das nicht sagen werde. Sag mir, wo du bist, und ich schicke dir einen Wagen.«
»Das wird ein bisschen dauern. Vierundzwanzig Stunden mindestens.«
»Es tut mir leid, Corrales, aber meinst du, dass ich dir noch traue, nach allem, was du getan hast? Also, ich habe keine vierundzwanzig Stunden. Ich will das Geld bis Mitternacht. Okay?«
»Das schaffe ich nicht.«
»Klar schaffst du das. Wir können das elektronisch durchziehen. Ich habe alle Informationen, die du dafür brauchst.«
Aber so wollte Corrales diesen Mann keinesfalls bezahlen. Er wollte Bargeld besorgen, um die Transaktion vor Castillo zu verbergen. Wenn er das Geld dagegen elektronisch von einem Konto des Kartells abbuchte, würde Castillo das bald merken.
»Ich komme mit dem Bargeld vorbei«, sagte Corrales. »Vor Mitternacht.«
»Nein, wie ich gesagt habe, werden wir dir einen Mann schicken, wenn du den Cash hast. Und keine Spielchen mehr, Corrales!«
»Verstanden.«
»Das hoffe ich. Das ist deine letzte Chance. Ich weiß, dass dir dein Fehler inzwischen sehr leidtut, und ich bin bereit, dir ein letztes Mal zu helfen, weil ich davon profitiere. Sonst kann dir nur noch Gott helfen, und ich bezweifle, dass er das tun wird …«
Corrales legte auf und schaute Pablo an. »Wir müssen ganz schnell eine Menge Bargeld auftreiben. Ruf Héctor an und teile La Familia mit, dass wir ein Darlehen brauchen.«
»Jetzt borgen wir uns schon Geld von einem anderen Kartell?«, fragte Pablo.
»Stell nicht solche Fragen! Tu einfach, was ich dir sage!« Corrales zuckte zusammen, weil das Pochen in seiner Schulter plötzlich zu einem stechenden Schmerz wurde.
Medizinisches Institut »Jorge Rojas«
Mexico City
E twa zweihundert Menschen hatten sich auf dem Parkplatz eines brandneuen fünfstöckigen Bürokomplexes versammelt. Jorge Rojas trat ans Rednerpult, straffte die Schultern und lächelte noch einmal die Mitglieder des Verwaltungsrats, die leitenden Mitarbeiter und die zahlreichen Büroangestellten an, die man angeheuert hatte, um sein ehrgeiziges Vorhaben zu befördern. Ein paar örtliche Journalisten waren ebenfalls gekommen, um über die historische Einweihungsfeier zu berichten.
Rojas hatte sich recht kurzfristig entschieden, die Feier
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