Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
zu besuchen (ursprünglich hatten seine Reisepläne dies verhindert), aber er war dann doch früher aus Kolumbien zurückgekehrt und hatte sich im letzten Moment entschlossen, das Sicherheitsrisiko einzugehen und auf dieser Veranstaltung eine Rede zu halten.
Er war in einem Konvoi von sechs kugelsicheren Ge ländewagen angekommen. Seine zwanzig schwer bewaff neten Leibwächter, die alle Anzüge der Firma Somoza trugen, sicherten jetzt die ganze Umgebung ab. Im zweiten Teil seiner Rede ging er noch einmal auf den Zweck seiner Gründung ein: »Wie ich bereits gesagt habe, hat das gegenwärtige medizinische Modell große Schwächen. Wir wollen uns deshalb hier auf die Präventivmedizin konzentrieren. Im Mittelpunkt unserer Bemühungen soll der Patient und nicht ein unpersönliches Gesundheitssystem stehen. Wir möchten alle Bürger Mexikos – und übrigens auch alle Lateinamerikaner – dazu bewegen, sich aktiver um ihre Gesundheitsvorsorge zu bemühen. Um diese progressiven Ideen durchzusetzen, werden wir andere gemeinnützige Organisationen unterstützen und Studenten, Professoren, Wissenschaft lern und Ärzten die notwendigen Stipendien und Geldmittel zukommen lassen. Mit der Gründung dieses Instituts verfolge ich einen ganz bestimmten Zweck: Den Menschen zu einem besseren und längeren Leben zu verhelfen. Also, ich glaube, wir sollten jetzt endlich die ses Band durchschneiden, denn dort drüben warten sie schon mit Churros und Kaffee auf uns.«
Die Zuhörer lachten, als Rojas vom Podium herabstieg, eine übergroße Schere überreicht bekam und dann unter großem Applaus das Band durchtrennte. Er wünschte sich, dass seine Frau dies noch hätte erleben können. Stattdessen stand jetzt Alexsi neben ihm, die in ihrer hochmodischen Designerkleidung und mit all ihrem Schmuck wie ein Mannequin aussah, während seine Frau immer als Dame mit Stil aufgetreten war. Neben ihr stand Castillo, der seinen Bluetooth-Empfänger in der Hand hielt und leise mit seiner Sicherheitsmannschaft sprach.
Als Rojas noch einmal aufs Podium steigen wollte, um ein paar Dankesworte zu äußern, drängte sich Inés Ortega, eine Reporterin von XEW - TV , nach vorn und hielt ihm ein Mikrofon unter die Nase. Sie war eine Frau mittleren Alters, die ihn bereits einige Male interviewt hat te, wobei ihn ihre Fragen regelmäßig geärgert hatten.
»Señor Rojas, Sie sind einer der reichsten Männer der Welt, und Ihr Einfluss macht sich überall bemerkbar. Ich kann mit meinem von Rojas betriebenen Handy te lefonieren, während ich in einem Supermarkt einkaufe, der Ihnen gehört, und dafür mit Geld zahle, das auf einer Ihrer Banken liegt. Danach kann ich eine Tasse Kaffee in einem Ihrer Restaurants trinken. Sie sind allgegenwärtig …«
»Ich bin glücklich, wenn ich Menschen helfen kann«, sagte er mit einer abwehrenden Handbewegung. »Wenn Sie keine Fragen mehr haben …«
»Tatsächlich habe ich noch eine. Was antworten Sie Leuten, die Sie als habgierig bezeichnen? Ein Großteil unseres Landes hungert, und Sie werden immer reicher, da Ihre Unternehmen stets zu florieren scheinen …«
»Denen antworte ich Folgendes«, sagte er und deutete auf das medizinische Institut hinter ihnen. »Wir unternehmen alles, um mit unserem Geld unserem Land und unserer Gesellschaft zu helfen. Es wird immer Kritiker geben, aber die Tatsachen sprechen für sich. Was den Reichtum angeht, bin ich der Meinung, dass er bewahrt werden sollte, um künftigen Generationen zu nützen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass meine Unternehmen Erfolg haben. Ich bin längst nicht mehr hier, um noch reicher zu werden. Ich bin hier, um unserem Volk und unserem Präsidenten zu helfen, die Bedürfnisse der Menschen in diesem Land zu befriedigen. Wenn Leute so etwas habgierig nennen, ist das eine völlige Missdeutung meiner tief empfundenen Überzeugungen.«
Ein Knall, nicht lauter als ein Feuerwerkskörper, erklang plötzlich im Rücken der Menschenansammlung. Unmittelbar darauf hatte Rojas das Gefühl, jemand schlage ihm mit der Faust auf die Brust. Er verlor das Gleichgewicht. Er streckte die Hand nach dem Geländer der Podiumstreppe aus, verfehlte es und fiel die Treppenstufen hinunter, wobei sein Ellbogen hart auf den Beton des Vorplatzes aufprallte.
Unter den Zuhörern brach Panik aus, und überall waren Schreie zu hören. Einige versuchten zu ihren geparkten Autos zu flüchten, während andere sich ein fach auf den Boden warfen. Alle suchten Deckung außer Fernando
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