Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
unseligen Nacht geschwelt hatte. Sein Herz platzte fast vor Zorn, dass er sich seitdem nicht vergeben konnte. Diese Gefühle trieben ihn an, als er mit voller Kraft den Hügel hinauf den Schreien dieser Frau entgegenstürmte, wobei ihn der eiskalte Atem eines Geistes von hinten anhauchte.
Als er um die Autos herumbog, sah er, dass sich Sonia von dem einen Mann losgerissen hatte und jetzt nur noch von einem einzigen Kerl festgehalten wurde. Als dieser Moore bemerkte, hielt er ihr seine Pistole an den Kopf.
Die beiden anderen zielten mit ihren Pistolen auf Miguels Brust. Der junge Mann weinte und flehte um sein Leben.
Hier war keine Zeit mehr für Verhandlungen. Moore konnte diese Typen auch nicht mehr mit dem Argument zur Aufgabe überreden, dass ihr Boss ja tot sei und sie nichts gewinnen würden, wenn sie jetzt noch weitermachten. Die Würfel waren gefallen.
Das Adrenalin floss ihm wie geschmolzene Lava durch die Adern. Gleichzeitig ermöglichte es ihm seine jahrelange Ausbildung und Erfahrung als Navy- SEAL und CIA -Agent und die Hunderte von Stunden, die seine Ausbilder ihn angeschrien, angeleitet und belobigt hat ten, die Situation im Bruchteil einer Sekunde zu erfassen. Er reagierte jetzt wie der Mann, der er war: ein Kämpfer, dessen Muskeln sich ans Töten erinnerten.
Er biss die Zähne zusammen und entschloss sich, die eigene Schuld zu bekämpfen, die sich gerade in diesen drei Mitgliedern der guatemaltekischen Todesschwadronen verkörperte. Er schaute den Kerl an, der Sonia festhielt, und schrie: »Hey!«
Der Typ riss die Augen auf.
Peng! Moore schoss ihm eine Kugel in den Kopf.
Dass die beiden anderen Männer jetzt wahrscheinlich Miguel töten würden, war ohne Belang. Hier ging es nur um Sonia.
Der Junge hatte jedoch das Glück, dass die Guatemalteken zuerst Moore ausschalten wollten, bevor sie ihn umbrachten.
Moore gelang es jedoch auch dieses Mal, zuerst zu feuern. Er traf beide mitten in die Brust. Dabei geriet er ins Straucheln, kam aber gleich wieder ins Gleichgewicht. Er trat auf die beiden Gangster zu und setzte sie mit jeweils einem Schuss endgültig außer Gefecht. Plötzlich war neben den Karneval-Trompetern auch noch das Geheul von Polizeisirenen zu hören. Ein paar Sekunden stand Moore einfach nur da, in seinem Kopf begann sich alles zu drehen und er hatte im Adrenalinrausch das Gefühl, dass seine Brust gleich explodieren würde.
»Wer sind Sie?«, rief Miguel.
Moore antwortete ihm auf Spanisch: »Ich arbeite für Ihren Vater.« Er holte aus seiner Hüfttasche ein Karambit, ein Messer mit einer klauenförmigen Klinge, dessen Schneide wie eine Melonenscheibe gekrümmt war. Er schnitt zuerst Sonias und dann Miguels Fesseln durch. Dann deutete er die Straße hinunter. »Da unten steht ein Auto. Gleich da vorn. Die Schlüssel liegen unter der Fußmatte. Das nehmen Sie. Sie verschwinden von hier, ohne sich umzusehen. Fahren Sie zum Flughafen. Fliegen Sie heim. Und zwar jetzt gleich!«
»Los! Komm!«, rief Sonia und zog Miguel hinter sich her.
Moore stand noch ein paar Sekunden da, um wieder zu Atem zu kommen, dann steckte er seine Pistole ins Holster und eilte zurück ins Haus. Er stieg über Torres’ Leiche und betrat das Wohnzimmer. Dort lag Fitzpatrick mit zwei Schusswunden im Kopf auf dem Boden.
»Oh, verdammt … Kumpel, nicht doch …«
Er ließ sich neben ihm auf die Knie fallen, aber der DEA -Agent war tot. Moore riss ihm die Sturmhaube vom Kopf und schaute ihn eine ganze Weile lang still an.
Dann klingelte irgendwo draußen ein Telefon. Moore stand auf, beugte sich über Torres’ Leiche und suchte nach dessen Handy. Er fand es in seiner Hüfttasche. Es war Zúñiga.
»Hallo?«
»Luis, bist du das?«
»Nein, Señor Zúñiga, hier ist Señor Howard. Ich habe ganz schlechte Neuigkeiten. Luis und Flexxx sind tot. Rojas’ Sohn und seine Freundin konnten fliehen …«
»Was soll das heißen?«, schrie Zúñiga. »Sie haben doch behauptet, dass Ihre Organisation mächtig ist!«
»Ich komme nach Juárez zurück. Ich muss mich mit Ihnen treffen.«
»Wenn Sie klug sind, dann lassen Sie das lieber, Mr. Howard. Sie würden dieses Treffen nicht überleben.«
»Hören Sie. Wir sind noch nicht fertig miteinander. Ich rufe Sie nach meiner Rückkehr an.« Moore legte auf, steckte Torres’ Handy in die eigene Tasche, dann ging er zu Salous Leiche hinüber und griff sich auch dessen Mobiltelefon. Zurück im Haus rief er Towers an, um ihm zu berichten, was hier vorgefallen
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