Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
pakistanischen Schmugglern verbandelt sind. Wenn es Ihnen ein Trost ist: Sie werden immer noch an derselben Sache arbeiten – nur aus einer anderen Perspektive.«
Moore brauchte ein paar Momente, um das Gesagte zu verarbeiten. »Und wie passen die Mexikaner da rein, abgesehen davon, dass sie Mittelsmänner oder Kunden sind?«
O’Hara lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück. »Das ist die entscheidende Frage, nicht wahr?«
Slater räusperte sich und las einige Notizen durch. »Ihre Hauptaufgabe wird sein, herauszufinden, ob diese Verbindung zwischen den Taliban und den Me xikanern nur den Opiummarkt erweitern soll, oder ob etwas weit Problematischeres dahinterstecken könnte. Beispielsweise könnten die Taliban in Mexiko eine neue Operationsbasis aufbauen wollen, die ihnen einen leichteren Zugang in die Vereinigten Staaten ermöglicht.«
»Sie sprachen vorhin von einer vereinigten Taskforce. Welche anderen Dienste sind noch daran beteiligt?«
Slater grinste. »Das ganze Alphabet: CIA , FBI , ATF , CBP und ein halbes Dutzend kleinerer Behörden und Dienste als Unterstützung.«
Moore überlief es kalt, als er darüber nachdachte, mit welcher enormen Aufgabe er hier betraut wurde. »Gentlemen, ich weiß Ihr Angebot zu würdigen.«
»Das ist kein Angebot«, erklärte O’Hara in scharfem Ton.
»Ich verstehe. Bitte geben Sie mir noch ein paar Tage, um Khodais Mörder zu verfolgen und vielleicht herauszufinden, was mit Gallagher passiert ist. Das ist alles, worum ich Sie bitte.«
»Wir haben bereits ein anderes Team losgeschickt«, sagte Slater.
»Das ist gut. Aber ich bitte um die Erlaubnis, noch einen einzigen Versuch zu unternehmen.«
O’Hara zuckte zusammen und sagte dann: »Wir alle haben hier versagt. Nicht nur Sie.«
»Diese Kerle haben den Oberst getötet und seine Angehörigen ermordet. Er war ein guter, anständiger Mann. Er tat das Richtige. Wir schulden es ihm und seinem Neffen. Ich kann mich nicht einfach so davonstehlen.«
O’Hara überlegte einen Moment, dann hob er die Augenbrauen. »Zwei Tage.«
2
Bewegungen
Irgendwo im Dschungel
Nordwestlich von Bogotá, Kolumbien
J uan Ramón Ballesteros fluchte durch die Zähne und holte an seinem aufgedunsenen Bierbauch vorbei sein Handy aus der Tasche seiner Cargoshorts. Sein ärmelloses weißes T-Shirt war schweißgetränkt. Auch die Cohiba Behike, die ihm kalt zwischen den Lippen hing, war inzwischen völlig durchgeweicht. Dieser Sommer war wirklich brutal und gnadenlos. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass er das Gefühl hatte, ständig durch ein überhitztes Dampfbad zu gehen.
Ballesteros war kaum älter als vierzig , aber die Belas tungen seiner Aufgabe hatten bereits tiefe Falten um sei ne Augen gegraben und seinen Bart und seine Kräusellocken metallisch grau gefärbt. Außerdem litt er unter chronischen Rückenschmerzen, die ihn immer wieder wie Hiebe mit einer Machete peinigten.
Im Augenblick waren jedoch diese körperlichen Beschwerden sein geringstes Problem: Die vier jungen Männer mit den hässlichen Schusswunden im Kopf erforderten seine ganze Aufmerksamkeit.
Sie hatten offensichtlich bereits einen Großteil der Nacht auf dem Dschungelboden gelegen. Der Frühtau hatte auf ihren fahlen Leichen einen matten Schimmer hinterlassen. Myriaden von Fliegen umschwärmten sie, ließen sich auf ihren Wangen und Augenlidern nieder oder krochen in ihre offenen Münder hinein. Die Totenstarre hatte bereits eingesetzt und ihre Därme hatten sich im Sterben entleert. Der Gestank war so entsetzlich, dass sich Ballesteros fast übergeben hätte.
Das Team hätte eigentlich ein weiteres mobiles, ziemlich unhygienisches Kokainlabor einrichten sollen, das nur aus ein paar einfachen Zelten bestand, in denen ganze Berge von Kokablättern auf dem nackten Boden zum Trocknen ausgelegt werden sollten. In einem weiteren Zelt lagerten das Benzin, die Schwefelsäure und die anderen Chemikalien, die man zur Herstellung von wenigstens 1000 Kilo Kokapaste pro Woche benötigte.
In den letzten Jahren hatte Ballesteros mehrere seiner besten Kunden durch solche Camps geführt und ihnen den komplizierten mehrstufigen Produktionsprozess ge zeigt und erläutert.
Dabei hatte fast jeder Kokabauer sein ganz eigenes Rezept. Ballesteros’ Männer benötigten 1000 Kilo Kokablätter, um nur ein einziges Kilogramm Paste herzustellen. Bei den Besichtigungstouren demonstrierten sie gewöhnlich die Produktion eines Zehntels dieser Menge. Zuerst zerkleinerten seine Männer
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