Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
schließlich die Meeresoberfläche durchstieß …
Es war ein U-Boot, das sich jetzt neben sie legte. Als dessen Kapitän aus seiner Turmluke auftauchte, rief ihm Ballesteros zu: »Dieses Mal komme ich mit!«
Das Unterseeboot hatte einen dieselelektrischen Antrieb, war 31 Meter lang und hatte eine Rumpfhöhe von 3 Metern. Es bestand aus Fiberglas und konnte mithilfe seiner Doppelschrauben auch unter Wasser eine Geschwindigkeit von mehr als 20 Stundenkilometern er reichen, selbst wenn es bis zu zehn Tonnen Kokain an Bord hatte. Darüber hinaus verfügte es über einen 3 Me ter hohen Kommandoturm samt Periskop und konnte bis in eine Tiefe von fast 20 Meter tauchen. Es war eine in genieurtechnische Meisterleistung, die auch von der Krea tivität und Zielstrebigkeit seiner Betreiber zeugte. Es gehörte natürlich dem Juárez-Kartell, das es für 4 Millionen Dollar in einem sorgfältig getarnten Trockendock an der kolumbianischen Urwaldküste hatte bauen lassen.
Obwohl das Militär inzwischen zwei solche U-Boote entdeckt und beschlagnahmt hatte, bevor sie in Dienst genommen werden konnten, verfügte das Kartell über genug Geld, um weitere bauen zu lassen. Inzwischen waren insgesamt vier in ständigem Einsatz.
Ballesteros erinnerte sich noch gut an die Zeit, als sie langsame Fischer- oder Segelboote und, wenn sie ganz wagemutig waren, hier und da sogar Schnellboote benutzt hatten. Inzwischen hatten sie jedoch große Fortschritte gemacht, was die Tragfähigkeit und Tarnung ihrer Wassertransportmittel anging. Die alten Halbtaucherschiffe hatte man noch von der Luft aus entdecken können. Bei diesem U-Boot musste man das nicht mehr befürchten. Einige Besatzungsmitglieder halfen ihm auf dessen Deck hinüber. Sie würden sich etwa hundert Seemeilen vor der mexikanischen Küste mit einem weiteren Fischtrawler treffen und nach der Übergabe ihrer wertvollen Ladung wieder nach Kolumbien zurückkehren. Ballesteros würde erst wieder schlafen können, wenn er wusste, dass die Ladung unbeschadet angekommen war. Jetzt stieg er in das U-Boot hinunter, wo man ihm eine enge, aber gut gekühlte Kajüte zuwies, während die Männer draußen das Kokain umzuladen begannen.
Mexikanische Grenze
Brewster County, Texas
Zwei Tage später
D ie Beamtin der US -Grenzschutzbehörde, Susan Salinas, hatte ihren Geländewagen in einer kleinen Senke geparkt, damit er in der offenen Wüste, die sich bis zu den Bergen am Horizont erstreckte, nicht so leicht entdeckt werden konnte. Die Sonne war vor zwei Stunden untergegangen. Sie und ihr Partner Richard Austin waren auf dem Bauch einen kleinen Hügel hinaufgekrochen, um von dort aus die Grenze mit ihren Nachtsichtgeräten zu beobachten, in denen die Wüste jetzt als phosphoreszierende, grün schimmernde Fläche erschien. Sie hatten von einem Rancher einen Tipp bekommen. Dieser hatte gesehen, wie ein Lastwagen durch das Tal gefahren war, das zu seinem eigenen Land führte. Tatsächlich hatte dieser Lastwagen auch einen der elektro nischen Sensoren ausgelöst, den die Grenzschutzbehörde CBP dort aufgestellt hatte.
»Es könnten auch die Jungs sein, die mit ihren Geländewagen immer mal wieder Spritztouren in diesem Teil der Wüste unternehmen«, sagte Austin und stieß einen tiefen Seufzer aus, als er seine Augen über das Gelände rechts von ihnen schweifen ließ, während Susan die südöstliche Seite überwachte.
»Nein, ich glaube, heute werden wir mal einen richtig großen Fang machen«, entgegnete sie ganz langsam.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Weil ich die Bastarde bereits sehe.«
Ein ramponierter Ford F- 150 Pick-up wirbelte direkt vor ihnen eine leichte Staubwolke auf. Auf seiner Ladefläche stapelten sich Bananenkisten, die mit Gummisei len am Fahrzeug festgemacht und nur teilweise von einer zerrissenen Plane bedeckt waren. Nein, diese Ty pen beförderten bestimmt keine Lebensmittel durch dieses raue, bergige Terrain des Brewster County, und ja, sie hatten sich wirklich keine allzu große Mühe gemacht, ihre Ladung zu tarnen. Vielleicht sahen sie dazu auch keine Veranlassung. Als sie das Zoom des Nachtsichtgeräts benützte, erkannte sie auf der Vorderbank drei eng aneinandergedrängte Männer. Hinter ihnen waren im Führerhaus noch einige schemenhafte Umrisse zu sehen. Es konnten also insgesamt sechs Mann sein.
Sie versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Sie war inzwischen drei Jahre bei der CBP und hatte in dieser Zeit Hunderte von Leuten verhaftet, die versucht hatten, die Grenze
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