Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Zúñiga hatte bisher auf keinen seiner Anrufe geantwortet. Corrales hatte sogar Pablo zu seinem Landhaus fahren lassen. Der Kartellchef hatte jedoch seine Männer herausgeschickt, die Pablo aufforderten, er solle verschwinden, oder er werde zur Hölle fahren.
Corrales hatte in der Umgebung des Apartments und der Apotheke zwei batteriebetriebene Überwachungskameras installiert, eine in dem Gang vor ihrer Wohnungstür und die andere neben der Haupttreppe, die von der rückwärtigen Haustür nach oben führte. Der kleine Monitor, der über der Küchenbank in der Nähe des Wassersteins hing, zeigte plötzlich nur noch weißes Rauschen, wie Corrales aus den Augenwinkeln erkannte. Er fluchte und arbeitete sich aus seinem Sofa empor, um die Störung zu untersuchen.
Dass seine FN 5 , 7 -Pistole auf der Ablage neben dem Bildschirm lag, war der einzige Grund, warum sie ihn nicht sofort töten konnten.
Ein Füßescharren außerhalb der Wohnungstür erregte seine Aufmerksamkeit. Er griff nach seiner Pistole.
Diese kleine Ratte José, die er selbst ausgebildet hatte, trat die Tür ein und richtete seine Waffe auf Corrales, der ja bereits seine eigene Pistole in der Hand hielt.
Für einen winzigen Moment war ein fast schuldbewusster Schimmer in Josés Augen zu sehen, bevor er laut Corrales’ Namen rief.
Dieser schoss ihm jedoch blitzartig eine Kugel in den Kopf, gerade als zwei weitere Bastarde hereinstürzten. Dante ging hinter der Küchenbank in Deckung, während José mit einer klaffenden Wunde über dem linken Auge zu Boden stürzte.
Als Maria im Schlafzimmer einen Schrei ausstieß, rannte ein Angreifer den Gang hinunter.
Corrales rief ihren Namen, wurde jedoch vom anderen Eindringling beschossen, der sich im Wohnzimmer hinter das Sofa geworfen hatte. Corrales brach hinter der Küchenbank hervor. Mit einem Schrei, der aus seinen tiefsten Eingeweiden kam, umrundete er das Sofa und stand dem Penner direkt gegenüber, der ihn entsetzt anschaute und dann seine Pistole als Zeichen der Kapitulation in die Luft hielt.
Er war sechzehn , wenn überhaupt. Corrales schoss ihm zweimal ins Gesicht. Maria schrie in Panik seinen Namen.
Dann ertönten zwei Schüsse. Corrales stürzte ins Schlafzimmer, gerade als der letzte Sicario , ein stark täto wierter, schmerbäuchiger Typ, den Dante noch nie gesehen hatte, sich ihm zuwandte.
Im Bruchteil einer Sekunde sah Corrales, dass Maria mit ausgebreiteten Armen auf dem Bett lag und aus ihrem Negligé das Blut heraussickerte. Sie formte mit dem Mund seinen Namen.
Dann geschahen zwei Dinge zur selben Zeit.
Der Typ schrie: »Fuck you, Vat o !« und hob seine Pistole.
Corrales öffnete, erschüttert von dem Anblick seiner sterbenden Freundin, den Mund, während er auf den Kerl zustürzte, den Abzug durchzog und dann dem Typen den Lauf seiner Pistole wie ein Schwert in die Brust rammte. Die letzten beiden Kugeln drangen in dessen Fleisch ein, und das Mündungsfeuer verbrannte sein Hemd, während er als ultimativen Reflex noch zwei Kugeln in die Decke schoss. Dann krachte er rückwärts auf den Breitbildfernseher und stieß diesen zu Boden, während er selbst sich einmal um seine Achse drehte und mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppichboden aufprallte. Der Gestank von Schießpulver und verbranntem Stoff und Fleisch war so stark, dass es Corrales fast den Magen umdrehte.
Vom Hausgang draußen waren Rufe zu hören. Paco, der Apotheker, und seine Frau forderten ihre beiden Söhne in der angrenzenden Wohnung schreiend auf, so schnell wie möglich das Haus zu verlassen.
Corrales stand da, seine Brust hob und senkte sich, aber selbst das einfache Atmen schmerzte ihn zu sehr. Er würgte heftig, und die Tränen, die er seit Jahren zurückgehalten hatte, liefen ihm über das Gesicht, als er auf das Bett kletterte und seine Hand auf Marias Gesicht legte. Er zitterte jetzt am ganzen Leib, seine Lippen bebten, und seine Gedanken gerieten in einen Strudel der Wut, als er den toten Sicario noch einmal anschaute, mit seiner Pistole auf ihn zielte und drei weitere Male abdrückte. Seine Waffe klickte jedoch, ohne zu schießen. Was nun? Ein anderes Magazin. Draußen mussten noch ein paar herumliegen. Er riss seine Armschlinge herunter und eilte mit einem dumpfen Schmerz in der Schulter zurück in die Küche, lud seine Waffe und kehrte dann zurück, um Maria aufzunehmen und sie aus dem Apartment zu tragen. Seine Schulter brannte jetzt wie Feuer, während er versuchte, trotz allem seine Pistole
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