Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
sollten ihren Wohlstand gemäß Allahs Geboten einsetzen und ihn als ein Mittel ansehen, um ihm zu dienen.
Samads Stimme nahm einen härteren Ton an. »Talwar, hänge dein Herz nicht an materielle Dinge. Nicht das ist es, was Allah für uns bestimmt hat. Wir sind hier, um unsere Aufgabe zu erfüllen. Wir sind Werkzeuge Allahs. Dies alles lenkt uns nur von unserer wahren Bestimmung ab.«
Nach kurzem Nachdenken nickte Talwar. »Trotzdem kann ich nicht anders, als sie zu beneiden. In so etwas hineingeboren zu werden … hineingeboren zu werden und nicht sein ganzes Leben lang kämpfen zu müssen.«
»Genau das hat sie schwach gemacht. Genau das hat ihren Gott getötet und ihr Herz und ihren Geist vergiftet – und übrigens auch ihre Mägen. Wenn ihr jedoch im Augenblick ihr Junkfood essen und ihre Säfte trin ken wollt, könnt ihr das tun. Warum auch nicht? Das wird eure Seelen nicht verderben. Aber ihr dürft auf keinen Fall unsere Mission vergessen und diese Menschen beneiden. Ihre Seelen sind schwarz wie die Nacht.«
Seine Männer nickten und gingen weiter die Verkaufsregale entlang. Samad hielt vor ein paar Beuteln voller Actionfiguren an, jeweils 48 braune, grüne und schwarze Plastiksoldaten in unterschiedlichen Stellun gen. Er wunderte sich darüber, wie die Amerikaner ihren Kindern ihre Kämpfer nahebrachten und sie in billigem Kunststoff verewigten. Ein Soldat trug einen Raketenwerfer auf der Schulter. Samad konnte über die Ironie nur kichern. Er entschloss sich, sie zu kaufen. Sie kosteten einen Dollar.
Als sie ihre Körbe mit Junkfood, Toilettenartikeln und billigem Schnickschnack vollgepackt hatten, stiegen sie in ihren Hyundai Accent und fuhren nach Studio City zurück, wo man sie in einem zweigeschossigen Apartment am Laurel Canyon Boulevard untergebracht hatte. Rahmanis Team hier in Los Angeles – vier Männer, die bereits seit fünf Jahren in den Vereinigten Staaten lebten – hatte sie mit offenen Armen empfangen. In der ersten Nacht in dieser Stadt hatten sie miteinander gelacht, gegessen und über die »Einreise« der Gruppe aus Mexiko geredet. Rahmanis amerikanischer Freund Gallagher, der ehemalige CIA -Agent, hatte die Idee gehabt, sie in Calexico auf diese Weise »abzuholen«. Er hatte dafür gesorgt, dass die Fahrzeuge wie Streifenwagen lackiert wurden und das Empfangsteam als Polizisten verkleidet war. Es war ein raffiniertes Manöver gewesen, das ihnen jedoch eine sichere Passage zum Flughafen von Calexico beschert hatte. Dort hatten sie sich von ihren Grenzhelfern verabschiedet. Damals hatte Samad seine Unterführer zum ersten Mal in den größeren Plan eingeweiht, da er jetzt nahezu sicher war, dass sie nicht mehr gefangen genommen und verhört werden würden. Rahmani hatte ihm befohlen, die Männer möglichst spät über ihre Mission zu informieren, damit sie im Falle ihrer Gefangennahme nichts ausplaudern konnten. Allerdings hatte man ihnen allen sowieso aufgetragen, sich keinesfalls lebendig erwischen zu lassen …
Eigentlich hätten sie insgesamt zu achtzehnt sein sollen, die in sechs Teams von je drei Mann eingeteilt werden würden. Aber dieser Narr Ahmad Leghari hatte sich ja in Paris erschießen lassen, sodass ein Team nur noch aus zwei Männern bestand. Sobald diese beiden jedoch ihren Bestimmungsort San Antonio erreichten, sollte Leghari durch ein neues Team-Mitglied ersetzt werden.
Sechs Teams. Sechs Raketenwerfer.
»Und was sind unsere Ziele?«, fragte Talwar seitdem immer wieder. Er war immerhin derjenige, der eine solide Ausbildung in der Bedienung und dem Abschuss von MANPADs (Man-Portable Air Defense Systems, »Ein-Mann-Flugabwehr-Lenkwaffen«) bekommen hatte. Er hatte dieses Training zusammen mit fünf anderen Männern bei der pakistanischen Armee absolviert. Deren Ausbilder hatten sie in die Halbwüste in der Nähe der Stadt Muzaffargarh gebracht, wo sie zwei Wochen lang mit Raketen auf stehende Ziele geschossen hatten. Rahmani hatte der Armee für diese Ausbildung eine stattliche Summe bezahlt.
»Schießen wir auf Regierungsgebäude? Oder auf Schulen?«, hatte Talwar wissen wollen.
Als sie dann in ihre einmotorige Cessna gestiegen waren, deren Pilot natürlich auch für Rahmani arbeitete und die sie nach Palm Springs bringen sollte, hatte Samad nur gegrinst: »Oh Talwar, unser Plan ist wohl viel kühner.«
Auf der Fahrt zu ihrem Apartment in Studio City ging Samad im Kopf noch einmal alle Einzelheiten durch. Er hatte den Zeitplan auswendig gelernt. Sein Puls
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