Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
begann, schneller zu schlagen, wenn er an die kommenden Tage dachte …
Zúñigas Landhaus
Juárez, Mexiko
M oore stürzte zum vorderen Fenster hinüber und zog die Vorhänge auf. Zúñiga hatte außerhalb des Hauses starke Flutlichtlampen mit Bewegungsmeldern installieren lassen. In deren hellen Schein sah man jetzt zwei weiße Pick-ups auf das untere Eingangstor zurasen. Die Fahrzeuge trugen Wappen und Logo der Ortspolizei von Juárez. Die jeweils zwei Männer in ihren Führerhäusern trugen jedoch keine Uniformen. Jeweils einer hielt eine Waffe in der Hand, deren Anblick Moore fast den Atem raubte: Die M 249 SAW (Squad Automatic Weapon), ein leichtes Maschinengewehr, das in der Minute 750 bis 1000 Schuss abgeben konnte, war strikt für militärische Operationen reserviert. Darüber, wie diese »Polizisten« zu diesen Militärwaffen gelangt waren, konn te sich Moore im Moment jedoch keine Gedanken machen, da sie mit diesen gerade auf zwei weitere schwarze Pick-ups schossen, die ihnen folgten und laut Aufschrift der mexikanischen Bundespolizei angehörten. Warum zum Teufel sollten Ortspolizisten auf ihre Kollegen von den Federales schießen?
Die Antwort kam ein paar Sekunden später.
Moore hätte seinen Kopf darauf verwettet, dass dies keine echten Polizisten waren. Als sie in voller Fahrt durch das Eingangstor bretterten, wurde dies Gewissheit. Ihre Köpfe waren kahl geschoren und ihre Arme mit Tätowierungen bedeckt. Sie hatten diese Fahrzeuge entweder gestohlen oder von korrupten Beamten bekommen.
Zúñigas Sicherheitsmannschaft, etwa sechs Männer, die in der Nähe des Einfahrtstors stationiert waren, eröffneten zusammen mit ihren zwei Kollegen auf dem Dach des Hauses das Feuer auf die Pick-ups. Das Rattern all dieser automatischen Waffen ließ Moores Herz schneller schlagen.
Corrales stellte sich neben ihn und schrie: »Die Federales versuchen, mich zu beschützen!«
»Warum sollten sie das tun?«, fragte Moore mit sarkastischem Unterton. »Weil Ihr Kumpel Gómez sie geschickt hat?«
»Verdammt, woher kennen Sie den?«
Moore packte Corrales am Genick. »Wenn Sie mit mir kommen, biete ich Ihnen volle Straffreiheit an. Kein Gefängnisaufenthalt. Nichts. Sie wollen das Juárez-Kartell vernichten? Das will ich auch.«
Corrales war ein junger Mann, der angesichts des sicheren Todes nicht lange zögerte. »Okay, meinetwegen. Hauen wir ab, schnell, verdammt noch mal.«
Die Pick-ups fuhren direkt auf die vordere Fensterreihe zu, und die Fahrer machten keinerlei Anstalten, doch noch zu stoppen. Moore und Corrales konnten gerade noch zur Seite springen, als der Pick-up durch die vordere Hauswand hindurchbrach. Hohlblocksteine Gipskartonplatten flogen durch die Luft, Glas zersplitterte und die Jungs auf der Ladefläche schrien und duckten sich vor den Trümmern, die jetzt auf sie ein prasselten.
Ein paar von Zúñigas Männern, die im Haus stationiert waren, stürzten jetzt auf den Pick-up zu, der im Wohnzimmer endgültig zum Stehen gekommen war. Sie begannen ein heftiges Feuergefecht mit den Leuten auf der Ladefläche. Als Moore einen kurzen Blick nach hinten wagte, sah er, wie der Fahrer die Tür öffnete und eine AK- 47 in Anschlag brachte. Er war wohl kein besonders guter Schütze, traf jedoch einen von Zúñigas Männern in die Schulter.
Moore und Corrales eilten in die Küche, in der Zúñiga selbst Zuflucht gesucht hatte und jetzt eine Beretta aus einer Schublade holte. Durch das klaffende Loch in der Vorderwand konnten sie sehen, wie der zweite Pick-up links um das Haus herum in Richtung Garage fuhr, während ihm die beiden Bundespolizei-Fahrzeuge folgten. »Wenn sie sich vor das Tor stellen, sind wir eingeschlossen und kommen nicht mehr heraus«, schrie Moore. In diesem Augenblick vibrierte erneut sein Handy. Das war bestimmt Towers, der ihn vor dem Angriff warnen wollte. Eine solche Warnung brauchte er jetzt bestimmt nicht mehr.
Zúñigas Männer im Wohnzimmer – einer war noch in Ordnung, der andere war zwar angeschossen, konnte aber immer noch sein Gewehr bedienen – feuerten jetzt auf den Pick-up-Fahrer und die Männer auf der Ladefläche. Der Schusswechsel wurde so heftig, dass die leichten Wände auseinanderbarsten.
Als der MG -Schütze das Feuer eröffnete und die ersten Garben den Feldsteinkamin zerpflügten, eilten Moore, Corrales und Zúñiga einen Gang hinunter, der in den hinteren Teil des Hauses führte.
Der heftige Gefechtslärm versetzte Moore im Geist plötzlich wieder in die
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