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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wir.«
    Miguel hatte das Gefühl, als ob ihm jemand schwere Ledergürtel um die Brust gelegt hätte, die er jetzt Loch für Loch enger schnallte. Die Spannung in seinen Schultern nahm immer mehr zu. »Ich fühle mich gerade nicht besonders.«
    Sie entzog sich seiner Umarmung, drehte sich um, schaute ihm in die Augen, legte ihm eine Hand auf die Stirn und zog dann einen Schmollmund wie ein trauriges kleines Mädchen. »Kein Fieber.«
    »Das ist es nicht. Schau dir das mal an.« Er holte das Gerät aus der Tasche.
    »Ein neues Handy?«
    »Es ist ein digitaler Sprachrekorder. Ich habe ihn gestern im Büro meines Vaters versteckt und ihn gerade von dort geholt. Morgens führt er immer eine Menge Telefongespräche. Tatsächlich habe ich schon jahrelang an so etwas gedacht. Er log mich an, als wir neulich in diesem Tresorraum waren. Er log mich an. Das weiß ich. Er möchte nicht, dass ich Bescheid weiß, weil er Angst hat, was ich dann von ihm denken könnte.«
    »Hast du dir die Aufzeichnungen schon angehört?«
    »Nein. Tut mir leid.«
    Sie ging zur Schlafzimmertür hinüber, um sie zu schließen. »Das ist schon okay. Möchtest du, dass ich dabei bin?«
    »Ja.«
    Sie setzten sich aufs Bett, und er machte einen tiefen Atemzug. Er drückte auf die Wiedergabetaste. Nichts.
    »Ist er kaputt?«
    »Nein. Er hat funktioniert. Das weiß ich.«
    »Vielleicht hat er ihn gefunden.«
    »Ja, und dann alles gelöscht, was darauf war, weil er mich nicht zur Rede stellen möchte.«
    »Das tut mir leid.«
    Miguels Atem beschleunigte sich. »Er muss etwas vor mir verbergen.«
    Sonia verzog das Gesicht. »Dein Vater ist kein Drogenhändler. Du vergisst, was er alles für Mexiko getan hat. Wenn er sich mit Drogenkartellen befassen muss, sie manipulieren oder sie umgehen muss, solltest du das verstehen.«
    »Ich glaube nicht, dass er die Drogenkartelle manipuliert. Ich glaube, er ist sie.«
    »Du hörst mir nicht zu. Mein Vater muss in seinem Geschäft ganz Ähnliches tun. Da gibt es Händler und Hersteller, die ständig Probleme machen. Radfahrer, die Drogen nehmen und dafür ins Gefängnis wandern, windige Sponsorenverträge, die mein Vater auflösen muss. Das ist eben die moderne Geschäftswelt. Du solltest akzeptieren, dass man manchmal bestimmte Dinge tun muss – denn eines Tages wirst du viel mehr als nur sein Geld erben. Du erbst seine Hingabe und seine Verpflichtungen – und ich bin mir sicher, dass es genau das ist, was dein Vater möchte. Vielleicht möchte er dich vor der schmutzigen Seite der ganzen Sache bewahren, aber die Geschäftswelt ist eben heutzutage nicht mehr sauber. So ist es nun einmal.«
    »Du redest heute ziemlich viel.«
    »Nur weil es mir wichtig ist.«
    »Das weiß ich doch.«
    »Nehmen wir einmal an, du hast recht, dein Vater ist das Kartell, und sie verhaften ihn. Was wirst du dann tun?«
    »Mich umbringen.«
    »Das ist keine Lösung, und das weißt du. Du würdest weitermachen, weil du viel stärker bist, als du denkst.«
    Miguel nahm den Sprachrekorder, öffnete die Schublade einer Kommode und warf ihn hinein. »Ich weiß nicht, was ich bin.«
    Sie verdrehte die Augen, weil er sich dem Trübsinn überließ, schaute kurz weg, ihm dann aber wieder voll ins Gesicht. »Nächste Woche beginnt dein Sommerjob bei der Banorte. Das bringt dich auf andere Gedanken.«
    Er seufzte. »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Mach es einfach. Und im Herbst ziehen wir beide zusammen nach Kalifornien, und alles ist wieder in Ordnung.«
    »Du klingst fast traurig, wenn du das sagst.«
    Sie kniff die Lippen zusammen. »Ich vermisse nur meine Familie.«
    Er zog sie an seine Brust. »Wir besuchen sie so oft, wie wir können …« Miguels Handy vibrierte. »Eine SMS aus der Küche. J. C. meint, die Eier würden kalt. Bist du hungrig?«
    »Nicht sonderlich.«
    »Ich auch nicht. Lass uns losziehen. Wir kaufen uns unterwegs einen Kaffee. Im Moment ist mir nicht danach, meinem Vater in die Augen zu blicken.«
    Gulfstream III
Unterwegs nach Mexico City
    M oore und Towers saßen an Bord des zweistrahligen Geschäftsjets und gingen noch einmal die PDF-Datei durch, die die Grundrisse und Übersichtspläne der Rojas-Villa in Cuernavaca enthielt. Das Wohnpalais nahm eine Fläche von über 750 Quadratmeter ein, war zweigeschossig mit einer mehrgeschossigen Garage, einem voll ausgebauten Untergeschoss und einem Kunstmauerwerk, das an ein Bilderbuchschloss aus dem 16 . Jahrhundert erinnerte. Es lag auf einer Anhöhe, von der aus man die ganze

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