Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Sekunden nachdem Moore auf einen Parkplatz eingebogen war, öffneten sich die Doppeltüren, und Soto trat heraus. Er trug Jeans und ein Sweatshirt. Er grinste und schüttelte Moore kräftig die Hand. »Schön, Sie zu sehen, Max!«
»Ganz meinerseits.« Moore stellte ihm Towers vor, und sie folgten Soto in das Gebäude. Sie erreichten den Konferenzraum, nachdem sie zuvor drei Flure durchquert hatten, die seit geraumer Zeit keinen Mopp mehr gesehen hatten. Drinnen erwarteten sie an einem langen Tisch zwölf Männer, die wie Soto Zivilkleidung trugen. Zu Moores großer Überraschung stand an der Rückseite des Raums sogar ein digitaler Projektor, an den sie ihre Computer und iPads anschließen konnten, wenn sie Bilder zeigen wollten. Sie hatten zwar diese Geräte angefordert, waren sich jedoch nicht sicher gewesen, ob die FES sie auch beschaffen konnten.
Soto stellte sie jetzt ausführlich jedem einzelnen Team-Mitglied vor. Es waren alles erfahrene Marinesoldaten, die später für die FES rekrutiert wurden. Zwei von ihnen waren Piloten. Nach der Begrüßung und Vor stellung räusperte sich Towers und ergriff auf Spanisch das Wort: »Señores, was wir vorhaben, wird Schlagzei len machen. Jorge Rojas ist nicht nur einer der reichsten Männer der Welt. Er gehört zu den bedeutendsten Drogenkartellbossen der Geschichte. Heute Nacht werden wir ihn für immer aus dem Verkehr ziehen und sein Kartell zerschlagen.«
»Señor Towers, unsere Truppe ist es gewohnt, Ge schichte zu machen«, sagte Soto und schaute seine Män ner mit unverhohlener Hochachtung an. »Sie können auf uns zählen.«
Moore schaute sich im Raum um. Die Männer strahl ten vor Vorfreude. Als er dies bemerkte, begann Moores eigener Puls zu rasen.
Er dachte wieder einmal an Khodai, Rana, Fitzpatrick, Vega und Ansara. Heute Nacht würde er dafür sorgen, dass keiner von ihnen vergeblich gestorben war.
Towers erhob jetzt seine Stimme. »Señores, wir haben die Pläne von Rojas’ Villa, und wir werden sie jetzt ausführlich durchsprechen. Wir müssen jedoch annehmen, dass sie nicht ganz vollständig sind. Danach werden wir die gesamte Nachbarschaft des Hauses analysieren und unseren Angriffsplan ausfeilen. Ich möchte noch einmal betonen, dass diese ganze Operation streng geheim ist. Die mexikanische Regierung darf unter kei nen Umständen erfahren, dass diese Aktion stattfindet.«
Soto nickte. »Wir verstehen, Señor Towers. Wir haben alle nötigen Vorkehrungen getroffen …«
39
Das Feuer in ihren Händen
Internationaler Flughafen von Los Angeles ( LAX )
Handy-Wartezone
Airport Boulevard 9011
I n Zeiten des Krieges muss jeder jederzeit bereit sein.
Männer müssen geopfert werden. Und Allahs Weisheit darf nicht angezweifelt werden.
Samad war in Sangsar, einem kleinen Dorf in der Nähe von Kandahar, aufgewachsen. Als kleiner Junge blickte er dort immer wieder zu den schneebedeckten Bergen hinauf, wenn sie von den aus dem Tal aufsteigenden Flugzeugen überflogen wurden. Er stellte sich dann vor, dass die Piloten eine scharfe Kurve fliegen und auf den Gipfeln landen würden, damit ihre Passagiere dort oben aussteigen und Fotos machen konnten. Samad und seine Freunde würden eines Tages dort hinaufsteigen und ihnen Ansichtskarten und billigen Schmuck verkaufen, damit sie sich später immer an ihre außergewöhnliche Reise erinnern konnten. Samad hatte sich allerdings nie überlegt, wie er und seine Freunde auf diese Berge klettern sollten, aber das war auch nicht weiter wichtig. Manchmal stellte er sich auch vor, selbst an Bord eines solchen Flugzeugs zu sitzen, um zu einem Ort zu fliegen, wo es Süßigkeiten – Schokolade, um genau zu sein – gab. Er träumte immer von Schokolade … jeden Tag … Jahr für Jahr. Weiße, süße, halbbittere und bittere, er mochte sie alle. Er kannte auch ein paar Schokoladenmarken: Hershey’s, Cadbury, Godiva, und er hatte sich im Rückzimmer eines Teppichgeschäfts im örtlichen Basar sogar einmal eine Schwarzmarktvideokopie des Films Charlie und die Schokoladenfabrik anschauen dürfen.
Als er jetzt zusammen mit Niazi und Talwar im geparkten Transporter saß, griff er in die Tasche und holte das Bild seines Vaters heraus, auf dem dieser grinsend seine Zahnlücken zeigte und sein Bart wie Stahlwolle aussah. Leider war das Gesicht unter der vergilbenden Plastikfolie inzwischen kaum noch zu erkennen. Dann griff er in die andere Tasche und holte einen Hershey’s- Schoko-Kiss heraus, den er sich im
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