Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
gekostet, und ein Einzelkämpfer hätte keinesfalls alle Sicherheitseinrichtungen überwinden können, ganz zu schweigen von der unbekannten Anzahl an Kämpfern, die ihn dort drinnen erwarteten. Sie mussten also das Risiko minimieren, die Chancen, Rojas zu erwischen, maximieren, und gleichzeitig seine Unterführer und Sicarios , die sich gegenwärtig in der Villa aufhielten, gefangen nehmen oder töten. Keine Chancen also für die heroischen Taten eines einzelnen Superkämpfers. Um die Überraschung zu gewährleisten, sollte man gleichzeitig nicht zu Mitteln wie einer Stromsperre greifen, die ihre Feinde nur warnen würde, ganz abgesehen davon, dass sie ja auch eine Notstromanlage hatten.
Moore, der in seiner Jugend nur an sich selbst geglaubt hatte, aber danach von Frank Carmichael und den Navy- SEAL s die Bedeutung der Teamarbeit gelernt hatte, stimmte diesen Einschätzungen aus vollem Herzen zu.
Sie würden also mitten in der Nacht mit dem ganzen Team zuschlagen. Sonia hatte ihnen versichert, dass ihr Hauptziel im Haus sei. Jedes Mal, wenn sie die Nummer ihres Vaters wählte, wurde dieser Anruf nach Langley umgeleitet. In ihren beiden letzten Berichten hatte sie bestätigt, dass Rojas sich verfolgt fühlte und ans Untertauchen dachte.
Inzwischen waren Kampfverbände der Spezialeinheiten bereits dabei, die zweiundzwanzig Wachleute auszuschalten, die Rojas um sein Haus herum überall in den immerhin 8000 Quadratmeter großen Gärten und entlang der Ziegelmauer aufgestellt hatte, die das gesamte Grundstück umgab.
Ein umgebauter Ford F- 250 Pick-up stand auf der anderen Straßenseite von Rojas’ Haupteingangstor, dessen beide Flügel ein 3 Meter hoher Kunstschmiedetraum mit eisernen Blattmustern war, die von zwei mindestens 4 , 5 0 Meter hohen Steinsäulen eingefasst waren. Der Pick-up war mit drei Soldaten bemannt, die sofort zu Werke gingen, bevor Rojas’ Sicherheitsleute reagieren konnten. Auf der Ladefläche des Pick-ups war ein CIS (Chartered Industries of Singapore) 40 AGL, ein automa tischer Granatwerfer 40 mm, montiert, der in der Minute 350 bis 500 Granaten mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 242 m/sek verschießen konnte. Der Werfer war mit einem Klappvisier ausgerüstet. Sein Zuführsystem war ein Gurt mit 40 × 5 3 -mm-Granaten, die jedoch keine gewöhnlichen Splittergranaten waren. Sie enthielten eine modifizierte, nicht tödliche Version von Kolokol- 1 , einem chemischen Kampfmittel, das in den 1970 er-Jahren in einer militärischen Forschungsanstalt in der Nähe von Leningrad entwickelt worden war. Dieses Aerosol-Gas-Gemisch, ein Opioid, würde innerhalb weniger Sekunden wirken. Alle Sicherheitsleute, die sich außerhalb der Villa aufhielten, wären dann zwei bis sechs Stunden ohne Bewusstsein. Laut guten Geheimdienstquellen hatten Spetsnaz-Truppen eine stärkere, aber instabilere Version dieses Gases bei ihrem Sturm auf das Moskauer Musical-Theater im Oktober 2002 verwendet, bei dem mindestens 129 Geiseln zu Tode kamen. Moore, Towers und den FES -Truppen war es relativ egal, ob bei ihrem Angriff Rojas’ Wachleute zu Schaden kamen, sie wollten jedoch die Zahl der toten Hausangestellten (Zimmermädchen, Köche usw.) möglichst gering halten. Vor allem die Mexikaner glaubten, dass dies sonst ihren Ruhm schmälern könnte.
Sotos Männer schossen jetzt ihre zylindrischen Gasgranaten über das Eingangstor, wobei sie vor allem die vorher festgelegten, strategisch wichtigen Positionen zu treffen versuchten, an denen man die Wachleute vermutete. Da die effektive Reichweite des Granatwerfers 2200 Meter betrug, konnte das gesamte Gelände bestrichen werden. Gleichzeitig stand ein weiterer Soldat mit einem M 240 -Maschinengewehr auf der Ladefläche des Pick-ups, um diesen gegen Angriffe zu schützen. Der Fahrer blieb im Führerhaus sitzen, damit sie bei einer schwereren Attacke sofort flüchten konnten.
Zur selben Zeit riegelte ganz nach Sotos Plan eine größere Truppe von fast einhundert Mann alle Straßen ab, die zu Rojas’ Anwesen hinaufführten. Für diese Aufgabe verwendeten sie neben einigen weiteren Ford-Pick-ups mehrere achträdrige russische BTR- 60 - und BTR- 70 -Schützenpanzerwagen, die bei den Einwohnern des gesamten Viertels zweifellos großen Eindruck machen würden. Ob dies auch bei Rojas’ Leuten der Fall sein würde, sollte sich bald herausstellen.
Moore saß neben Towers in einem UH- 60 Black Hawk, auf dessen Rumpf und Unterseite in Großbuchstaben das Wort MARINA prangte. Der
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