Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Ich habe heute ein übervolles Programm, aber ich werde später noch einmal mit Ihnen reden.«
7-Eleven-Mini-Markt
In der Nähe des Internationalen Flughafens von San Diego
K ashif Aslam, ein 41 -jähriger Einwanderer aus Pakistan, träumte davon, einmal selbst einen 7 -Eleven-Markt zu besitzen. Im Moment war er jedoch der Geschäftsführer des Ladens am Reynard Way, der nur etwa 1 , 5 Kilometer vom Flughafen entfernt lag. Weil die anderen Ex-Pakistani, die in diesem Viertel lebten, immer wieder danach gefragt hatten, hatte Aslam begonnen, Pa koras zu verkaufen, einen pakistanischen Snack, der aus Kartoffelscheiben, Zwiebelringen oder Blumenkohlstücken bestand, die roh in einen Teig aus Kichererbsenmehl und Gewürzen getaucht und dann in Öl frittiert wurden. Jeden Morgen stand seine Frau ganz früh auf, um den Teig vorzubereiten und das Gemüse klein zu schneiden, wobei sie täglich zwischen Kartoffeln, Zwiebeln und Blumenkohl abwechselte. Aslam nahm dann die Pakora- Zutaten in sein Geschäft mit, um sie dort bei Bedarf in der Fritteuse auszubacken. Diese Snacks waren ein solcher Renner, dass der Eigentümer des Geschäfts Aslam alle Zutaten und die Arbeit seiner Frau bezahlte.
Nach sechs Jahren kannte Aslam alle seine Stammkunden, vor allem wenn sie wie er aus Pakistan kamen. Kurz vor Mittag betraten jetzt drei Fremde Anfang Zwanzig den Laden und freuten sich, als sie die frittierten Köstlichkeiten sahen. Sie waren alle Landsleute, die Urdu sprachen und ihm auch noch die letzte Pakora abkauften. Natürlich weckten sie seine Neugier. Aslam fragte sie, wie sie von ihm und seinen Snacks erfahren hätten. Sie sagten, sie hätten einen Freund, der im Flughafen arbeite. Seltsamerweise konnten sie ihm aber seinen Namen nicht sagen. Sie meinten nur, ein weiterer Freund hätte sie mit ihm bekannt gemacht. Das konnte durchaus sein, aber irgendetwas an diesen Menschen kam ihm verdächtig vor, ihre nervöse Reaktion, als er ihnen diese Fragen stellte, ihr Unwille, ihm zu berichten, wie lange sie sich bereits in diesem Lande aufhiel ten und aus welcher Gegend Pakistans sie stammten. Aslam beschloss, heimlich ihrem Gespräch zu lauschen, als sie vor dem Laden ihre Pakoras verzehrten. Er tat so, als würde er den Abfall hinausbringen, und stellte sich dann hinter den großen Müllcontainer. Von dort aus konnte er zwar nicht alles verstehen, aber er hörte, dass sie sich über Flugnummern und Flugrouten unterhielten.
Aslam glaubte an Amerika. Das Land war zu ihm, seiner Frau und seinen sechs Töchtern immer gut gewesen. Er wollte keine Probleme haben, und er wollte vor allem nicht, dass etwas oder jemand sein neues Leben und seine vielversprechende Zukunft gefährdeten.
Obwohl er nichts beweisen konnte, glaubte Aslam, diese Männer könnten Kriminelle – vielleicht Schmuggler – sein oder sich zumindest illegal im Land aufhalten. Er wollte nicht, dass die US -Behörden ihn oder den Laden in irgendeiner Weise mit ihnen in Verbindung brachten. Er wollte nicht, dass sie noch einmal in seinem Geschäft auftauchten. Sie fuhren einen dunkelro ten Nissan, dessen Kennzeichen sich Aslam notiert hatte. Nachdem sie weggefahren waren, rief er die Polizei an. Einige Zeit später kamen zwei Streifenpolizisten vorbei, die seine Aussagen protokollierten. Eine halbe Stunde später erschien ein Mann im Geschäft, der sich als FBI -Agent Peter Zarick auswies, um ihn genau zu befragen. Danach meinte er, man werde das Kennzeichen überprüfen, und versicherte Aslam, dass man ihn auf keinen Fall mit dieser Sache in Verbindung bringe.
»Und was passiert jetzt?«, fragte er den Mann beim Abschied.
»Mein Boss wird diese Information an alle anderen Dienststellen weitergeben.«
»Das ist sehr gut«, sagte Aslam. »Ich möchte nicht, dass hier jemand etwas zustößt.«
P eter Zarick setzte sich in seinen Wagen und bog aus dem Parkplatz des 7 -Eleven aus. Wenn er ins FBI -Außenbüro zurückkam, würde er einen Bericht an seinen Chef, den leitenden Spezialagenten Meyers, verfassen, der ihn dann nach Virginia an das nationale Zentrum für Terrorbekämpfung faxen würde. Das National Counterterrorism Center ( NCTC ) führte dreimal am Tag mit allen größeren Geheimdiensten gesicherte Videokon ferenzen durch und hielt auch sonst ständigen Kontakt zu den wichtigsten in- und ausländischen Nachrichtendiensten und Anti-Terror-Organisationen.
Seitdem nach den Ereignissen in Calexico ein soge nannter BOLO (»Be on the Lookout)-Alarm ausgerufen wurde,
Weitere Kostenlose Bücher