Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
mit zusammengekniffenen Lippen.
Jeder Flughafen in der ganzen Welt, von denen es fast 50 000 gab, würde bald geschlossen werden.
Ausnahmslos jeder Pilot in der Luft würde den Befehl erhalten, sofort zu landen.
Sechs Piloten würden jedoch diesem Befehl nicht mehr Folge leisten können.
Los Angeles, San Diego, Phoenix, Tucson, El Paso und San Antonio … alles große amerikanische Städte, deren Notfallhelfer mit ungekannten Schrecken und Gräueln konfrontiert werden würden, und Flughäfen, deren Sicherheitsbeauftragte erkennen würden, dass ihre »mehrstufigen Sicherheitsvorkehrungen« völlig nutzlos gewesen waren. Rahmanis Männer hatten ge nau gewusst, wie sie agieren mussten, um den Beamten, die ständig auf das ungewöhnliche Benehmen von potenziellen Verdächtigen Ausschau hielten, keinerlei An haltspunkte zu geben. Mit tadellosen Papieren und nichts Verdächtigem in ihrem Gepäck hatte man sie problemlos an Bord gehen lassen. Die Flughafensicherheitsteams, die Polizei und alle lokalen Strafverfolgungsbehörden würden wieder einmal daran erinnert werden, dass sie die Bodenflächen unter so vielen Flugrouten niemals sichern konnten.
Vor allem aber würden die Amerikaner, diese Ungläu bigen, die das Heilige Land entweihten, die Wahrheit verleugneten und ungerechte und unterdrückerische Staatsführer unterstützten, ihre Häupter zum Himmel kehren und die Macht und Stärke Allahs bezeugen können, die sich vor ihren Augen offenbarte.
Samad öffnete die Fahrzeugtür und stieg aus. Er hielt das iPhone dem Flugzeug entgegen, das sich ihnen jetzt mit einem tiefen und ohrenbetäubenden Donnergrollen näherte. Bestätigung.
Er kehrte zum Transporter zurück, zog sich seine Gesichtsmaske über, nahm die AK- 47 entgegen, die ihm Niazi reichte, und rief dann laut: »Yalla!« Dann drehte er sich um und öffnete die Hecktür des Transporters.
Talwar kletterte mit dem Anza-Abschussgerät auf der Schulter heraus, während Niazi mit der zweiten Rakete auf sie zutrat.
Die Frau in dem Nissan Pathfinder, an deren Rückspiegel die Flagge von Puerto Rico hing, sah von ihrem Handy auf, als Samad das Gewehr auf sie richtete und Talwar sich dem heranfliegenden Flugzeug entgegendrehte.
Es waren nur noch ein paar Sekunden bis zum Abschuss. Während jetzt noch einige andere in der Warte zone von ihren Handys aufsahen, stieg nicht ein Einziger aus seinem Wagen. Sie saßen nur da wie Schafe, während Talwar laut zählte: »Talata! Itnan! Wahid!«
Die MKIII zischte aus dem Abschussgerät und zog eine helle Gasspur hinter sich her. Bevor Samad noch richtig durchatmen konnte, hatten Talwar und Niazi erneut zu zählen begonnen. Niazi half seinem Kameraden, die zweite Rakete startklar zu machen.
Samad war hin- und hergerissen, ob er die Flugbahn der Rakete verfolgen oder seinen Männern Deckung geben sollte. Er entschied sich dann, noch einmal mit der Waffe vor den benachbarten Autos herumzufuchteln, um deren Fahrer einzuschüchtern. Die Schafe begannen allmählich zu reagieren: Ihre Münder standen offen, und ihre Augen waren starr vor Schreck.
Samad schaute wieder zum Flugzeug, zu der Gasspur, die sich über den Himmel zog, und zum weiß glühen den Raketenmotor hinauf. Und dann, eine Sekunde später …
Treffer!
42
Zerstörungen
Internationaler Flughafen von Tucson ( TUS )
Handy-Wartezone
East Airport Drive
18.46 Uhr Mountain Time
J oe Dominguez war zum Flughafen gefahren, um seinen Cousin Ricky abzuholen, der aus Orlando kam, um bei ihnen eine Woche Urlaub zu machen. Dominguez war vierundzwanzig Jahre alt und zugegebenermaßen ziemlich schmächtig. Er machte das jedoch durch einen glas klaren Verstand und seine sprachlichen Fähigkeiten wieder wett. Er war der Sohn mexikanischer Immigranten, die in den 1970 er-Jahren legal in die Vereinigten Staaten eingewandert waren. Beide Elternteile wurden schließlich US -amerikanische Staatsbürger. Joes Vater war Trockenbauer, der mit einem Team von zehn Mann für ein halbes Dutzend Wohnungsbauunternehmen im Großraum Tucson Häuser aus Trockenbau- und Gipskartonwänden errichtete. Seine Mutter hatte, als Joe noch ein kleiner Junge war, eine winzige Reinigungsfirma gegründet. Heute hatte sie vierzig Angestellte, die Geschäftsgebäude und Privathäuser reinigten und sauber hielten. Sie verfügten sogar über eigene Unternehmensfahrzeuge. Joe hatte zwar einen Highschool-Abschluss, wollte danach aber nicht ein langes College-Studium absolvieren. Stattdessen war er für einige
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