Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
wieder schlafen. Wenn sie kommen, werden wir ihnen unsere Empörung zeigen, dass sie uns mitten in der Nacht geweckt haben.«
Samad ging zu einem Tischchen hinüber und band sich ein Stück Tuch so über das Gesicht, dass es aussah, als ob er ein Auge verloren hätte. So etwas war in diesem vom Krieg geprägten Teil des Landes kein ungewöhnlicher Anblick. Dies mochte zwar eine ganz einfache Verkleidung sein. Während seiner Zeit als Bombenbauer hatte er jedoch gelernt, dass die Erfolgschancen größer wurden, je einfacher die Bombe, die Idee oder der Plan waren. Später hatte sich diese Theorie immer wieder bewahrheitet. Ein Verband. Eine Kriegsverletzung. Ein verbitterter Bauer, der von dummen Amerikanern aus dem Schlaf gerissen wurde. Mehr brauchte es nicht.
Allahu akbar!
Gott ist groß.
D ie letzten des aus zwölf Mann bestehenden ODA -Teams seilten sich noch von dem auf der Stelle schwebenden Hubschrauber ab, als ihr Dolmetscher bereits ein paar Stammesleute ansprach, die verschlafen aus ihren Häusern stolperten, verwundert in die Höhe schauten und sich mit der Hand vor dem Sandsturm schützten, den der Rotor aufwirbelte. Der Dolmetscher konnte dabei noch die Lautsprecheranlage des Black Hawk benutzen: »Wir sind hier, um zwei Männer zu finden, das ist alles. Niemand wird etwas geschehen. Es werden keine Schüsse fallen. Bitte helfen Sie uns, die beiden Männer zu finden.« Der Dolmetscher wiederholte diese Botschaft mindestens drei Mal, während Ozzys Team in Zweiergruppen mit dem Gewehr im Anschlag ausschwärmte und eine Rundumverteidigungsstellung bildete.
Die Abseilstelle war eine freie Fläche in der Nähe einer Häuserreihe, die etwa 200 Meter von der Außenmauer der Festung entfernt lag. Moore traf den jungen Special-Forces-Hauptmann und dessen Chief Warrant Officer in einer Gasse zwischen den Häusern. Sie warteten ein paar Sekunden, bis der Black Hawk hart eindrehte und dann in der Dunkelheit verschwand. Seine Navigations lichter blinkten, während der Pilot den Hubschrauber zu einem sicheren Landeplatz flog, der einige Kilometer entfernt lag. Dort würde er warten, bis Ozzy ihm mitteilte, wo und wann er die Gruppe wieder aufnehmen sollte. Den Helikopter im Dorf zu landen und ihn dort zu belassen, während das Team seine Aufgabe erledigte, wäre viel zu gefährlich gewesen.
»Erinnert ihr euch an meinen Assistenten Robin?«, fragte Moore und richtete seine Stabtaschenlampe auf Rana.
Ozzy grinste. »Wie geht’s, Kumpel?«
Rana runzelte die Stirn. »Ich heiße Rana und nicht Robin.«
»Das war nur ein Scherz«, sagte Moore. Er schaute den Chief Warrant Officer an, einen Typen namens Bobby Olsen, den jeder nur Bob-O nannte. Dieser verzog das Gesicht und sagte: »Bist du der Kotzbrocken von der CIA ?«
Bob-O fragte ihn das jedes Mal, wenn sie sich begegneten. Aus irgendeinem Grund machte es ihm ein die- bisches Vergnügen, Moore bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit aufzuziehen. Moore stieß seinen Zeigefinger Bob-O mitten ins Gesicht, während er gleichzeitig nach einer passenden Antwort suchte.
»Okay, ihr Armleuchter, Schluss mit dem Unsinn«, unterbrach sie Ozzy. Dann blickte er Moore an. »Ab jetzt ist es deine Party, Blackbeard. Ich hoffe, du hattest recht.«
M an hatte Ozzys Team in einem Trainingskurs beigebracht, wie man mit den Stammesangehörigen verhandeln musste. Vor Ort konnten sie dann die graue Theorie in lebendige Praxis umsetzen. Sie hatten die Sprache gelernt und die Sitten und Gebräuche der Einheimischen studiert. In ihren Brusttaschen steckten sogar kleine zusammengefaltete Spickzettel, auf denen kurze Verhaltensmaßregeln und Redewendungen aufgeführt waren, auf die sie bei einer unverhofften sozialen Begegnung zurückgreifen konnten. Ihrer eigenen bescheidenen Meinung nach waren sie Botschafter der Demokratie. Während einige diese Vorstellung für einfältig oder romantisch halten mochten, war es doch eine Tatsache, dass sie der einzige Kontakt mit der westlichen Welt waren, den viele dieser Stammesleute jemals erleben würden.
Moore, Rana, Ozzy und Bob-O überquerten gerade eine ausgefahrene Schotterpiste, die an den Lehmziegel häusern entlangführte, als zwei Feuerstöße aus Sturmgewehren durch das Tal schallten. Moore stockte der Atem, während Bob-O einen lauten Fluch ausstieß.
»Raceman, wer hat diese Schüsse abgefeuert?«, bellte Ozzy in sein Lippenmikrofon, während Moore und Rana neben einem Haus in Deckung gingen.
Der Team-Kommandeur
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