Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Roht nannten, einigen Aprikosen, Pistazien und einem dicken Joghurt, der hier in den Bergen ein echtes Luxusgut war.
Er begrüßte die Männer mit einem kurzen Nicken, dann strich er sich über den Bart, der bis zu seinem Schlüsselbein hinabreichte und in einer scharfen Spitze endete. Sein Blick, der von einer dicken Drahtgestellbrille leicht vergrößert wurde, erschien dauerhaft verengt, was es schwer machte, seine jeweilige Stimmungslage zu erahnen. Er hatte seinen weißen Turban so weit nach hinten geschoben, dass die tiefen Falten auf seiner Stirn und das bohnenförmige Muttermal auf seiner linken Schläfe sichtbar wurden. Sein langes Leinenhemd und seine weiten Pumphosen übertünchten etwas seinen beträchtlichen Leibesumfang. Ohne seine schulterbetonende Tarnjacke hätte er wohl weit weniger einschüchternd gewirkt. Diese alte, an den Ellbogen verschlissene Jacke hatte er bereits in seinen Schlachten gegen die Russen getragen.
Samad musste annehmen, dass Rahmani über all die Aufmerksamkeit, die diese Gegend in letzter Zeit erregt hatte, nicht gerade glücklich war, obwohl er Samad dessen schnelle, richtige Entscheidungen und die Tatsache, dass er die Amerikaner wieder einmal übertölpelt hatte, zugutehalten musste.
Rahmani reckte ihnen das Kinn entgegen. »Friede sei mit euch, Brüder. Lasst uns Gott danken, dass wir heute Morgen dieses Essen genießen und einen weiteren Tag erleben dürfen, denn die Tage werden für uns immer schwieriger.«
Samad und seine Begleiter nahmen um Rahmani herum Platz. Einige junge Männer brachten ihnen Tee. In der Gegenwart seines Oberbefehlshabers lief es Samad jedes Mal eiskalt über den Rücken. Er versuchte seinen Atem zu beruhigen, während er an seinem Tee nippte.
Schließlich gab es gute Gründe, diesen Mann zu fürchten. Wenn man ihn verärgerte, wenn man ihn gar enttäuschte, konnte er einen auf der Stelle hinrichten. Das war kein Gerücht. Samad hatte ihn mit eigenen Augen Männer köpfen sehen. Manchmal schlug er ihnen die Köpfe einfach ab. Manchmal sägte er sie jedoch ganz langsam ab, während das Opfer grauenhaft brüllte, bis es am eigenen Blut erstickte.
Rahmani atmete noch einmal tief durch, setzte seinen Teebecher ab und verschränkte die Arme vor der Brust, wodurch sich sein schwarzer Hemdkragen und sein gleichfarbiges Halstuch noch enger um seinen Hals legten. Er fixierte jeden einzelnen von ihnen in aller Ruhe, was Samad erneut erschauern ließ. Dann räusperte er sich und begann zu sprechen: »Auf die pakistanische Armee können wir uns nicht mehr verlassen. So viel steht jetzt fest. Khodai hätte sogar noch mehr Schaden anrichten können. So dankbar ich für die Arbeit deiner Männer in Islamabad bin, so gibt es doch noch einige unerledigte Probleme, vor allem diesen Agenten, von dem unser Scharfschütze im Hotel erzählt hat. Wir suchen immer noch nach ihm. Und jetzt ist auch noch unsere neue Partnerschaft mit dem mexikanischen Juárez-Kartell bedroht, weil wir ihre Männer töten mussten. Für dies alles müssen wir schleunigst Lösungen finden.«
»Ich verstehe«, sagte Samad. »Die CIA hat in unserer Gegend viele Helfershelfer rekrutiert. Sie zahlt gut. Junge Männer können dem nur schwer widerstehen. Ich habe im Moment zwei Mann auf einen von ihnen angesetzt, einen Jungen namens Israr Rana. Wir glauben, dass er für die Aufdeckung unserer Verbindungen zur Armee und zum Kartell mitverantwortlich ist.«
Rahmani nickte. »Einige von uns behaupten, dass am Ende die Geduld siegen wird. Die Amerikaner könnten und wollten nicht für immer und ewig hier bleiben. Wenn sie abziehen, würden wir bereit sein und dem Volk von Pakistan und Afghanistan Allahs Willen übermitteln. Ich bin jedoch dagegen, bis dahin einfach nur dazusitzen und zu warten, bis der Sturm vorüber ist. Wir müssen diesem Problem an die Wurzel gehen. Ich arbeite seit fünf Jahren an einem Projekt, das schon bald umgesetzt werden kann. Die Infrastruktur ist bereits vorhanden. Jetzt benötige ich nur noch die Kämpfer, die diesen Plan ausführen.«
»Es wäre uns eine Ehre.«
»Samad, du wirst sie anführen. Du wirst den Dschihad in die Vereinigten Staaten tragen. Dazu musst du dich der Kontakte mit den Mexikanern bedienen, die du in letzter Zeit geknüpft hast. Du verstehst doch, was ich meine?«
Obwohl Samad nickte, machte ihn die Sache ein wenig nervös. Er wusste, dass es die Mexikaner beleidigen und wütend machen konnte, wenn er irgendwelche Gefälligkeiten von ihnen
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