Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
verlangte. Wenn er sich allerdings ihre Unterstützung sichern könnte, hätte seine Aufgabe eine weit höhere Erfolgschance.
Aber wie sollte er das erreichen?
Er musste sich der Lüge bedienen, wie es ihnen der Koran im Umgang mit den Ungläubigen erlaubte.
»Ich muss dich und alle deine Männer jedoch warnen und zur Vorsicht mahnen, Samad«, fuhr Rahmani fort. »Fast hundert unserer Krieger haben bereits ihr Leben für diesen Plan hingegeben. Es steht viel auf dem Spiel, und ein Fehlschlag hätte sehr, sehr schwerwiegende Folgen.«
Samad spürte bereits die Schneide des Messers an seiner Kehle. »Wir alle haben verstanden.«
Rahmani erhob die Stimme, als er einen Vers aus der 4 . Sure des Koran rezitierte: »Und wer für Allahs Sache kämpft, ob er dabei fällt oder siegt, dem werden Wir einen überaus großen Lohn gewähren.«
»Uns erwartet das Paradies«, fügte Samad mit einem heftigen Nicken hinzu. »Aber selbst wenn wir als Märtyrer sterben, nur um dann wiedererweckt zu werden, um erneut das Martyrium zu erleiden, werden wir das tun. Deshalb lieben wir den Tod.«
Rahmani kniff die Augen noch enger zusammen. »Fürwahr.… Nun denn, lasst uns essen, und ich werde euch alle Einzelheiten erläutern. Die Komplexität und Kühnheit dieser Mission wird euch beeindrucken, davon bin ich überzeugt. In ein paar Tagen werdet ihr auf dem Weg sein. Und wenn die Zeit kommt, werdet ihr eine Botschaft Allahs übermitteln, wie sie die Amerikaner nie zuvor gehört haben.«
»Wir werden dich nicht enttäuschen«, sagte Samad.
Rahmani nickte langsam. »Ihr dürft Allah nicht enttäuschen.«
Samad senkte den Kopf. »Wir sind seine Diener.«
Gandhara International Airport
Islamabad, Pakistan
M oore war auf dem Weg nach San Diego, wo er sich mit seiner neuen vereinigten Taskforce treffen sollte, und ihm graute vor den mehr als 17 Stunden, die er insgesamt unterwegs sein würde. Im Moment saß er noch am Gate des Flughafens von Islamabad und wartete auf den ersten Flug seiner Reise. Er hielt ein wachsames Auge auf die Mitreisenden, hauptsächlich Geschäftsleute, internationale Journalisten (so nahm er zumindest an) und einige Familien mit kleinen Kindern, von denen eine eindeutig aus England stammte. Gelegentlich nahm er seinen Tablet-Computer zur Hand, auf dem alle Daten durch ein doppelt verschlüsseltes Passwort gesichert waren. Jeder Versuch, ohne seinen Daumenabdruck Zugang zu erlangen, würde automatisch die gesamte Festplatte löschen. Er schaute gerade einige erst kürzlich deklassifizierte CIA -Berichte über die Tätigkeiten der Kartelle entlang der mexikanisch-amerikanischen Grenze durch (die geheimen hatte er bereits an einem weniger öffentlichen Ort gelesen). Er interessierte sich am meisten für Geheimdiensterkenntnisse über eventuelle Verbindungen mit nahöstlichen, mittelasiatischen oder arabischen Gruppen. Die meisten Berichte befassten sich jedoch mit den Bandenkriegen zwischen rivalisierenden Kartellen, vor allem mit der Auseinandersetzung zwischen dem Sinaloa- und dem Juárez-Kartell.
In letzter Zeit wurden immer häufiger Massengräber entdeckt, und einige enthielten gleich Dutzende von Leichen. Enthauptungen und von Brücken baumelnde Leichname deuteten auf eine Verschärfung der Kämpfe zwischen den Sicario- Banden hin, die meist von früheren Angehörigen der Spezialeinheit der mexikanischen Luftwaffe geführt wurden. Regierungsvertreter behaupteten, die Kartell-Kriege zeugten vom Erfolg der Regierungspolitik, die die Drogenhändler dazu zwinge, sich gegenseitig zu bekämpfen. Moore war hingegen überzeugt, dass die Kartelle inzwischen so mächtig waren, dass sie weite Teile des Landes restlos kontrollierten. Seiner Meinung nach war die Gewalt einfach ein Ergebnis ihrer Bandengesetze. Moore las den Bericht eines Journalisten, der mehr als ein Jahr lang die Aktivitäten der Kartelle verfolgt und dokumentiert hatte. Laut diesem waren die Kartelle in einigen ländlichen Städten im Südosten Mexikos die einzigen Organisationen, die den Einwohnern Jobs und Schutz bieten konnten. Der Jour nalist veröffentlichte ein halbes Dutzend Reportagen, bevor er von siebzehn Kugeln durchsiebt wurde, als er vor einem Supermarkt auf seine Mutter wartete. Offen sichtlich missfiel den Kartellen das, was er zu sagen hatte.
Ein anderer Bericht verglich die kleinen Städte in Mexiko mit denen in Afghanistan. Auch Moore hatte bemerkt, dass die Taliban die gleichen Taktiken und Methoden anwandten und genauso
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