Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Nacht bin ich nicht mehr hier. Ich hätte wirklich gerne den Tod des Obersts und seiner Familie gerächt. Wenn diese Typen einfach so davonkommen, wird mir das ewig auf der Seele brennen.« Sie stiegen in den Hubschrauber. Zehn Minuten später waren sie in der Luft.
N och bevor sie in Kabul landeten, fand Moore auf seinem Telefon eine Botschaft von Slater vor.
Den Mexikaner auf dem Foto, Tito Llamas, ein Unterführer des Juárez-Kartells, hatte man mit einer Kugel im Kopf im Kofferraum eines geparkten Autos gefunden. Auch Khodais korrupte Offizierskollegen, die auf dem Foto neben Llamas standen, waren inzwischen alle ermordet worden. Die beiden Taliban waren die Einzigen auf diesem Bild, deren Leichen bisher noch nicht gefunden worden waren. Moore musste so bald wie möglich nach Islamabad zurückkehren. Er wollte unbedingt mit der dortigen Polizei über Llamas reden. Vielleicht konnte er doch noch ein paar weitere Spuren und Hinweise finden. Er dachte bereits darüber nach, ob er nicht »zufällig« seinen Rückflug in die Vereinigten Staaten verpassen sollte, um sich noch ein wenig Zeit zu verschaffen.
Als sie am nächsten Morgen in Islamabad ankamen, forderte er Rana auf, nach Hause zu gehen und sich erst einmal richtig auszuschlafen. Er selbst ging zum Polizeihauptquartier, traf sich mit den zuständigen Ermittlern und identifizierte offiziell Tito Llamas’ Leiche. Da dieser falsche Papiere, einschließlich eines gefälschten Passes, dabeigehabt hatte, waren die örtlichen Polizisten jetzt für alles dankbar, was ihnen die CIA über dieses Kartellmitglied mitteilen konnte.
Moore war zuerst einmal freudig überrascht, als er plötzlich vom alten Wazir eine E-Mail erhielt – bis er deren Inhalt gelesen hatte.
Die beiden Taliban auf dem Foto, das Moore Wazir gezeigt hatte, waren unwichtig und tatsächlich sogar Punjabi-Taliban, die so genannt wurden, weil sie aus dem südlichen Punjab stammten. Sie sprachen nicht einmal Paschtu und arbeiteten traditionell mit Gruppen wie der Jaish-e-Mohammed zusammen. Die Punjabi-Taliban operierten gegenwärtig in Nord-Waziristan, wo sie den Kampf der pakistanischen Taliban und Al-Kaida unterstützten.
Aber diese Geschichtslektion war nicht der wichtigste Teil der E-Mail. Tatsächlich hatte Wazir die beiden Männer gefunden. Allerdings waren beide ermordet worden. Die Taliban hatten ihr Sicherheitsleck aufgedeckt und alle umgebracht, die damit zu tun hatten … natürlich mit Ausnahme von Moore, der zweifellos jetzt an der Spitze ihrer Todesliste stand.
Vielleicht war es wirklich Zeit, nach Hause zurückzukehren.
7
Reisepläne
Schawal-Region
Afghanistan
S amad und seine beiden Unterführer waren vor Anbruch der Dämmerung aus dem Bauernhaus geflohen, um zu Fuß die 10 Kilometer über die Grenze hinüber nach Afghanistan zu wandern. Sie nutzten einen gut ausgetretenen Weg und hatten sich einer kleinen Gruppe von fünf Kaufleuten angeschlossen, um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Samad hatte seine Männer noch einmal daran erinnert, dass sie die Amerikaner vom Himmel aus beobachteten. Selbst wenn sie einen Weg gewählt hätten, auf dem ihnen ein dichter Baumbewuchs nach oben hin Deckung verschafft hätte, konnten ihre Vibrationen immer noch von einem der vielen REMBASS -II-Bodensensoren aufgefangen wer den, die die Amerikaner entlang der Grenze verlegt und sorgfältig getarnt hatten. Diese Bewegungsmelder würden dann automatisch einen der zahlreichen Kennan-»Keyhole-class « (KH)-Aufklärungssatelliten anweisen, Aufnahmen von ihnen zu machen. Diese Bilder würden fast zeitgleich auf den Bildschirmen des CIA -Hauptquartiers in Langley auftauchen, wo hoch qualifizierte Analysten rund um die Uhr darauf warteten, dass Tali ban-Kämpfer wie Samad solche Fehler machten. Die Ant wort wäre schnell und tödlich: Eine Predator-Drohne, die von einem Airforce-Leutnant von einer Luftwaffenbasis in der Nähe von Las Vegas aus ferngesteuert wurde, würde Hellfire-Raketen auf sie abfeuern.
Schließlich erreichten sie das Tal, in dem das Taliban-Lager mit seinen etwa zwölf Zelten lag, die in einem Halbkreis unter Walnussbäumen und Eichen aufgestellt waren. Nach Osten hin war das Lager durch ein ganzes Feld von Laubkaktussträuchern geschützt. In einem Zelt saß Mullah Omar Rahmani auf einem Stapel von Decken. Das Morgengebet war gerade verrichtet, und Rahmani nippte nun an einem Tee. Sein Frühstück bestand aus ein paar runden süßen Fladenbroten, die die Afghanen
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