Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Zeichen, er solle sofort zur Oberfläche auftauchen. Er lächelte, wartete noch ein paar Sekunden, dann schwamm er empor und holte tief Atem. Durch seine Laufübungen und Schwimmsprints hatte er gelernt, seine anärobische Schwelle beträchtlich zu erhöhen. Er war sich deshalb sicher, den Atem ohne Gefahr noch länger anhalten zu können.
Als Killian von dieser »Stunt-Nummer« hörte, warnte er Moore, dies nicht noch einmal zu versuchen. Als er dies sagte, zwinkerte er ihm verschwörerisch zu.
50 Meter unter Wasser zu schwimmen war für viele eine interessante Erfahrung. Killian beendete seine Beschreibung des Tests mit den folgenden Worten: »Und habt keine Angst – wenn ihr das Bewusstsein verliert, werden wir euch wiederbeleben.« Moore glitt dagegen die ganzen 50 Meter durch das Wasser, als ob er noch nie etwas anderes gemacht hätte. Er war einfach der geborene Froschmann. Carmichael erzählte ihm später, dass sogar einige Ausbilder respektvoll geflucht hätten.
Moores natürliche Begabungen hatte Mr. Loengard entdeckt, als sein Schützling erst sechzehn Jahre alt war. Loen gard war nicht nur Sportlehrer, sondern auch ein begeisterter Radfahrer. Einmal ließ er Moore einen Test auf einem Fahrradergometer machen und fand heraus, dass dieser einen VO 2 max-Wert von 88 , 0 hatte, der mit dem zahlreicher Weltspitzensportler vergleichbar war. Moores Ruhepuls lag unter 40 Schlägen pro Minute. Sein Körper konnte Sauerstoff weit effizienter transportieren und verbrauchen als ein Durchschnittsmensch. Loengard versicherte ihm, dies sei eine äußerst vorteilhafte genetische Veranlagung. Damals brachte er auch zum ersten Mal das Militär, vor allem die SEAL s, ins Gespräch. Ironischerweise war weder der Mann selbst noch einer seiner Verwandten jemals bei der Navy gewesen. Er bewunderte und respektierte einfach deren Leistungen und ihren Einsatz für ihr Land.
Wenn Moore und seine INDOC -Klassenkameraden nicht gerade im Schwimmbecken übten, jagte man sie zurück zum Strand und in die Brandung. Danach war jede ihrer Körperöffnungen voller Sand, den selbst die eiskalten Hochdruckduschen nicht mehr restlos beseitigen konnten. Die Navy wollte, dass er und die anderen im Wortsinne eins mit dem Strand und dem Pazifik wurden.
Mit Carmichael immer an seiner Seite, legte er sich mit lang ausgestreckten Beinen auf den Rücken und vollführte Dutzende von Wechselschlägen, ohne auch nur ein einziges Mal mit den Füßen den Boden zu berühren. Ziel war es, die Beine jedes Mal 20 bis 30 Zentimeter nach oben und unten zu bewegen. Bei allem, was später bei den SEAL s auf sie zukam, würden sie starke Bauchmuskeln benötigen. Nicht zuletzt deswegen hatten Killian und die anderen Ausbilder eine richtige Obsession für solche Übungen wie diese Wechselschläge oder Flutter-Kicks, die Moores Bauchmuskulatur eisenhart werden ließen. Trotzdem versuchte er, seinen Oberkörper nicht zu vernachlässigen, da ihn Killian ständig vor der zweiten Woche warnte, obwohl er ihnen nicht erzählen wollte, was auf sie zukommen würde.
Am Ende der ersten Woche waren bereits 16 Jungs abgesprungen. Sie hatten anscheinend mitten in der Nacht ihre Siebensachen gepackt und waren ver schwunden. Moore und Carmichael hatten sie nicht gesehen und sprachen auch kaum über sie, um sich selbst eine starke und positive Einstellung zu bewahren.
Genau um 5 Uhr am ersten Tag der zweiten Woche begrüßte Klasse 19 8 leicht resigniert den Hinderniskurs, einen Trip durch die Hölle, den einige bösartige Männer ersonnen hatten, um andere in ihrem privaten Eliteclub zu begrüßen.
Zwanzig mit Schildern bezeichnete Hindernisse waren direkt am Strand aufgebaut worden. Als Moore den Blick über sie wandern ließ, schien ihm jede Hindernisvorrichtung komplizierter und schwieriger zu sein als die vorhergehende. Killian trat an Moore und Carmichael heran. »Ihr beide habt zwölf Minuten, um meinen H-Kurs zu schaffen.«
»Hooyah!«, war ihre gemeinsame Antwort. Moore übernahm die Spitze und rannte auf das erste Hindernis, die Parallelstangen, zu. Er schwang sich hinauf und hangelte sich mit den Händen die parallelen Stahlträger entlang. Seine Schulter und sein Trizeps brannten wie Feuer, als er auf der anderen Seite auf den Sand hinuntersprang. Bereits außer Atem bog er scharf nach rechts ab, hob die Arme über den Kopf und arbeitete sich durch ein Feld von Lastwagenreifen (etwa fünf nebenein ander und zehn hintereinander) hindurch, bis er zu einer niedrigen
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