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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hatte er seine Baupläne sorgfältig mit dem jugendlichen »Beauftragten« des Kartells, Mr. Dante Corrales, durchgesprochen, der Romero von einem anderen Bauprojekt im »Silicon Border«-Hochtechnologiepark abgeworben hatte, wo einige seiner Kollegen in letzter Zeit ihren Job verloren hatten. Nach Einsetzen der Wirtschaftskrise waren einige Investitionen und damit auch Arbeitsplätze gestrichen worden.
    Romero stieg mit zwei seiner Arbeiter in den Tunnel hinunter. Der Schacht war fast 1 , 80 Meter hoch, 90 Zentimeter breit, und nach seiner Vollendung würde er fast 600 Meter lang sein. Sie gruben in einer Tiefe von nur 3 Metern, da der Grundwasserspiegel in diesem Gebiet unangenehm hoch lag. Bereits zwei Mal mussten sie Wasser aus dem Tunnel pumpen, als sie versehentlich zu tief gegraben hatten.
    Die Wände und die Decke waren mit schweren Betonträgern verstärkt, und Romero hatte provisorische Gleise verlegen lassen, auf denen der Aushub von den Arbeitern auf Wägelchen abtransportiert werden konnte. Dieser Abraum wurde danach auf schwere Kipplaster geladen und zu einem Bauplatz etwa 16 Kilometer weiter südlich gebracht, wo er bei einem anderen Projekt verwendet wurde.
    Um keinen Lärm zu erregen, führten sie die gesamten Grabungsarbeiten nur mit Schaufeln durch. Romero hatte Arbeitsteams von jeweils fünfzehn Mann gebildet, die den Tunnelbau rund um die Uhr vorantrieben. Obwohl sie ständig mit einem Einsturz von Teilen der Decke rechneten, hatten sie vier Männer auf höchst unerwartete Weise verloren. Um etwa 2 . 30 Uhr morgens war Romero von einem Anruf seines Vorarbeiters geweckt worden. Im Tunnelboden hatte sich ein 2 Meter breiter Krater aufgetan und vier Männer verschlungen. Danach waren die Wände des Kraters eingestürzt. Das Loch war fast 3 Meter tief und sein Boden mit Wasser gefüllt. Die Männer wurden von dem nachrutschenden Sand unter Wasser gedrückt, wo sie ertranken oder im schweren Schlamm erstickten, bevor man sie retten konnte. Obwohl die ganze Mannschaft durch diesen Unfall ziemlich verstört war, musste die Arbeit natürlich weitergehen.
    Die mexikanische Seite des Tunnels begann in einem kleinen Lagerhaus auf der Großbaustelle einer künftigen Produktionsstätte der Firma Z-Cells. Dort waren fünf Gebäude für diesen Solarzellenhersteller im Bau. Der starke Lastwagenverkehr war eine hervorragende Tarnung für die Tunnelbauarbeiten. Diese brillante Idee stammte jedoch nicht von Romero. Corrales hatte ihm eröffnet, dass der Kartellchef sich dies selbst ausgedacht hatte, ein Mann, dessen Identität aus Sicherheitsgründen geheim bleiben musste. Die »regulären« Arbeiter auf der Z-Cells-Baustelle kümmerten sich nicht um den Tunnelbau, weshalb Pedro annahm, dass jeder hier auf der Gehaltsliste des Kartells stand – selbst der Vorstandsvorsitzende von Z-Cells. Jeder wusste, was hier gespielt wurde, aber solange alle gut bezahlt wurden, würde diese Mauer des Schweigens nicht einstürzen.
    Nach Romeros Plänen sollte dieser Tunnel die komplizierteste und gewagteste Grabung werden, die das Kartell jemals unternommen hatte. Deswegen bekam Romero auch den Gegenwert von 100 000 US -Dollar für seine Dienste. Zuerst hatte er einmal gezögert, für das Kartell zu arbeiten, aber diesem Geld, das man ihm in bar und weitgehend im Voraus übergeben hatte, konnte er nicht widerstehen. Immerhin war er fast vierzig. Außerdem litt die älteste seiner beiden Töchter, Bianca, die gerade erst sechzehn geworden war, an einer chronischen Nierenkrankheit und würde bald eine Transplantation benötigen. Auch jetzt schon waren ihre Dialysen ziem lich kostspielig. Mit dem Geld, das er für diesen Tunnelbau bekam, würde er die stetig wachsenden Behandlungskosten begleichen können. Obwohl er das nur ganz wenigen seiner Arbeiter mitgeteilt hatte, machte diese Information schnell die Runde. Ein Vorarbeiter erzählte Romero, dass jeder Mann, der hier für ihn arbeitete, sein Bestes geben werde, um ihm zu helfen, seine Tochter zu retten. Plötzlich war Romero kein Verbrecher mehr, der vom Kartell bestochen wurde; er war jetzt ein Familienvater, der versuchte, sein kleines Mädchen zu retten. Die Männer hatten sogar schon für ihn gesammelt und ihm dieses Geld am Ende der letzten Arbeitswoche zusammen mit einer von allen unterschriebenen Grußkarte übergeben. Romero hatte das sehr gerührt. Er hatte ihnen gedankt und mit ihnen zusammen gebetet, dass sie ihre Arbeit hier beenden könnten, ohne

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