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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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zwischen Calexico und Mexicali
Östlicher Grenzübergang Richtung Norden
    W enn der Hauptgrenzübergang zwischen Calexico und Mexicali überfüllt war und es mehr als eine Stunde dauern würde, um in die Vereinigten Staaten zu gelangen, hatte man den 17 -jährigen US -amerikanischen Highschool-Schüler Rueben Everson angewiesen, zum 10 Kilometer östlich liegenden, kleineren Übergang hin überzufahren, den hauptsächlich die Einheimischen und nur selten Touristen benutzten.
    Der Maulesel Rueben arbeitete seit fast einem Jahr als Rauschgiftkurier für das Juárez-Kartell. Er hatte schon mehr als zwanzig Kurierfahrten unternommen und dafür über 80 000 Dollar bar auf die Hand bekommen. Dies würde ihm sein vierjähriges Studium an der Staatsuniversität finanzieren. Bisher hatte er deshalb nur etwa 1500 Dollar des Geldes ausgegeben. Der Rest lag auf der Bank. Seine Eltern hatten keine Ahnung von seiner neuen Tätigkeit und wussten auch nichts von seinem Bankkonto. Seine Schwester Georgina, die gerade zwanzig Jahre alt geworden war, hatte Verdacht ge schöpft und ihn wiederholt gewarnt, aber er hatte sie jedes Mal abblitzen lassen.
    Rueben hatte von diesem Job von einem Freund auf einer Party erfahren, der auf eine Anzeige in einer mexikanischen Zeitung geantwortet hatte, mit der eine gut bezahlte Arbeit mit vielen Vergünstigungen angeboten worden war. Rueben traf sich danach mit einem Mann namens Pablo, der ihn »interviewte« und ihm Gras im Wert von 20 00 Dollar gab, damit er es zu Fuß über die Grenze brachte. Nachdem er dies erfolgreich erledigt hatte, hatten sie ihm einen Ford-Geländewagen zur Verfügung gestellt, dessen Armaturenbrett und Tank so verändert worden waren, dass man dort größere Mengen Kokain und Marihuana verstecken konnte. Wenn man einen geheimen Code in eine Fernbedienung eintippte, klappte die Mittelkonsole des Armaturenbretts, wo das Radio und die Klimaanlage eingebaut waren, motorgetrieben auf. Dabei öffnete sich der Zugang zu einem Geheimfach, das sich bis zum Feuerschutzblech erstreckte. Als er diese ausgefeilte Vorrichtung zum ersten Mal in Aktion erlebte, war Rueben völlig von den Socken. Er hatte danach auch den Mut, größere Lieferungen zu übernehmen. Den Benzintank hatte man in zwei Hälften geteilt, von denen die hintere ganze Drogenblöcke aufnehmen konnte, während der Gestank des Benzins in der vorderen Hälfte den Drogengeruch übertönte. Den Tank hatte man zur Tarnung von unten mit Schlamm bespritzt, da die Grenzer die Unterseite der Autos immer wieder mit Spiegeln nach Anzeichen von kürzlich erfolgten Arbeiten absuchten. Schon zwei Mal hatte man Rueben aus der Schlange her ausgewinkt, um seinen Wagen genau zu inspizieren. Beide Male hatte er jedoch keine Drogen dabeigehabt. Dies gehörte zur Taktik bei diesen Aktionen. Man über querte so oft die Grenze, dass die Grenzer einen kennen lernten. Außerdem dachte man sich eine solide Begründung aus, etwa einen Job in Mexiko. Auch dafür hatte in seinem Fall das Kartell gesorgt. Allmählich erinnerten sich die meisten Grenzer an ihn und sein Auto und ließen ihn meist ungehindert passieren. Er war einfach nur ein weiterer Highschool-Boy, der einen Teilzeitjob in Mexiko gefunden hatte.
    Heute war jedoch alles anders. Sie hatten ihn aus der normalen Warteschlange herausgeholt und zum Inspektionsbereich umgeleitet. Dort erblickte er einen hochgewachsenen, schmalen Latino, der wie ein Filmstar aussah und ihn nicht aus den Augen ließ. Rueben stellte den Wagen ab und stieg aus. Ein Grenzbeamter fragte nach seinem Führerschein und sagte dann: »Rueben, das ist Mr. Ansara vom FBI . Er möchte ein paar Minuten mit Ihnen reden, während wir hier Ihr Auto überprüfen. Kein Grund zur Beunruhigung, okay?«
    Rueben folgte seiner gewohnten Routine: Er stellte sich schöne Situationen mit seiner Freundin vor, mit ihr essen zu gehen, sie zu küssen und ihr mit dem Extrageld, das er heute verdienen würde, tolle Kleider zu kaufen. Er entspannte sich. »Klar, Mann, kein Problem.«
    Ansara kniff die Augen zusammen und sagte nur: »Folge mir.«
    Sie betraten das Wachgebäude, das voller Menschen war. Mindestens fünfzehn Mexikaner saßen von oben bis unten mit Staub bedeckt auf einfachen Plastikstühlen und zogen lange Gesichter. Rueben nahm an, dass man sie alle zusammen bei einem illegalen Grenzübertritt erwischt hatte. Wahrscheinlich hatten sie sich hinter der Ladung eines Sattelschleppers oder eines ähnlichen Fahrzeugs versteckt.

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