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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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aufzufliegen.
    Tatsächlich war die heimliche Beseitigung der riesigen Aushubmengen nicht ihr einziges und schon gar nicht ihr größtes Problem. Sowohl die mexikanischen als auch die amerikanischen Behörden setzten bodendurchdringendes Radar ein, um die Hohlräume aufzuspüren, die auf Tunnelbauten hindeuteten. Andererseits überdeckte der Lärm auf dem riesigen Bauplatz des Fabrikgeländes die Geräusche ihrer Grabungsarbeiten, die sonst vielleicht von den REMBASS -II-Sensoren aufgezeichnet worden wären, die das Militär dem Grenzschutz zur Verfügung gestellt hatte. Darüber hinaus war der Tunnel nicht völlig gerade und eben in Richtung Norden geplant worden, sondern bestand aus mehreren hintereinander gesetzten Abschnitten, die in 45 -Grad-Winkeln abwechselnd nach oben und nach unten verliefen. Damit wollten sie Abwasserkanäle vortäuschen. Romero wusste auch, dass ständig alle seismischen Daten aufgezeichnet wurden, selbst wenn die Computer gerade einen anderen Teil der Grenze überwachten. Grenzschutzbeamte konnten also bei Bedarf eine ganze Reihe von Karten auswerten, die die Dichte und Häufigkeit der sogenannten »seismischen Ereignisse« anzeigten. Damit konnten sie Verkehrsmuster und Arbeiten über und unter der Erdoberfläche aufspüren. Auch der Tunnel selbst würde das seismische Feld beeinflussen, da er Tonwellen absorbierte oder verlangsamte, was zu einem Echo- oder Nachhalleffekt führte, der als »Geistererscheinung« auf den Überwachungsgeräten der Grenzschützer auf tauchte. Zur Lösung dieses Problems hatte Romero Tausende von Akustikpaneelen bestellt und an die Tunnelwände montieren lassen. Diese schluckten nicht nur einen Großteil der Grabungsgeräusche, sondern imitierten auch weitgehend die Tonleitungseigenschaf ten der natürlichen Bodenumgebung. Er hatte sogar aus Mexico City einen Ingenieur für seismische Berechnungen kommen lassen, der ihnen half, diese Arbeiten zu optimieren. Aber bald schon würde alles vorbei und der Job vollendet sein, und Romero würde seine letzte Zahlung erhalten. Damit und mit Gottes Hilfe würde er seiner Tochter dann eine Nierentransplantation ermöglichen können.
    Romero beriet sich mit einem seiner Elektriker, der gerade Stromkabel in den neuen Tunnelabschnitten verlegte, während zwei weitere Männer Belüftungsrohre aufhängten. Seine Grabungsarbeiter hatten ihn gefragt, ob sie nicht einen kleinen Altar aufstellen könnten, wo sie nach einem Unfall wenigstens beten könnten. Er hatte ihnen erlaubt, eine kleine Nische zu graben, in der sie Kerzen aufstellen und Fotos ihrer Familien aufhängen konnten. Fortan versammelten sich die Männer vor jeder Schicht dort zu einem kurzen Gebet. Dies waren harte Zeiten, und sie gingen einer harten Arbeit nach, die sie durchaus ins Gefängnis bringen konnte. Romero wusste, dass ihnen das Beten die Kraft zum Durchhalten gab.
    Er schlug dem Elektriker auf die Schulter. »Wie geht’s dir heute, Eduardo?«
    »Ausgezeichnet, wirklich ausgezeichnet! Die neuen Leitungen werden heute Abend fertig sein.«
    »Du verstehst dein Handwerk tatsächlich, das muss ich sagen.«
    »Danke, Señor, danke.«
    Romero grinste und ging weiter in den Tunnel hinein, wobei er aufpasste, im Halbdunkel nicht über die Gleise zu stolpern. Er machte seine Taschenlampe an und roch die kühle, feuchte Erde, die seine Männer nur mit Schaufeln, Pickeln und der Kraft ihrer Arme, Rücken und Schultern herausschlugen und abtransportierten.
    Er versuchte, den Zweck des Tunnels zu verdrängen, das Geld, die Drogen und Waffen im Wert von Millionen von Dollar, die dank ihm und seiner Mannschaft durch ihn befördert werden würden, und die Leben, die auf so unglaubliche wie tragische Weise durch ihn beeinflusst werden würden. Er redete sich ein, er sei ein Mann mit einem guten Job und das sei alles. Seine Tochter brauchte ihn. Trotzdem nagte die Schuld an ihm, sie raubte ihm den Schlaf und er zitterte bei der Vorstellung, verhaftet zu werden und für den Rest des Lebens im Gefängnis zu landen.
    »Was machen Sie, wenn das hier vorbei ist?«, fragte ihn einer der Grabungsarbeiter in einer Pause.
    »Eine andere Arbeit suchen.«
    »Bei denen?«
    Romero erstarrte. »Ich hoffe nicht, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »So geht es mir auch.«
    »Gott wird uns schützen.«
    »Ich weiß. Das hat er schon getan, als er Sie zu unserem Chef gemacht hat.«
    »Ist schon gut, jetzt ist es genug«, sagte Romero mit einem Grinsen. »Zurück an die Arbeit!«
    Grenze

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