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Gegen alle Zeit

Gegen alle Zeit

Titel: Gegen alle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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nicht den Weg zurück nach London.« Er lachte, wies auf Henry und setzte hinzu: »Darf ich Euch einen Kollegen und guten Freund vorstellen?«
    »Ein Dichter?«, fragte Master Wilkins mit einem Bückling, doch seine Worte klangen nicht eben freundlich.
    »Ein Schauspieler«, sagte Henry und verneigte sich ebenfalls.
    »Ein Schauspieler, der eine Bleibe sucht«, präzisierte Mr. Gay.
    »Aha«, meinte der Drucker verständnislos. »Und wie kann ich dabei dienen?«
    Sie hatten inzwischen die Werkstatt betreten, die zur Fleet Street hin ging und durch deren Fenster man auf die gegenüberliegende Kirche von St. Bride schauen konnte. In der Mitte des Raumes stand eine riesige hölzerne Druckerpresse, die von einem weiteren Lehrling bedient wurde. Der Rest der Werkstatt war gefüllt mit Setzregalen, Druckstöcken, Letterkästen und kleineren Handpressen. Es roch nach heißem Blei, das in Tiegeln auf einem Holzofen vor dem Fenster geschmolzen wurde, und nach Druckerfarbe, die in Eimern und Bottichen im ganzen Raum verteilt war.
    »Wir wurden gewahr, dass Ihr ein Zimmer zu vermieten habt«, sagte Mr. Gay und nahm ein frisch gedrucktes und mit Ornamenten versehenes Papier in die Hand, das an einer Leine zum Trocknen hing.
    Henry schaute ihm über die Schulter und erkannte, dass es ein Titelblatt war. Er las: »Eine allgemeine Geschichte der Raubüberfälle und Morde der berüchtigtsten Piraten. Von Captain Charles Johnson.« Henry erinnerte sich, dass er als Kind eine Jugendbuchausgabe dieses Klassikers gelesen hatte. Vor allem der grausame Pirat Blackbeard hatte es ihm damals angetan.
    »Ein Zimmer?«, fragte der Drucker, nahm dem Dichter das Blatt aus der Hand und hängte es wieder an die Leine. »Da hat man Euch falsch informiert.«
    »Die Dachstube«, mischte sich Henry ein. »Es hieß, sie sei frei geworden und werde vermietet.«
    »Wer hat das behauptet?«
    »Ein Musiker aus dem New Theatre«, log Henry und räusperte sich. »Er meinte, ein deutscher Kollege von ihm habe dort gewohnt und sich bedauerlicherweise das Leben genommen.«
    »Das ist leider wahr«, sagte Master Wilkins, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf. »Frei geworden ist die Dachstube dennoch nicht, weil sie bereits wieder vermietet wurde.«
    »An wen?«, fragte Henry.
    »Das geht Euch zwar nichts an, junger Mann«, mokierte sich Master Wilkins und starrte ihn unter buschigen Augenbrauen finster an. »Aber es ist schließlich auch kein Geheimnis. Der Mieter ist Mr. Jonathan Wild.«
    »Mr. Wild wohnt in der Dachstube?«, entfuhr es Mr. Gay.
    »Nein, niemand wohnt dort oben«, antwortete der Drucker. »Mr. Wild hat die Miete für den Rest des Jahres gezahlt, aber die Kammern sind unverändert. Mr. Wild hat darum gebeten, dass die Dachstube nicht betreten wird. Und daran halte ich mich.«
    »Findet Ihr das nicht seltsam?«, wollte Mr. Gay wissen.
    Master Wilkins zuckte mit den Schultern. Es war offensichtlich, dass es ihm egal war, solange die Miete bezahlt war.
    »Können wir die Dachstube sehen?«
    »Wieso?«, fragte Master Wilkins. »Sie ist bereits vermietet. Das sagte ich doch. Außerdem hat Mr. Wild …«
    »Der Verstorbene war ein Freund von uns«, unterbrach ihn Henry und senkte den Blick. »Und da es wegen der Umstände seines Todes keine christliche Bestattung gab, würden wir gern auf diese Weise von ihm Abschied nehmen.«
    »Ihr kanntet Mr. Niemeyer?«, fragte Master Wilkins argwöhnisch.
    »Der arme Albrecht«, sagte Henry und presste die Lippen aufeinander.
    Master Wilkins schien keineswegs überzeugt.
    »Wenn Ihr uns hineinlasst«, sagte Mr. Gay und legte dem Drucker die Hand auf die Schulter, »werde ich in der nächsten Woche meine Rechnung begleichen. Bis auf den letzten Penny.«
    »Nächste Woche?«, fragte der Drucker.
    »Versprochen.«
    »Bis auf den letzten Penny?«
    Mr. Gay nickte und legte die Hand aufs Herz.
    »Na, meinetwegen. Aber es wird nichts angefasst oder durcheinandergebracht.« Der Drucker suchte in einer Kommode nach einem Schlüssel und setzte, als er ihn gefunden hatte, hinzu: »Und kein Wort zu Mr. Wild. Ich will keinen Ärger.«
    »Wir schweigen, wenn Ihr schweigt.«
    Mr. Wilkins führte sie hinaus und die Treppe hinauf, und kurz darauf stand Henry auf dem Treppenabsatz, auf dem er erst vor ein paar Tagen gestanden und von wo aus er Hals über Kopf vor Mr. Wild und dem Grobian Quilt Arnold geflüchtet war. Wie viel war in der Zwischenzeit geschehen, und wie wenig hatte sich letztlich an Henrys Lage

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