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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Genauso wie Deutschland … Marcel Blumberg.«

    Â»Aber gegen die hat sich Tobias nicht gewendet. Die haben
überhaupt kein Motiv.«

    Â»Auf den ersten Blick nicht. Aber sie sind als Gesprächspartner
interessant, eben weil sie Nachbarn von Tobias waren und nicht nur weil sie uns
vielleicht etwas über Grams verraten können.«

    Wir schwiegen eine Weile. Dann fragte Nina: »Glaubst du,
Pracht ist nun in Gefahr?«

    Das war eine gute Frage. Wenn Elias Grams der Täter war,
dann war der Österreich-Spieler ganz gewiss in Gefahr. »Ja, ich denke schon.
Aber nicht unmittelbar. Tobias wurde erst kurz vor der nächsten Auswertung umgebracht,
also fast eine Woche nachdem er sich gegen Grams gestellt hat. Wenn Grams der
Täter ist, hat er erst noch verhandelt. Falls Martin Pracht und er Freunde
sind, hat er nur einen Grund mehr, erst einmal zu verhandeln.«

    Â»Das klingt logisch«, sagte Nina. Was sie nicht sagte,
galt umso mehr: Dieses Spiel funktionierte ebenso wenig nach den Regeln der
Logik wie der Verstand eines Mörders.

    Â»Dann melden wir uns wieder in Münster an. Das müssen wir
eh tun, wenn wir Herrn Pracht befragen wollen.«

    Nina schaute skeptisch.

    Ich teilte ihren Unmut. Die Aussicht auf das Gespräch mit
Hauptkommissar Seybold erfüllte mich nicht gerade mit Vorfreude. »Wo wohnt denn
Marcel Blumberg?«

    Nina klickte ein paarmal mit der Maus. »In Duisburg.«

    Â»Das scheint mir eine rheinisch-westfälische Partie zu
sein.«

    Â»Ja, sieh mal hier, Hendrik Lübbert, der neue Russland-Spieler,
der wohnt in Bonn.«

    Â»Den sollten wir auch noch befragen. Er könnte ein Motiv
haben.«

    Â»Die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft?«

    Ich nickte.

    Â»Aber als Ersatzspieler kann er den Titel nicht gewinnen,
selbst wenn es das Finale wäre und aus der Partie als Sieger hervorgeht.«

    Das stimmte natürlich. »Aber bei Grams habe ich auch
nicht gedacht, dass er wirklich ein Motiv haben könnte, bis wir mit ihm
gesprochen haben.«

    Â»Dann gehen wir in dieser Reihenfolge vor: Pracht, Blumberg,
Lübbert. Also praktisch von Nord nach Süd.«

    Damit war eigentlich der Zweck unseres abendlichen Beisammenseins
erfüllt. Wir hatten die Auswertung interpretiert und unser weiteres Vorgehen
vereinbart. Im Büro hätten wir uns jetzt bis zum nächsten Morgen verabschiedet.
Hier in Ninas Wohnung, in Ninas Wohnzimmer vor ihrem Computer schlich sich
Unsicherheit ein und nahm zwischen uns Platz.

    Â»Soll ich dich morgen früh wieder abholen?«

    Nina ließ ihren Computer an. »Sehr gerne. Wieder um halb
acht?«

    Â»Das hat sich bewährt, denke ich.«

    Â»Prima. Möchtest du noch etwas trinken?«

    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde mich jetzt auf
den Heimweg machen.«

    Nina lächelte. »In Ordnung. Ich recherchiere dann noch
die Daten für morgen. Kontaktdaten von Pracht und Blumberg.«

    Â»Du meinst, wir schaffen beide?«

    Â»Du nicht?«

    Â»Wir müssen vorher im Präsidium in Münster vorbei.«

    Â»Sich eine Abfuhr zu holen, geht ganz schnell.«

    Ich musste lachen. »Ja, du hast recht.«

    Wir gingen zur Tür. Ich zog meinen Mantel über. »Vielen Dank
für das Essen.«

    Sie lächelte wieder und sah dabei bezaubernd aus. »Es war
schön, einmal nicht alleine zu essen.«

    Sie sprach mir aus der Seele. Ich spürte mehr, als dass
ich wusste, welche Antwort ich geben wollte. Es war höchste Zeit für mich zu
gehen.

    Â»Bis morgen früh«, sagte ich.

    Â»Ja«, antwortete sie und winkte mir zum Abschied.

    Draußen empfing mich das unfreundliche Novemberwetter und
in seiner Gesellschaft versuchte ich mir einzureden, dass der Abend genauso
verlaufen war, wie ich es erwartet hatte.

Freitag

    Ich wachte schon vor sechs Uhr davon auf, dass der Wind an den
Rollläden rüttelte. Nachdem ich das Geräusch einmal bemerkt hatte, konnte ich
es nicht mehr ignorieren. Es schwoll mit immer neuen Wellen des Sturms zu einem
Scheppern an, gefolgt vom Prasseln des herabpeitschenden Regens.

    Mein Wecker zeigte 5:30 Uhr, sodass es sich schon lohnte aufzustehen.
Der Wind begehrte weiter Einlass, aber ich weigerte mich, die Rollläden
hochzuziehen. Lieber sollte der Regen dort herunterlaufen, als meine Fensterdichtungen
zu testen. Ich beschloss, das Wetter erst einmal toben zu lassen, und ging
unter die Dusche.

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