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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Spielern?«

    Â»Von allen Spielern, die ich kenne, spielt niemand gerne
Österreich.«

    Â»Sie wollten es auch nicht?«

    Â»Nein. Es war der letzte Wunsch auf meiner Liste.«

    Â»Aber was genau ist denn so problematisch an Österreich?«

    Â»Es ist das Land mit den meisten direkten Nachbarn. Sie
können niemals sicher sein. Und irgendwann muss man ja einen anderen angreifen.
Wenn man sich einem Gegner zuwendet, dreht man einem anderen den Rücken zu. Und
militärisch stark genug, um es mit zwei Gegnern zugleich aufnehmen zu können,
ist man nie in diesem Spiel.«

    Â»Sie kämpfen nun zugleich gegen die Türkei und gegen Italien.«

    Â»Das stimmt. Aber nicht alleine. Ich kämpfe mit Russland
gegen die Türkei und mit Frankreich gegen Italien.«

    Â»Ist der Angriff gegen Italien nicht sehr riskant?«

    Â»Er ist riskant. Aber ohne Alternative. Sehen Sie, wenn
die Türkei ausgeschaltet ist, wird Russland neue Ziele suchen. Die Frage ist
dann, wer schwächer erscheint: Deutschland oder Österreich. Deshalb habe ich
entschieden, jetzt Italien anzugreifen. Wenn ich Italien entscheidend schwäche,
bevor die Türkei ausgeschaltet ist, werde ich für Russland als Gegner zu stark
sein.«

    Das war ein wenig verwirrend.

    Â»Das klingt ziemlich raffiniert«, sagte Nina.

    Pracht winkte ab. »Ich bin dazu gezwungen. Normalerweise
gehe ich weniger Risiken ein, aber als Österreicher kann ich es mir nicht
leisten, die Dinge abzuwarten. Ich muss immer einen Schritt schneller sein als
die Bündnisse, die sich gegen mich anbahnen könnten.«

    Â»Wird das funktionieren?«, fragte Nina.

    Â»Ich werde mein Bestes geben«, Pracht grinste schelmisch.

    Ich konnte nicht anders, als diesen Mann sympathisch zu finden,
und ertappte mich sogar bei dem Gedanken, dass das Spiel vielleicht doch
interessant war, wenn man es so anging, wie er es tat.

    Â»Spielen Sie ausschließlich im Internet oder auch einmal
am echten Spielbrett?«

    Â»Ich habe früher viele Partien am Spielbrett gespielt. Während
meiner Ausbildung gab es einen Spielkreis hier in Münster, wir haben uns später
weiter in unseren ersten Berufsjahren getroffen.«

    Â»War Herr Grams auch in diesem Kreis?«

    Â»Ja, er war auch dabei.«

    Â»Was ist daraus geworden?«

    Â»Es hat sich nach und nach verlaufen. Wie das eben so
ist. Andere Dinge werden wichtiger im Leben. Heirat, Familie. Es geht beruflich
vorwärts, mehr Arbeit.«

    Â»Laufen Ihre Geschäfte gut?«

    Â»Ja«, sagte der Elektriker. »Ich kann nicht klagen. Von
der Krise bemerken wir kaum etwas. Wir haben nach wie vor sehr viele Aufträge.
Ich warte immer noch auf einen Rückgang, aber bisher ist er ausgeblieben.«

    Â»Haben Sie denn heute noch Kontakt zu Herrn Grams
außerhalb des Spiels?«

    Â»Ab und zu. Wir telefonieren manchmal, zum Beispiel an
unseren Geburtstagen. Wir begegnen uns am Wochenende in der Stadt. Und
natürlich in unseren Spielen, wenn wir einmal zusammen in einer Partie sind.
Ach ja, und wenn ein Kunde einen Maler sucht, empfehle ich natürlich Elias.«

    Â»Und umgekehrt?«

    Â»Genauso, glaube ich.«

    Â»Was wissen Sie über die Situation von Herrn Grams?«

    Â»Sie meinen seine Frau?«

    Nina nickte.

    Â»Es ist unmöglich, es nicht zu wissen. Das ist Stadtgespräch.
Zumindest bei den Handwerkern. Das ist schon etwas. Obwohl es natürlich
abzusehen war.«

    Â»Wie meinen Sie das?«

    Â»Elias und seine Frau hatten schon länger Probleme. Sie
kam mit seiner Art immer weniger zurecht, glaube ich.«

    Â»Also war Grams selbst schuld?«

    Â»Dazu gehören immer zwei. Elias war immer schon ein wenig
starr, wenn es darum ging, wie die Dinge zu sein hatten. Ich kann mich nicht
erinnern, ihn einmal anders erlebt zu haben.«

    Â»Vielleicht ist es schlimmer geworden?«

    Â»Ich möchte nicht spekulieren, warum sie ihn verlassen
hat. Aber wenn Sie dafür jemandem die Schuld geben wollen, werden Sie mit einer
Person nicht auskommen.«

    Diese Haltung fand meine volle Unterstützung. »Wir haben
gehört, dass Herr Grams schon einmal sehr aufbrausend werden kann, wenn etwas nicht
seinen Vorstellungen entspricht.«

    Â»Das stimmt.«

    Â»Wie äußert sich das denn? Bleibt es bei Worten? Beleidigungen,
Flüche und dergleichen oder ist auch schon einmal mehr passiert?«

    Â»Sie meinen, ob er

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