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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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weiter?«

    Â»Um zwanzig Uhr ist der nächste Auswertungstermin.«

    Â»Wenn ich Michael Brodbeck richtig verstanden habe,
wertet er aus, sobald er alle Züge hat. Die neue Lage müsste also um Viertel
nach acht bekannt sein.«

    Â»Ja, aber ich habe keine Lust, hier so lange sitzen zu
bleiben«, sagte Nina. »Weißt du was? Warum kommst du nicht zu mir, wir warten
zusammen, und wenn die Auswertung fertig ist, können wir beraten, wie wir
morgen weitermachen.«

    Ich schaute Nina in die Augen. Sie waren dunkelbraun und
hatten außen zarte grüne Einsprenkelungen. Der Schalter, der es mir erlaubte,
Nina nicht als meine Partnerin, sondern als Frau wahrzunehmen, legte sich fast
von selbst um. Der Gedanke, schon wieder mit ihr allein in ihrer Wohnung zu
sein, war seltsam. Nina war eine sehr attraktive Frau und außerdem war es wohltuend,
sich in ihrer Gesellschaft aufzuhalten. Ich hätte aus Stein sein müssen, wenn
ich mir nicht schon einmal warme Gedanken über sie gemacht hätte.

    Aber dann wurde mir schlagartig klar, in was für eine absurde
Richtung meine Gedanken davonliefen. Ich war neun Jahre älter als Nina und
fühlte mich alles andere als attraktiv. Im Laufe des letzten Jahres hatte ich
bei mir so viele seelische Macken entdeckt, dass sie meine Anziehungskraft sicher
nicht steigerten. Mir fiel kein einziger Grund ein, warum sich Nina für mich
interessieren sollte, wo sie doch so gut wie jeden anderen Mann haben konnte.

    Nachdem ich also logisch einwandfrei festgestellt hatte,
dass es Nina tatsächlich nur um eine bequemere Umgebung ging, als das Büro je
sein konnte, stimmte ich zu. »Sehr gerne. Gute Idee.«

    Â»Schön, dann werde ich auch noch etwas kochen«, sagte
sie.

    Für einen kurzen Moment wurde mir wieder mulmig. Dann
schalt ich mich einen alten Idioten und schaffte ein Lächeln. »Das klingt prima.«

    Â 
    Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mich zum
letzten Mal zum Abend hin rasiert hatte, und verstand auch nicht, warum ich dazu
gerade an diesem Abend das Bedürfnis hatte. Dennoch tat ich es. Und es lohnte
sich tatsächlich, weil meine letzte Rasur schon fast zwölf Stunden zurücklag.
Außerdem hatte ich geduscht und mich umgezogen.

    Um halb sieben war ich abfahrbereit und machte mich auf
den Weg. Ich hatte überlegt, etwas mitzubringen, aber irgendwelche Ausdrucke
würden wir nicht brauchen, weil Nina alles auf ihrem Computer hatte, und ein
Geschenk wäre fehl am Platz, weil wir ja einen rein dienstlichen Abend miteinander
verbrachten. Also nahm ich nur mich selbst mit und hoffte, das würde reichen.

    Ich stellte fest, dass Nina sich ebenfalls umgezogen
hatte und dabei genau wie ich allein dem Gebot der Bequemlichkeit gefolgt war.
Sie machte den Eindruck, als hätte sie sich auf einen langen Fernsehabend auf
dem Sofa eingerichtet.

    Â»Ich bin noch beim Kochen«, sagte sie und lief wieder in die
Küche. Ich folgte ihr, weil ich die Aussicht aus dem Wohnzimmerfenster schon
von heute Morgen kannte. Nina machte Spaghetti bolognese, die Spaghetti garten
in sprudelndem Wasser, die Tomatensoße köchelte in der Pfanne.

    Â»Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte ich.

    Sie lächelte. »Ja, diese Zwiebel muss noch geschnitten
und dann mit dem Salat auf die Schüsseln verteilt werden.«

    Ich sah die halbe Zwiebel und die Tüte mit fertig vorgeschnittenem
Salat. Das würde ich schaffen. Ich nahm ein Messer und zwei Minuten später
waren Zwiebel und Salat verteilt. Dann mischte ich die Salatsoße an.

    Â»Es leben die Fertigprodukte«, sagte ich.

    Nina nickte, während sie die Tomatensoße mit Knoblauch
abschmeckte. »Wenn du jetzt noch den Tisch …«

    Aber ich hatte die zwei kleinen Schüsseln schon genommen
und war auf dem Weg zum Esstisch im Wohnzimmer. Ich entdeckte Teller und
Besteck in einem Sideboard und arrangierte beides auf dem Tisch.

    Â»Wo sind denn die Gläser?«, rief ich in die Küche.

    Â»Die bringe ich schon«, rief Nina zurück. Wir trafen uns
in der Küchentür, die wirklich sehr eng war, wenn zwei Erwachsene gleichzeitig
hindurchgingen.

    Nina brachte die Gläser zum Tisch und kam mit den Tellern
zurück. Sie schüttete die Nudeln ab und füllte unsere Teller auf. Wir setzten
uns.

    Â»Prima«, sagte ich, nachdem ich die Nudeln probiert hatte.

    Â»Ich dachte, das wäre mal wieder lecker.«

    Es war

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