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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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schon einmal handgreiflich wurde?«

    Ich nickte.

    Â»Nein, das ist er nie.«

    Das deckte sich mit unserer Recherche in den Polizeiakten
über Elias Grams, aber nicht mit unserem Verdacht, er könnte Tobias ermordet
haben.

    Dann schaute Pracht mich mit einem Mal fassungslos an. »Moment
mal. Sie wollen doch nicht sagen, dass …«

    Â»Wir wollen gar nichts sagen, sondern lediglich ein paar
Informationen über die Mitspieler von Tobias sammeln«, sagte Nina
beschwichtigend.

    Â»Ich kenne Elias«, sagte Pracht entschieden. »Wir waren
einmal sehr gut befreundet. Er wäre niemals in der Lage, einen anderen Menschen
anzugreifen.«

    Ich war mir da nicht so sicher, wollte mich aber mit Martin
Pracht auf keine Diskussion einlassen. »Wie war denn Ihr Verhältnis zu Tobias?«

    Â»Ihn kannte ich nicht persönlich. Nur von den E-Mails.
Ich hatte das Gefühl, er war ein ganz netter Kerl. Wie gesagt, ihm fehlte
manchmal ein wenig der Ernst beim Spiel.«

    Â»Das klingt nicht so, als hätte Ihnen das etwas ausgemacht.«

    Â»Das Spiel soll Spaß machen. Und das hat es mit Tobias
immer. Auf der Suche nach einem verlässlichen Partner, der mich über weite
Teile des Spiels oder bis zum Ende begleitet, würde ich aber eher jemand
anderen wählen. Er war durch seine unberechenbaren Spaßaktionen nicht unbedingt
der Zuverlässigste.«

    Â»Und wie war sein Verhältnis zu Herrn Grams?«

    Martin Pracht zögerte. »Das war schon etwas gespannt.
Elias konnte so eine Leichtigkeit, wie Tobias die Dinge anging, nicht gut
vertragen. Für ihn muss alles immer ganz rational, zweckmäßig und vernünftig
sein. Und langfristig angelegt. Elias vergisst manchmal, dass nicht jeder
Spieler so vorausschauend planen kann wie er selbst und andere es auch gar
nicht wollen.«

    Â»Haben die beiden sich auch schon einmal gestritten?«

    Â»Ich erinnere mich an eine Partie, in der es ziemlich
heftig zuging. Die haben sich wild beschimpft und alle anderen in ihre Fehde
mit hineingezogen.« Als ihm klar wurde, wie wenig vorteilhaft diese Aussage für
Grams sein konnte, fügte er eilig hinzu: »Aber das war nicht nur zwischen
diesen beiden so. Es gibt noch andere Spieler, die schon einmal
aneinandergeraten sind und eine Feindschaft pflegen.«

    Das mochte so sein. Ich wollte aber noch etwas anderes
erfahren. »Sie haben vor der zweiten Zugabgabe eine E-Mail von Herrn Grams
bekommen, in der er Sie warnt, Griechenland anzugreifen.«

    Â»Ja, ich erinnere mich. Das war ziemlich komisch, aber
auf der anderen Seite wieder typisch Elias. Wer die Überlegenheit seiner
Planungen nicht anerkennen wollte und im Verdacht stand, ihnen nicht zuzustimmen,
dem drohte er.«

    Â»Hat das Ihre Entscheidung beeinflusst, mit Russland zusammenzuspielen?«

    Â»Nein, das hatte ich schon vorher entschieden. Warum
fragen Sie?«

    Â»Weil diese E-Mail nicht von Herrn Grams stammte. Tobias
hat sie gefälscht.«

    Pracht war so sprachlos, dass durch seinen unvermittelt
aufgeklappten Mund erst einmal kein Wort zu uns drang.

    Â»Tobias hat mir eine E-Mail geschickt, damit ich denke,
dass …?«, fragte er dann doch.

    Â»Es sieht so aus.«

    Â»O Mann. Ich sagte ja, er hat das Spiel nicht richtig
ernst genommen.«

    Â»Ich dachte, er hätte es besonders ernst genommen und es
deshalb getan. Um ganz sicher zu sein.«

    Â»Ja, um ganz sicher zu sein. Aber nicht, wie Sie es
denken. Ich glaube eher, um zu gewährleisten, dass sein Angriff auf Elias auch
klappt. Dafür hat er sogar einen Ausschluss und eine Spielsperre riskiert. Ja,
das passt zu ihm.«

    Â»Alles aufs Spiel zu setzen für einen coolen Augenblick?«

    Â»Genau.«

    Â»Wie hätte Herr Grams reagiert, wenn er davon erfahren
hätte?«

    Â»Er wäre stinksauer geworden. Er hätte sofort den Spielleiter
informiert und eine Sperre gefordert.«

    Â»Sonst nichts?«

    Â»Ich glaube, er hätte es auch publik gemacht. In einem
Forum, in anderen E-Mails. Jeder hätte in kürzester Zeit gewusst, dass Tobias
geschummelt hat.«

    Â»Um ihn zu demütigen?«

    Â»Das glaube ich noch nicht einmal. Eher um zu zeigen,
dass er am Ende doch die bessere und solidere Strategie verkörpert hat. Um
allen zu beweisen, dass er im Recht war, dass er es besser wusste.«

    Martin Prachts Erklärungen ergaben in jedem Fall Sinn.
Das Problem war nur, dass sie unserem

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