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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Antwort erst, als wir das das Präsidium erreichten. »Ich halte Grams
für verdächtig. Ich kann mir vorstellen, dass er Tobias umgebracht hat. Wenn er
es war, dann glaube ich nicht, dass er auch Martin Pracht angreifen würde. Und
ich glaube nicht, dass Pracht uns in irgendeinem Punkt angelogen hat.
Vielleicht täuscht er sich, aber er meint, was er sagt.«

    Ich nickte. Das entsprach ganz genau meiner Einschätzung.
»Du weißt, dass es den Ermittlungen schaden kann, wenn wir immer einer Meinung
sind?«

    Â»Dann holen wir uns doch von einem Externen eine abweichende
Meinung ein«, meinte Nina.

    Â»Nichts leichter als das.«

    Zwei Minuten später standen wir in Seybolds Büro. Er begrüßte
uns unter Aufbietung seines ganzen Charmes: »Was zum Teufel wollen Sie denn
hier?«

    Ich sagte: »Guten Tag, wir möchten Ihnen über unser Gespräch
mit Herrn Pracht berichten.«

    Â»Ich sagte doch schon, dass mich das nicht …«

    Â»Um genau zu sein, würde ich gerne Ihrem Vorgesetzten
davon berichten. Möchten Sie uns begleiten?«

    Er lief rot an und wurde gleichzeitig blass. Das verlieh
seinem Gesicht Ähnlichkeit mit einer weiß-rot karierten Tischdecke. Er sprang
auf und rief: »Was? Das ist doch … Was fällt Ihnen ein?«

    Wir hatten uns bereits nach Hauptkommissar Seybolds
Vorgesetztem erkundigt und marschierten zielstrebig direkt zu seinem Büro.

    Hauptkommissar Julius Kleemann war der Leiter der hiesigen
Abteilung für Schwerverbrechen. Ein großer Mann mit breiten Schultern und
grobem mürrischem Gesicht. Das ließ zwar vermuten, dass er nicht prädestiniert
war für feingeistige Einsichten und Tätermotive, aber ich wollte ihm natürlich
eine Chance geben.

    Er stand auf, als wir sein Büro betraten. Als er Nina
sah, verschwand die mürrische Miene und er lächelte. Wir stellten uns höflich
vor, bevor wir unser Anliegen vortrugen. Ich überließ Nina das Feld. Sie
schilderte unseren Mordfall in aller Kürze und beschrieb unseren Verdacht gegen
Elias Grams. Sie erklärte auch, dass Martin Pracht durchaus gefährdet sein
konnte.

    Kleemann überraschte mich, indem er weiter freundlich lächelte.
Kollege Seybold, der die ganze Zeit über zappelig von einem Bein aufs andere
gehopst war, beachtete er nicht. Aber er fragte: »Und hat Hauptkommissar
Seybold von Ihren Vermutungen Kenntnis?«

    Nina bejahte das.

    Kleemann fragte: »Und was hat er zu Ihrer Einschätzung
gesagt?«

    Â»Er lehnte unsere Vorschläge ab.«

    Â»Und aus welchem Grund?«

    Â»Weil er es nicht für wahrscheinlich hält, dass sich aus
einem Gesellschaftsspiel ein Mordmotiv ergeben könnte.«

    Wie Nina das sagte, stand unser Anliegen wirklich auf wackeligen
Beinen. Und das nach dem Gespräch mit Pracht noch mehr als am Tag zuvor.

    Kleemann schaute seinen Kollegen Seybold an. Dann sagte er:
»Ich bin derselben Meinung wie Hauptkommissar Seybold. Und ich halte eine Überwachung
von Herrn Pracht oder Herrn Grams ebenfalls nicht für erforderlich. Es tut mir
sehr leid, dass ich Sie enttäuschen muss.«

    Kleemann war zwar freundlicher, seine Grundhaltung uns
gegenüber jedoch keine andere als die seines Mitarbeiters. Nina und ich
schauten uns ein wenig ratlos an. Wir waren mit unserem Anliegen ein zweites
Mal gescheitert.

    Kleemann fügte hinzu: »Diese Auskunft werde ich auch
gerne Ihrem Staatsanwalt geben.«

    Â»Das ist bedauerlich, Hauptkommissar Kleemann«, sagte
Nina. »Da die Möglichkeit besteht, dass Herr Pracht Opfer eines Mordes wird,
werden wir eine Notiz über unser Gespräch anfertigen.«

    Â»Das können Sie gerne tun«, sagte Kleemann freundlich. »Weil
ich Sie nun enttäuschen musste, darf ich Sie vielleicht zum Mittagessen
einladen?«

    Diese Einladung war sonderbar, denn er schaute nur Nina
an. Vielleicht stellte er sich vor, dass ich mich in der Zeit mit Seybold
vergnügte.

    Ich sagte: »Sagen Sie, sind Sie bei allen Dingen so
schnell?«

    Wie auch immer Kleemann meinen Kommentar verstanden
hatte, er wurde knallrot. Nina schaute mich ungläubig an.

    Dem Hauptkommissar bereitete es sichtlich Mühe, freundlich
zu bleiben, als er erwiderte: »Nun, vielleicht machen Sie sich auch lieber
wieder auf den Heimweg. Es gibt im Rheinland sicherlich noch einiges zu tun,
nicht wahr?«

    Â»Sicherlich«, sagte ich. Dann gingen

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