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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Kommissariats auch bekannt als ›Duo infernale‹, lehnten lässig an
der Wand. Egons Augen hafteten an jeder meiner Bewegungen, aber anstelle eines
höhnischen Grinsens schaute er so griesgrämig drein wie seine Partnerin Marla.
Ich hatte eine ungute Ahnung, was das zu bedeuten hatte, weigerte mich aber
noch, sie als Tatsache zu akzeptieren.

    Â»Hallo Nina, hallo Markus«, sagte Reinhold und deutete
auf die Sitzgruppe, die um seinen Besprechungstisch herum stand. Wir setzten
uns. Egon und Marla blieben im Raum, ich musste mich also damit anfreunden,
dass sie an der Besprechung teilnahmen.

    Ich tauschte einen Blick mit Nina, aber sie ließ sich
nichts anmerken. In manchen Dingen war sie professioneller als ich.

    Reinhold bat auch Egon und Marla an den Tisch und sie
folgten der Aufforderung zögernd. »Bevor wir anfangen, möchte ich noch etwas
mitteilen.«

    Jetzt kommt’s, dachte ich.

    Reinhold fuhr fort: »Ich habe einen Anruf erhalten. Vom
Polizeipräsidenten. Der hatte einen Anruf aus dem Innenministerium erhalten …
Aber lassen wir das. Kurz gesagt, Peter Maier hat telefoniert und deshalb hat
der Polizeipräsident mich gebeten, so viel Personal wie möglich für den Fall Tobias
Maier abzustellen.«

    Ich tauschte wieder einen Blick mit Nina. Wir waren beide
beeindruckt. Reinhold sagte: »Ich habe ihm erklärt, dass wir im Moment ein
Personalproblem haben und ich maximal vier Ermittler zur Verfügung stellen
kann.«

    Natürlich, dachte ich. Vor fünf Tagen war in Krefeld eine
Leiche gefunden worden, die die Handschrift eines holländischen Serienmörders trug.
Wir hatten deshalb einige Kollegen aus Holland bei uns. Vor allem aber waren
die besten und erfahrensten Ermittler auf diesen Fall angesetzt worden. Und das
war auch der Grund, warum ich mit Nina überhaupt den Fall Tobias Maier anfassen
durfte. Alle anderen waren mit dem Serienmörder beschäftigt. Nun, fast alle
anderen.

    Â»Und?«, fragte ich.

    Â»Was, und?«

    Â»Was hat der Polizeipräsident gesagt?«

    Â»Er war nicht beeindruckt«, sagte Reinhold und fuhr sich
mit der Hand durchs Gesicht. Es war eine Geste der Erschöpfung. »Ich sagte ihm,
wir können noch den Aktenführer stellen. Daraufhin hat er zugesagt, fünfzehn
Ermittler aus anderen Direktionen zu beschaffen.«

    Das bedeutete, wenn ich richtig gerechnet hatte, eine
Mordkommission bestehend aus zwanzig Personen. Das war unter den gegebenen
Umständen sehr beachtlich.

    Reinhold fuhr fort: »Du, Markus, wirst die Mordkommission
leiten.«

    Auch das war sehr beachtlich. Ich saß mit einem Mal aufrecht.

    Egon verdrehte die Augen und erinnerte mich daran, dass
eben nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen konnten. Normalerweise konnte sich
der Leiter der Mordkommission seine Ermittler aussuchen, aber ich hielt es
nicht für ratsam, mit Reinhold über diesen Punkt zu diskutieren.

    Â»Ihr werdet diesen Fall also gemeinsam bearbeiten«, sagte
Reinhold und offenbarte damit das Offensichtliche.

    Niemand jubelte. In einigen Köpfen formten sich lautlose
Flüche, unter anderem in meinem.

    Â»Vielleicht berichtet ihr einfach«, forderte Reinhold mit
einem leisen Seufzer.

    Nina beugte sich vor und übernahm dankenswerterweise den
Anfang. »Tobias Maier, siebzehn Jahre, wurde heute Morgen mit einer Stichwunde
im Rücken tot im Wohnzimmer seines Elternhauses aufgefunden.« Nina berichtete über
die Befragung der Eltern und von der Durchsuchung seines Zimmers.

    Es herrschte eine Weile Stille, nachdem Nina ihre Schilderung
beendet hatte. Dann fragte Reinhold: »Habt ihr einen Verdacht?«

    Wir schüttelten beide den Kopf. »Noch keinen. Er kannte
den Täter. Die Eltern scheiden aus. Wir müssen seinen Freundeskreis abklopfen.
Und alle Verwandten im Umfeld.«

    Â»Es gibt noch eine Menge zu überprüfen«, sagte Reinhold.

    Â»Bis jetzt haben wir nur Spekulationen«, sagte Egon. Es
klang eher betrübt als spöttisch. Vielleicht dachte er daran, dass er nur umso
länger mit mir zusammenarbeiten musste.

    Ich sagte: »Wir würden gerne gleich zur Schule von Tobias
fahren und mit den Lehrern sprechen.«

    Reinhold nickte. »Das solltet ihr tun. Wenn wir davon
ausgehen, dass er den Täter gekannt hat, brauchen wir dringend mehr
Informationen über den Jungen.«

    Es klopfte an der Tür. Ein Kollege steckte den Kopf

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