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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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herein.
»Wir haben etwas Neues zu unserem Serientäter.«

    Reinhold sprang sofort auf und stürmte zur Tür. »Und
überprüft die Aussagen der Eltern!«, rief er uns noch über die Schulter zu,
bevor er verschwand. Polizeipräsident hin oder her, Reinhold hatte seine
Prioritäten klar gesetzt.

    Ich stand ebenfalls auf. »Wollen wir dann zur Schule?«, fragte
ich Nina.

    Â»Moment mal!«, sagte Egon und baute sich vor mir auf.
Erfreulicherweise war er ein wenig kleiner als ich. Ich reagierte, indem ich
eine Augenbraue hob.

    Â»Was sollen wir denn machen, während ihr in die Schule
fahrt? Wir kommen mit.«

    Ich schüttelte bedauernd den Kopf. »Wenn mich nicht alles
täuscht, bin ich Leiter dieser Mordkommission, nicht du.«

    Egon wich einen Schritt zurück. Ich drehte mich auf dem
Absatz um und ging voraus in unser Büro. »Aber du erinnerst mich an etwas. Komm
mit.« Als ich mich auf meinen Stuhl fallen ließ, nahm ich mein Notizblatt und überflog
es noch einmal. Die Liste mit Dingen, die es zu tun gab, war immer noch lang.
Sehr lang sogar. Sie fing damit an, die Aussagen der Eltern aufzunehmen und ihr
Alibi zu überprüfen, beinhaltete das Befragen aller Nachbarn, der Verwandten,
Freunde, Kollegen, der Haushälterin und eine ganze Menge anderer Dinge.

    Ich gab Egon den Zettel. Er wollte protestieren, aber als
er die Liste überflog, schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. »Alles klar,
Markus. Das verstehe ich natürlich. Wir übernehmen den Fitnesstrainer.«

    Marla lachte, sagte aber nichts. Ich lachte nicht und
sagte auch nichts.

    Nina äußerte höflich: »Die Liste ist ziemlich lang, denke
ich. Die Kollegen müssen eingewiesen werden, sobald sie eintreffen. Das wird
nicht einfach.«

    Egons Augen wurden zu Schlitzen.

    Â»Mach dir um uns keine Sorgen«, schnappte Marla. »Kümmert
ihr euch mal um die Lehrer.«

    Ich atmete erleichtert auf, als das Duo infernale den
Raum verließ. »Was habt ihr eigentlich für ein Problem miteinander?«, fragte
Nina kopfschüttelnd.

    Â»Ich lasse mir nicht gern ans Bein pinkeln«, sagte ich. »Und
Egon hat eine schwache Blase. Fahren wir?«

    Â 
    Ich überließ Nina das Steuer und hoffte, mich auf
dem Beifahrersitz beruhigen zu können. Wir schwiegen während der Fahrt, was ich
sehr angenehm fand, weil Nina mich nicht weiter nach Egon fragte. Nach einer
guten Viertelstunde bogen wir auf den Parkplatz des Gymnasiums ein.

    Es gab schon länger keine Schule mehr, die nicht die Folgen
der gesellschaftlichen Veränderungen zu spüren bekam und mit vernachlässigten,
überforderten oder sonst wie auffälligen Kindern konfrontiert wurde. Das
Gymnasium, das Tobias besucht hatte, hatte sich einen guten Ruf bewahren
können. Wie viel Substanz hinter diesem Ruf stand, war allerdings eine andere
Frage. Das Gymnasium verfügte über ein weitläufiges Gelände mit mehreren
Gebäuden. Wir waren dankbar, dass der Weg zum Sekretariat ausgeschildert war.

    Â»Hast du uns eigentlich angemeldet?«, fragte Nina, als
wir die Stufen im engen Treppenhaus hinaufstiegen.

    Â»Nein, du?«, fragte ich zurück.

    Â»Wahrscheinlich ist sowieso niemand mehr da«, meinte
Nina.

    Â»Feierabend um dreizehn Uhr«, stimmte ich ihr zu.

    Umso überraschender war der Anblick einer Frau mittleren
Alters, die sich tapfer durch einen Stapel Unterlagen kämpfte, obwohl sie in
dieser Auseinandersetzung offenkundig nicht die Oberhand gewonnen hatte. Wir
holten also an Ort und Stelle die Anmeldung nach und zeigten der Sekretärin
unsere Dienstausweise. Sie machte großen Augen und winkte uns gleich zum Schulleiter
durch. Ich hielt ihm meinen Ausweis hin, während Nina die Bürotür hinter uns
schloss.

    Â»Guten Tag, mein Name ist Wegener von der Kriminalpolizei
und das ist meine Kollegin Frau Gerling.«

    Der Schulleiter war ein unauffälliger Mann Mitte fünfzig
mit grauen Haaren, in dessen Gesicht ich nichts als Überraschung lesen konnte.
Er stand auf und kam um seinen Schreibtisch herum.

    Â»Guten Tag, Stallmann«, sagte er ein wenig unsicher. Wir
schüttelten uns die Hand und er bot uns einen Platz an seinem Besprechungstisch
an. »Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie einen Kaffee? Erst letzte Woche
waren Ihre Kollegen von der Vorbeugung hier …«

    Ich schaute ihn interessiert an. »Tatsächlich?

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