Gegen jede Regel
und schaute auf die Titel.
»Naturkundliche Dokumentarfilme«, kommentierte ich.
»So könnte man das sagen«, bestätigte Simon. Er fragte
mit einem breiten Grinsen: »Willst du die sehen, bevor wir sie untersuchen, Markus?«
Ich ignorierte ihn.
Nina rollte nur mit den Augen. »Schaut mal hier.«
Nun kam Tobiasâ Computerspielsammlung an die Reihe. Simon
lieà den Finger über die Titel gleiten. Es gab keine groÃen Ãberraschungen. Wir
fanden die gängigen Ego-Shooter, darunter auch Counter-Strike. Aber auch bei den Spielen war Tobias ein wenig
vielseitiger als der durchschnittliche Jugendliche. Wir fanden ältere Versionen
von Second Life und World of Warcraft und auÃerdem noch einige
Strategie- und Aufbauspiele, von Civilization über Die Siedler bis hin zu Panzer General.
In diesem Moment zahlte es sich aus, dass ich erst eine
Woche zuvor einen halben Tag investiert hatte, um eine Kollegin vom
Kriminalkommissariat Vorbeugung zu
begleiten und mir eine Fortbildung für Lehrer zum Thema Gefahren durch Internet und Videospiele anzusehen. Mir war Ninas
Wissensvorsprung einfach auf die Nerven gegangen, und wenn ich eines hasste,
dann war es, dumm dazustehen und fragen zu müssen.
Ich konnte nicht alle Spiele zuordnen, aber etwas war
doch hängen geblieben. Ich nickte wissend und nahm die Hülle von Civilization. »Kommen Sie nie mit einem
Schwert zu einer SchieÃerei«, sagte ich.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Nina mich verblüfft
anschaute. Ich hatte die Fortbildung heimlich besucht.
Simon fragte überrascht: »In welcher Stufe spielst du?«
Ich sagte ganz ernsthaft: »Gottheit.«
Simon schaute mich einen Moment lang an, dann lachte er. »Du
verarschst mich doch.«
»Du darfst mich weiter Markus nennen.«
Simon wandte sich wieder dem Schreibtisch zu.
Nina sagte zu ihm: »Wir werden herausfinden müssen,
welche Spiele er wirklich gespielt hat.«
»Und mit wem«, ergänzte ich. Denn alle Computerspiele,
die wir vor uns sahen, konnte man allein oder auch online gegen seine Mitspieler
spielen. Was man natürlich wissen musste.
Nina war immer noch verblüfft. »Genau.«
Simon sagte: »Ich werde sehen, was ich tun kann. Ich muss
alle Protokolle checken. Es hängt eine Menge davon ab, welches Betriebssystem
er benutzt hat.«
Im Ãberschwang sagte ich: »Dann nehmen wir seinen
Computer mit.« Ich begann, den Computer zu suchen, konnte aber nur den Monitor
entdecken.
Nina lachte auf. »Er steht vor deiner Nase.« Sie zeigte
auf einen Kasten mit Griff an der Oberseite, der mich an eine Transportbox für
Katzen erinnerte. Nur dass der Kasten schwarz war.
»Natürlich«, sagte ich und ermahnte mich, den Bogen nicht
zu überspannen.
»Das ist ein Cube-PC«, erklärte Nina und ich war ihr sehr
dankbar, dass es nicht herablassend klang.
Simon sagte: »Das sind Computer, die bei Spielern sehr
beliebt sind. Sie sind klein, kompakt und sehr robust. Und auÃerdem haben sie
einen praktischen Griff, wenn man zur LAN-Party möchte.«
»Aber â¦Â« Ich zögerte kurz, brachte meine Frage dann aber trotzdem
vor. »Ein Laptop wäre doch viel praktischer. Noch kleiner, meine ich.«
»Die Hardware in diesem Cube ist sicher vom Feinsten«,
sagte Nina. »So ein Gerät kostet gut und gerne achthundert Euro.«
Ich pfiff leise. Für Tobias mochte diese Preisklasse kein
Problem sein, wenn man das Einkommen seines Vaters bedachte. Andere Teenager
hatten vielleicht eher Schwierigkeiten, das zu finanzieren.
»Diese Ausstattung in einem Laptop mit einem einigermaÃen
groÃen Display würde das Doppelte kosten. Mindestens.«
»Okay, das leuchtet mir ein.«
»AuÃerdem ist so ein Cube viel flexibler. Man kann Komponenten
austauschen, wenn sie veraltet sind, man kann die Festplatte mit einem anderen
Spieler tauschen, wenn man will.«
»Ich gebe auf«, sagte ich und hob die Hände.
»Wir nehmen den Rechner mit und checken seine Aktivitäten.
Wir sollten aber überprüfen, ob der Junge noch einen anderen Computer hatte.«
Simon machte sich auf die Suche. Er stellte den Schreibtisch
praktisch auf den Kopf und sortierte die Sachen aus, die er mitnehmen wollte.
Neben dem Computer waren das vor allem CDs. Er suchte auÃerdem ein Notizbuch
heraus und legte zuletzt ein Handy oben auf den Stapel.
Ich
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