Gegen jede Regel
zur Seite,
setzten mich auf den Boden und begannen, mich provisorisch zu untersuchen. Ich
erkannte Dirk, dem ich noch etwas schuldig war, weil ich vor Peter Maier
schlecht über meine uniformierten Kollegen gesprochen hatte.
»Mir fehlt nichts«, sagte ich, obwohl ich mir alles
andere als sicher war. »Seine Waffe liegt da drüben.« Dann fiel mir der Kollege
am Telefon ein. Ich sagte zu ihm: »Alles klar. Ich bin in Ordnung. Vielen Dank.«
»Gern geschehen. Hauptsache, Sie sind noch am Leben.«
»Das bin ich«, sagte ich und nun war ich mir sicher. »Wie
heiÃen Sie?«
»Klaus Hagge.«
Ich sagte: »Klaus Hagge, bei nächster Gelegenheit gebe
ich einen aus.«
Ich hörte ihn grinsen. »Danke.«
Zu Dirk sagte ich: »Mann, das war knapp.«
Er antwortete kleinlaut: »Vielleicht machen wir es
einfach so, dass du bei mir etwas gut hast. Und so oft du willst über uns
herziehen darfst?«
Ich nickte matt, weil mir nicht nach Sprüchen zumute war.
Die Sanitäter rückten an. Einer kniete sich neben mich
und untersuchte meine Wange. »Das muss behandelt werden«, sagte er.
Die anderen verfrachteten den Mörder in den Rettungswagen.
Die Kollegen legten ihre Handschellen zusammen und fixierten den Mann mit
beiden Armen und Beinen an der Trage. Das sah schon einmal nicht schlecht aus.
Hände griffen nach mir, plötzlich stand ich aufrecht und lief den Weg zur
StraÃe zurück.
Ich wurde in einen zweiten Rettungswagen gesetzt, dabei fühlte
ich mich nicht unbedingt behandlungsbedürftig, sondern vor allem erschöpft.
»Wohin fahren wir?«, fragte ich den Sanitäter, der meine
Wange abtupfte.
»Ins Krankenhaus«, antwortete er.
Darauf hätte ich natürlich auch selbst kommen können.
Aber ich vermutete, dass es nicht bei einem Besuch im Krankenhaus bleiben
würde. Ich musste aussagen, ich musste mich um meinen Wagen kümmern â mir wurde
schwindelig, wenn ich nur daran dachte.
Plötzlich hatte ich keinen Mantel mehr an. Erst als ich
die Decke des Krankenwagens sah, begriff ich, dass ich nicht mehr stand. Mir
steckte die lange Fahrt nach Münster in den Knochen, zwei Befragungen, ein
Autounfall, eine Verfolgungsjagd und eine SchieÃerei. Ich dachte noch, wie
gerne ich Nina angerufen hätte, doch der Gedanke zerfloss in meiner nahenden Bewusstlosigkeit.
Ich schloss die Augen, bevor die Welt wieder anfangen konnte, sich zu drehen,
und schlief ein.
Â
Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem Krankenhausbett.
Ehe ich die Zimmerdecke eingehend betrachten konnte, beugte sich Reinhold über
mich und fragte: »Na, ausgeschlafen?« Er grinste bis über beide Ohren.
»Du bist jetzt arbeitslos«, sagte ich.
»Och, sag das nicht. Denk nur an die ganzen Pressekonferenzen
und Interviews.«
Ich sah mich um. AuÃer Reinhold war niemand bei mir. Dann
kam mir ein anderer Gedanke und plötzliche Angst zuckte wie ein Blitz durch
mein Gehirn. »Warum bin ich hier?«
Reinhold lachte. »Du warst etwas schwächlich. Deine Wange
musste versorgt werden. Dann haben die Ãrzte entschieden, dass sie dich erst
einmal hier schlafen lassen.«
»Ich kann gehen?«, fragte ich.
»Wenn du möchtest.«
»Worauf warten wir dann noch?«, fragte ich und schwang
meine Beine aus dem Bett. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich Krankenhauskleidung
trug. Ein kurzer Blick unter das Nachthemd offenbarte, dass sie mir sogar meine
Unterhose ausgezogen hatten. Ich bezweifelte, dass das medizinisch indiziert
gewesen war, und hoffte, dass die Krankenschwester, die mich ausgezogen hatte,
zumindest hübsch gewesen war.
»Sehr hübsch. Sie war sehr hübsch«, sagte Reinhold, obwohl
ich sicher war, meinen Gedanken nicht ausgesprochen zu haben.
»Wie lange �«
»Nicht lange. Noch nicht mal zwei Stunden.«
Das war eine gute Nachricht. Ich fand meine Kleidung
ordentlich zusammengelegt auf einem Stuhl und zog mich an.
Ein Triumphgefühl wollte bei mir nicht aufkommen. Nach
und nach fiel mir wieder ein, um was ich mich jetzt alles kümmern musste. »Mein
Auto«, sagte ich mit düsterer Vorahnung.
»Schrott«, sagte Reinhold. »Aber mach dir keine Sorgen
darum. Wir werden das regeln. Wenn du willst, setzen wir uns mit der
Versicherung auseinander. Meine Sekretärin bereitet schon alles vor.«
»Danke«, sagte ich.
»Du
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