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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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an.«

    Damit war der Abend gerettet. Ich flüsterte Nina zu: »Ich
hoffe, du hattest nichts Romantisches geplant.«

    Eine halbe Stunde später standen wir vor Prachts Haus und
machten uns mit sechs Kollegen auf den Weg, darunter vier Schutzpolizisten.
Wenn ich den Personalaufwand hochrechnete, den Seybold autorisiert hatte,
vermutete ich, dass die Münsteraner ihre Probleme mit Nachbarschaftslärm an
diesem Abend allein würden lösen müssen.

    Münsters Straßen ähnelten denen Krefelds zu dieser Jahreszeit
in einigen entscheidenden Punkten. Sie waren dunkel, kalt und feucht. Und mit
den Augen eines Täters betrachtet, der eine Tatwaffe loswerden will, boten sie
ungefähr eine Million Versteckmöglichkeiten.

    Aber: Versteck war nicht gleich Versteck. Das Messer zum
Beispiel einfach über eine Hecke in einen Garten zu werfen, war nicht besonders
vorausschauend. Doch da Elias Grams wahrscheinlich wirklich angetrunken gewesen
war und die meisten Mörder weder vor noch nach der Tat besonders rational
handelten, mussten wir diese Möglichkeiten überprüfen. Und auch wenn der Weg
nur einen Kilometer lang war, so gab es doch auf dieser Strecke einige Gärten
abzusuchen. Und noch mehr Mülltonnen und Gullys.

    Wir arbeiteten uns langsam mit mittlerer Gründlichkeit
voran. Wir leuchteten Büsche, Bäume, Rasen und Beete in den Gärten mit
Taschenlampen ab, immer auf der Suche nach einem verräterischen Aufblitzen.
Wenn Grams das Messer vergraben hatte, würden wir es so nicht entdecken.
Andererseits würde es dann auch noch ein wenig in seinem Versteck auf uns
warten und wir konnten es später holen.

    Bei den Gullydeckeln gingen wir ebenso vor. Da alle gegen
Diebstahl gesichert waren, bestand für Grams und jeden anderen Täter die
einzige Möglichkeit darin, das Messer durch die Schlitze zu werfen. Aber weder
hier noch in den Gärten wurde das Licht unserer Lampen von glitzerndem Metall reflektiert.

    Schwieriger waren die Mülleimer. Die öffentlichen Müllbehälter
an Bushaltestellen und Parkbänken durchsuchten wir entweder von oben mit der
Hand, als wären wir Obdachlose auf der Suche nach Pfandflaschen. Die hängenden
Müllbehälter öffneten wir an ihrer Klappe unten, sammelten den Inhalt in einem
durchsichtigen Müllsack und durchsuchten ihn. Wenn wir nicht fündig wurden,
schoben wir den Sack mit Inhalt wieder in den Mülleimer zurück.

    Die meiste Überwindung kosteten die Mülltonnen der
Häuser. Bei allen Mülltonnen, die ohne Probleme von außen zugänglich waren,
öffneten wir den Deckel und entschieden dann im Einzelfall, wie gründlich wir
die Mülltonne durchsuchen wollten. Wahrscheinlich konnten wir uns glücklich
schätzen, diese Suche nicht bei wärmerem Wetter durchführen zu müssen, aber der
Gestank reichte mir auch so.

    Am schlimmsten waren die Mülltonnen mit Essensresten.
Unsere Latexhandschuhe waren zu dünn, um das Gefühl von matschigen, fauligen
oder schimmeligen Lebensmitteln von unseren Fingern fernzuhalten. Der Gestank,
der durch die kleinste Bewegung dieser Reste aufstieg, war atemberaubend. Nina
und ich mussten mehrmals unsere Suche unterbrechen, uns von den Mülltonnen
abwenden und tief durchatmen, um uns nicht zu übergeben. Mit jeder Mülltonne
wurden wir schmuddeliger, dreckiger, stinkender. Es war gut, dass wir die
Kollegen in Uniform dabeihatten, sonst hätte sicher einer der Passanten, die
mit gerümpfter Nase an uns vorübergingen, die Polizei gerufen.

    Die Krönung unserer Suche war schließlich zweifellos eine
Ansammlung von Müllcontainern in einem Hof seitlich eines Mehrfamilienhauses.
Wir gingen zu viert darauf zu. Während mein Magen schon in Vorfreude
rebellierte, diskutierten wir, wie diese Container wohl zu durchsuchen seien.
Wir waren uns schnell einig, dass sie durchsucht werden mussten, weil sie ein
perfektes Versteck für einen nervösen Täter abgaben. Dann begann das
Gefeilsche, wer sich seine Schuhe und Hose ruinieren durfte. Da wir uns alle
für Gentlemen hielten, schied Nina sehr früh aus der Diskussion aus und ich
setzte mich mit meinen Münsteraner Kollegen auseinander. Ich wählte die
Argumentationslinie, dass mein Platz als Gast der Polizei in Münster ja nicht
in einem Müllcontainer war, ganz zu schweigen davon, wie ich die Reinigungskosten
bei meiner Dienststelle geltend machen

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