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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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zwar genau das Messer, das von seiner Größe her
die Tatwaffe sein könnte. Sowohl beim Mord an Tobias Maier als auch beim Mord
an Martin Pracht.«

    Ein fehlendes Messer war kein Beweis, aber trotzdem war
diese Nachricht eine Bombe. Die allerdings ihre Wirkung verfehlte. Grams wirkte
nervös, aber dann legte sein Anwalt ihm eine Hand auf den Arm. Und über diese
Verbindung flossen dem Spieler auf geheimnisvolle Weise Ruhe und Gelassenheit
zu, die er aus keiner anderen Quelle hatte beziehen können. Er sagte zwar
nichts, aber seine Zunge verschwand wieder in seinem Mund.

    Seybold war sichtlich unzufrieden. »Sie verschwenden
wertvolle Zeit, Herr Grams. Sie sollten jetzt mit uns sprechen. Wo werden wir
das fehlende Messer finden? Und was werden wir für Spuren daran entdecken?«

    Kleemann stimmte in die Fragen mit ein, bis Herr Ruhe sich
einmischte. »Meine Herren, das hat doch keinen Sinn. Ich schlage vor, Sie
beenden die Befragung, bis Sie neue Informationen haben. Oder Beweise.«

    Der Tag hatte sich in die Länge gezogen und mir steckte
immer noch die Müdigkeit in den Knochen. Trotzdem war es frustrierend, dass
Hermann Ruhe mit dieser Äußerung auch für Nina und mich den Tag praktisch
beendet hatte. Er stellte unmissverständlich klar, dass sein Mandant auch bei
Vorliegen neuer Informationen nicht ohne ihn befragt werden durfte, hinterließ
seine Handynummer und verabschiedete sich, nicht ohne anzukündigen, gegen den
Haftbefehl Beschwerde einzureichen.

    Â»So ein Arschloch!«, machte Kleemann sich Luft, als der
Anwalt verschwunden war. Grams wurde in eine Zelle gebracht. Seine Partie würde
nun einen neuen Türkei-Spieler brauchen.

    Seybold erkundigte sich einmal mehr bei seinen Kollegen
nach der Hausdurchsuchung, aber das fehlende Messer war noch nicht aufgetaucht.
Sichtlich frustriert steckte der Kollege sein Handy wieder ein.

    Â»Wenn es nicht im Haus ist, bekommen wir ein Problem«,
sagte Kleemann.

    Â»Es ist im Haus«, sagte Seybold bestimmt, aber ohne letzte
Überzeugung in der Stimme.

    Â»Kommen Sie noch mit zu unserer Besprechung?«, fragte
Kleemann.

    Â»Sehr gerne«, antwortete Nina.

    Â 
    Es war siebzehn Uhr, als wir den Besprechungsraum
betraten. Außer Seybold und Kleemann erwarteten uns schätzungsweise dreißig
andere Polizisten. Wir setzten uns zu ihnen an einen langen Tisch und wurden
mit knappem, aber freundlichem Nicken von den anderen empfangen.

    Kleemann stellte uns vor, dann schilderte er kurz die bisher
bekannten Tatsachen. »Das Messer ist noch nicht aufgetaucht«, stellte er abschließend
fest.

    Â»Wir werden unsere Ermittlungen auf zwei Bereiche konzentrieren«,
sagte Seybold daraufhin. »Zum einen Grams’ Alibi. Zum anderen das Messer. Wir
haben bereits mehrere Kollegen von der Spurensicherung darauf angesetzt, die
Internet- und Telefondaten zu überprüfen. Deshalb werden wir nun darangehen, Grams’
Nachbarn zu befragen. Jetzt sollten einige von ihnen zu Hause anzutreffen sein.«
Er deutete auf eine Gruppe von acht Männern. »Sie werden das übernehmen. Fahren
Sie hin und finden Sie heraus, ob einer der Nachbarn etwas gesehen oder gehört
hat.«

    Die Männer nickten und nahmen ihren Auftrag mit Fassung an.
Solche Aufgaben gehörten nicht nur zur Ermittlungsarbeit dazu, sie waren ihr
Hauptbestandteil.

    Seybold fuhr fort: »Ich habe auf einem Stadtplan die möglichen
Wegstrecken eingezeichnet, die von Grams’ Haus zum Haus von Martin Pracht
führen. Es gibt Strecken, die ich für wahrscheinlicher halte als andere. Sie
sind alle ungefähr einen Kilometer lang. Da er vermutlich alkoholisiert war,
glaube ich nicht, dass er mit dem Auto gefahren ist. Wir werden bei den
wahrscheinlichsten Wegstrecken beginnen und uns nach und nach die anderen vornehmen.
Wir werden die Strecken absuchen, Mülltonnen, Gullys und alle anderen Orte, wo
Grams das Messer nach der Tat hätte verschwinden lassen können.«

    Das klang überhaupt nicht verlockend. Und nicht sehr erfolgversprechend.
War aber ohne Alternative.

    Seybold teilte die verbliebenen Kollegen für diese
Aufgabe ein. Plötzlich schien die Befragung der Nachbarn doch keine so
schlechte Sache mehr zu sein. Im Eifer eines Anflugs von Sympathie hob ich die
Hand und bot an, dass wir dabei helfen konnten, die Münsteraner Straßen
abzusuchen.

    Seybold nickte. »Danke, das nehme ich gerne

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