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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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nicht zu hören. Und noch viel
wichtiger, kein Musik-Streit-Staubsauger. Überhaupt war kein anderer Mensch zu
hören. Ich stellte mir vor, wie ich die Stille des Hauses aufnehmen und in
meinem Innern in Ruhe verwandeln könnte. Plötzlich wollte ich dieses Haus
kaufen.

    Ich zückte mein Notizbuch und begann, den Makler systematisch
zu befragen. Ich fokussierte sehr darauf, was das Haus alles nicht hatte:
Keller, Gasleitung, DSL-Anschluss, Zentralheizung, Garage. Es wurde eine lange
Liste. Ich überschlug die Kosten für die anstehenden Arbeiten, atmete schwer
aus und sagte, ich müsste mir das noch sehr gründlich überlegen.

    Dann ließ ich den Makler eine Woche warten. Ralf war gerade
zum Leiter der Spurensicherung aufgestiegen und ich wusste, dass er etwas von
Gebäuden verstand. Ich nahm ihn mit zur nächsten Besichtigung und stellte ihn
als Sachverständigen vor. Er notierte noch viele weitere Mängel am Haus. Am
Ende des Termins war der Makler bereit, den Preis um weitere vierzig Prozent zu
reduzieren, und wir wurden uns einig.

    Das Teewasser kochte und ich goss mir einen Kräutertee
auf. In der Küche stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, ich setzte mich und
aß mein Brötchen. Als mein Tee fertig war, lehnte ich mich gemütlich zurück und
trank ihn in kleinen Schlucken.

    Kurz überlegte ich, ob ich mein Notizbuch holen und die
Ereignisse und Informationen des Tages noch einmal sortieren sollte, aber ich
entschied mich dagegen. Auch der Stapel mit Ausdrucken konnte mich nicht
locken. Sie würden ihre Geheimnisse noch früh genug preisgeben, wenn sie überhaupt
noch welche enthielten, die Simon entgangen waren. Womit ich nicht rechnete.

    Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass es noch zu früh
war, um ins Bett zu gehen, und zu spät, um noch etwas Neues anzufangen.
Fernsehen lohnte sich nicht mehr, weder von der Zeit noch vom Programm, und auf
ein Buch würde ich mich nicht konzentrieren können. Abschalten und Entspannen
waren meine einzigen Wünsche an diesem Abend. Und ich hatte eine Idee, wie ich
das schaffen konnte. Ich leerte meinen Becher, stellte ihn in die Spüle, nahm
die Tageszeitung und stieg die Treppen hinauf zum Badezimmer.

    Das Badezimmer war seit zwei Wochen fertig. Zuletzt hatte
ich einen ganzen Tag lang mit der Badewanne gekämpft, bevor ich die
Auseinandersetzung für mich entschied. Die Wanne saß an dem Platz, den ich für
sie ausgesucht hatte, auch wenn sie erbitterten Widerstand geleistet hatte. Und
bis jetzt hatte ich noch nicht ausprobieren können, ob sich die Mühe gelohnt
hatte.

    Das Badezimmer war ziemlich groß. Weil das Schlafzimmer
auch sehr geräumig war, hatte ich keinen Anlass gesehen, die Zimmeraufteilung
im Obergeschoss zu verändern. Ich hatte im Baumarkt eine Eckwanne aus Acryl mit
farbiger Beleuchtung und Whirlpoolfunktion ausgesucht, in der ich in zwei
verschiedenen Positionen liegen und in drei verschiedenen sitzen konnte. Mir
war außerdem noch genügend Platz für eine separate Dusche geblieben. Ich legte
die Zeitung auf den Wannenrand und stellte das Wasser an. Meine Wäsche wanderte
in den Wäschekorb im Schlafzimmer, dann gab ich etwas Badeschaum in den
Wasserstrahl und stieg in die Wanne.

    Es war nicht die Offenbarung, die der Verkäufer mir versprochen
hatte, und ich war erleichtert darüber. Auch wenn sie groß war und spektakuläre
Funktionen hatte, es blieb am Ende doch eine Badewanne mit heißem Wasser darin.

    Ich setzte mich mit dem Rücken in die Ecke, ein Glas
Wasser rechts neben mir, ein kleines Handtuch links neben mir, die Zeitung
hielt ich bequem in den Händen, ohne dass sie nass wurde. Aufmacher der Zeitung
war der Serienmörder, dessen zweites deutsches Opfer man nun in Hüls gefunden
hatte. Die Mordmethoden des Serienmörders wurden genauestens beschrieben,
allerdings anhand seiner Taten in Holland. Er hatte sich den Spitznamen Salamimörder eingehandelt, weil er seine
Opfer gerne in kleine Scheiben schnitt. Abgesehen davon war der Leitartikel
nicht sonderlich informativ. Zum Ausgleich dafür gab es auf der Lokalseite eine
detaillierte Auflistung der Ermittlungsfehler der Krefelder Polizei. Kein
Wunder also, dass Reinhold unter Druck stand. So ein Zeitungsartikel, ob er nun
stimmte oder nicht, brachte immer einigen Wind ins Präsidium. Da waren uns
Meldungen über codierte Fahrräder oder Verkehrserziehung an

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