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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Serienmörder beschäftigt.

    Bevor wir mit der Planung begannen, wollte ich etwas
loswerden: »Ich habe noch einmal nachgedacht und glaube eigentlich, dass wir
den Täter – oder vielmehr die Täterin – eher unter den drei Frauen suchen
müssen als unter den Schülern. Von den Schülern hat Tobias keiner nach Donnerstag
gesehen. Wenn nicht noch ein Detail von dieser LAN-Party auftaucht, könnte ich
mir am ehesten vorstellen, dass Tobias am Sonntag eine dieser Frauen getroffen
hat.«

    Â»Ich hatte einen ähnlichen Gedanken. Wut und Zorn vergehen
bei Teenagern oft so schnell, wie sie gekommen sind. Aber bei diesen Frauen
könnte mehr im Spiel sein. Vielleicht hat eine gefürchtet, ihre Beziehung zu
Tobias könnte bekannt werden.«

    Â»Für die Lehrerin wäre das eine Katastrophe.«

    Â»Für die anderen vielleicht auch.«

    Â»Du meinst, da ist noch eine Lehrerin dabei?«

    Â»Als Motiv reicht es, wenn die Frau es subjektiv als Katastrophe
ansieht.«

    Das stimmte natürlich. Ich war sehr neugierig auf Leah
Kling, so viel stand fest. Wir hatten eine Adresse im Krefelder Stadtwald ermittelt.

    Â»Wenn wir jetzt losfahren und mit der Mutter sprechen,
können wir vielleicht bei Frau Kling vorbeischauen.«

    Das Hotel, in dem die Maiers untergebracht waren, befand
sich in der Nähe des Stadtwalds, die beiden Besuche ließen sich gut miteinander
verbinden.

    Diesmal setzte ich mich hinters Steuer. »Hast du dir seinen
Computer und seine E-Mails angeschaut?«, fragte ich, als wir vom Parkplatz rollten.

    Â»Ja.«

    Einige Anwohner hatten die Angewohnheit, ihre Autos so zu
parken, dass sie verkehrsberuhigend wirkten. Ich lenkte das Auto zwischen
diesen Hindernissen und dem Gegenverkehr hindurch. »Und was hast du für einen
Eindruck von diesen Frauen?«

    Â»Das ist schwer zu sagen. Tobias tauschte mit ihnen ziemlich
detaillierte Fantasien aus. Mit entsprechenden Fotos. Die Frau, die wir noch
nicht identifiziert haben, hat in ihrer letzten E-Mail sogar ein Video
geschickt.«

    Das wurde ja immer besser. »Nur ein Video insgesamt?«

    Â»Ja. Ich nehme an, bei einem Foto kann man leichter das
Gesicht entfernen. Bei einem Video ist das schwierig. «

    Ich überlegte, ob ich mir das auch anschauen musste. Je
nachdem, wie die Ermittlungen verliefen, würde mir nichts anderes übrig
bleiben. »Und wie ist nun dein Eindruck?«

    Â»Ich denke, die sind wirklich aufeinander abgefahren. Tobias
hat sich gut auf die einzelnen Frauen eingestellt. Ich kann mir denken, dass
sie sich von ihm verstanden fühlten.«

    Ich hob die Augenbrauen. »Ein Frauenversteher?« Zu begreifen,
wie Frauen tickten, das gelang den meisten Männern in ihrem ganzen Leben nicht.
Und ausgerechnet dieser Teenager sollte das geschafft haben? Aber immerhin war
er ja ein musikalisches Genie, das man einfach lieben musste.

    Â»Vielleicht«, antwortete Nina ausweichend. »Ich denke,
wir haben es mit Frauen zu tun, denen dieses Verstandenwerden an anderer Stelle
gefehlt hat.«

    Vor uns stoppte ein Fahrer im absoluten Halteverbot,
schaltete seine Warnblinkanlage ein und begann, seinen Kofferraum zu entladen.
Es bildete sich ein kleiner Stau, andere Autofahrer hupten und beschimpften den
Mann im Vorbeifahren. Würden wir nicht im Fall Tobias Maier ermitteln, wir
hätten uns problemlos den ganzen Vormittag mit Verstößen gegen die
Straßenverkehrsordnung beschäftigen können.

    Â»Und ich dachte, es geht um den Reiz des Verbotenen und
den Nervenkitzel, dabei vielleicht erwischt zu werden.«

    Â»Das kommt noch dazu«, bestätigte Nina.

    Â»Eigentlich suchen wir also drei gelangweilte und vernachlässigte
Hausfrauen?«

    Â»So könnte man das sagen.«

    Das war ein wenig zu glatt für meinen Geschmack. Ich
dachte an das Bild des isolierten Einzelgängers. »Mit unserem letzten Klischee
lagen wir ziemlich daneben.«

    Â»Deshalb befragen wir ja auch die Leute.«

    Â»Hmm. Was ist eigentlich mit der Musik?«

    Â»Du meinst K-Metal? «

    Â»Ja.«

    Â»Die sind gut. Und ich meine, wirklich gut. Der Sound ist
neu und unkonventionell, aber nicht so fremdartig, dass er nicht mehr
ansprechend wäre.«

    Â»An dir ist eine Kritikerin verloren gegangen.«

    Â»Du wolltest es wissen.«

    Â»Und du hast es gut beschrieben.«

    Â»Ich habe auch herausgefunden, was die Abkürzung heißt.

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