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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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K-Metal. «

    Â»Und was?«

    Â»K steht für Krefeld.«

    Die Stadt, in der die Band spielte und ihre Mitglieder lebten.
»Ist das nicht eher etwas für Akkordeonquartette von über Siebzigjährigen, sich
nach ihrer Heimatstadt zu benennen?«

    Â»Das ist eine neue Generation.«

    Â»Inwiefern?«

    Â»Die Leute sind jung. Ihr Musikstil ist neu. Und ihre Texte
auch. Die singen über Liebe und den Sinn des Lebens.«

    Â»Ich dachte, Heavy Metal handelt von Hass, Gewalt und der
Sinnlosigkeit des Lebens.«

    Â»Nicht bei K-Metal. Das sind keine Rebellen. Das ist eine Gruppe von Teenagern, die
experimentieren.«

    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Eine
Heavy-Metal-Band, die nicht rebellierte und über Liebe sang? Oder vielmehr
schrie. Das war wie Fußball ohne Manager und eine Regierung ohne Politiker. Bei
genauerer Betrachtung eigentlich gar nicht so schlecht.

    Â»Leihst du mir die CD einmal aus?«

    Nina schaute mich an. »Natürlich.« Wir hätten die CD zwar
auch im Auto anhören können, aber aggressive Musik machte mich zu einem aggressiven
Fahrer, und das war keine gute Idee.

    Ich lenkte das Auto auf den Hotelparkplatz. Wir hatten
für anderthalb Kilometer fast zwanzig Minuten gebraucht. Zu Fuß wären wir
schneller gewesen, aber ich nutzte unsere Autofahrt als Vorgeschmack auf
zukünftige und allesamt umweltschädigende Fahrten in einem überdimensionierten
Panzerkampfwagen.

    Das Hotel, in dem die Maiers abgestiegen waren, war eines
der besten in Krefeld. In Düsseldorf hätte es sicherlich feudalere Häuser
gegeben, aber vielleicht war Peter Maier angesichts seiner Umsatzzahlen nicht
bereit gewesen, eine so hohe Wette auf seine Zukunft abzuschließen. Es war Viertel
nach acht, als wir das Hotel betraten. An der Rezeption herrschte reger
Betrieb. Geschäftsreisende und Seminarteilnehmer checkten aus, das Personal
bewegte sich diskret im Hintergrund.

    Wir warteten artig, bis eine Dame Zeit für uns hatte, und
ich erklärte freundlich unser Anliegen. »Wir möchten zu Frau Maier.« Als die
Frau zögerte, zeigte ich ihr meinen Dienstausweis. Das erleichterte die
Angelegenheit. Wir erfuhren die Zimmernummer und machten uns auf den Weg.

    Das Hotel bot einen umfangreichen Zimmerservice und
deshalb machte ich mir keine Gedanken darüber, dass wir Kerstin Maier nicht in
ihrem Zimmer antreffen könnten. Nina klopfte an die Tür. Wir hörten eine
Frauenstimme, die so schwach war, dass sie sich kaum von einer Sinnestäuschung
abhob. Nina verstand das als Aufforderung und wir traten ein.

    Die Maiers hatten sich in einer Suite einquartiert. Es
war nicht leicht, Kerstin Maier in dem abgedunkelten Wohnraum zu entdecken. Sie
saß zusammengesunken an einem kleinen Tisch, auf dem ein ansprechendes
Frühstück aufgebaut war. Der Duft von frischem Kaffee lag in der Luft. Sie
schaute kaum auf, als wir näher kamen.

    Â»Frau Maier? Dürfen wir uns setzen?« Sie reagierte nicht
und auch das verstanden wir als Aufforderung.

    Tobias’ Mutter unterschied sich deutlich von der Frau,
die wir am Tag zuvor kennengelernt hatten. War sie gestern noch eine attraktive
Dame Mitte vierzig gewesen, sah sie heute älter aus, übernächtigt, mit
verworrenen Haaren, aufgedunsenem Gesicht und verquollenen Augen. Das Frühstück
auf dem Tisch war unberührt.

    Nina fragte: »Ist Ihr Mann bei der Arbeit?«

    Kerstin Maier nickte matt. Ihre Worte verloren sich im
Raum. »Seine Arbeit ist wichtiger …«

    Das kam nicht unerwartet. War Peter Maier zuvor schon vor
seiner Ehe in die Arbeit geflüchtet, so hatte er jetzt umso mehr Grund dazu.

    Nina sagte: »Wir sind gekommen, um noch einmal mit Ihnen
über Tobias zu sprechen. Wir waren gestern in der Schule und haben seine
Freundin kennengelernt.«

    Kerstin Maier schaute Nina mit großen Augen an. »Er … Er
hatte eine Freundin?«

    Â»Seit zwei Jahren.«

    Sie schrumpfte noch mehr auf ihrem Stuhl. »Das wusste ich
nicht«, flüsterte sie.

    Â»Ein Mädchen aus seiner Band«, sagte Nina.

    Â»Die Band kenne ich.«

    Â»Sie kennen die anderen Schüler?«

    Â»Ich weiß, dass er in einer Band spielt. Gitarre.«

    Â»Aber er hatte keine Gitarre in seinem Zimmer.«

    Â»Ja … Er hatte sie in seinem Zimmer, als er sie bekommen hat.
Aber mein Mann hat ihm verboten, zu Hause zu spielen.«

    Â»Wo hat er

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