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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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den Grundschulen
doch um einiges lieber.

    Viel mehr als diese Artikel gab die Zeitung nicht her.
Ich legte sie zur Seite und wechselte meine Position, indem ich halb liegend
und halb schwebend tiefer ins Wasser glitt, bis nur noch mein Kopf
herausschaute. Ich spürte, wie ich mich entspannte. Ich schloss die Augen und sah
Tobias auf dem Boden im Wohnzimmer liegen. Sein Zimmer, seine Freunde in der
Schule und seine E-Mails. Was für ein seltsamer Fall das doch war.

    Meine Gedanken wurden unscharf und zerrannen in der Wärme
des Badewassers. Ich war zu müde, um mit scharfsinnigen Kombinationen noch
etwas bewirken zu können. Es war Zeit, ins Bett zu gehen, denn sonst würde ich
in der Badewanne einschlafen. Sie hatte ihre Einweihung gut gemeistert.

Dienstag

    Der Wecker holte mich aus dem Tiefschlaf und ich brauchte
einige Minuten, um mich zu orientieren. Während ich ins Badezimmer tappte,
überlegte ich, seit wann ich eigentlich einen so tiefen Schlaf hatte. Ich kam
zu dem Ergebnis, dass es spätestens seit dem Umzug in mein Haus war. Es war
immer noch ungewohnt, nicht in einem Zustand permanenter Anspannung und
Alarmbereitschaft leben zu müssen. Aber ich würde mich nicht darüber
beschweren.

    Nachdem ich heiß geduscht hatte, machte ich mir ein
Frühstück mit Toastbrot und einem Becher schwarzen Kaffee. Wenn ich an den Fall
dachte, dann tat ich das jetzt mit Zuversicht. Eigentlich hätte die Welt an
diesem Morgen sprichwörtlich ganz anders aussehen müssen, aber ein Blick aus
dem Fenster zeigte denselben grauen Novemberherbst wie am Tag zuvor. November
am Niederrhein. Man konnte nicht viel tun, außer sich hellere Lampen zu
besorgen.

    Es war halb acht, als ich aus dem Haus ging. Auf dem Weg
zum Präsidium kamen mir einige Autofahrer entgegen, die im trüben Dämmerlicht
ohne Scheinwerfer fuhren und so unsichtbar waren wie Stealthbomber im
Kampfeinsatz. Mir kam der Gedanke, ob ich mir nicht einen Volvo oder einen
extra schweren Geländewagen zulegen sollte, um meine Überlebenschancen auf den
Landstraßen um Krefeld herum zu erhöhen.

    Nina war schon im Büro und schaute mit einer Tasse Kaffee
in der Hand auf ihren Bildschirm. Sie sah beschäftigt aus, aber ich fragte sie
trotzdem: »Es gibt doch bestimmt auch Autobörsen im Internet?«

    Sie schaute mich an und ich war froh, dass sie reagierte:
»Ja sicher.«

    Â»Welche sind die größten?«

    Sie nannte mir zwei Namen. Ich startete meinen Rechner
und holte mir ebenfalls einen Kaffee. Ich entschied, dass es im Interesse
meines Dienstherren lag, wenn ich lebendig bei der Arbeit erschien, und schaute
mir die Autobörsen an, die Nina mir genannt hatte. Es gab eine ganze Menge
Volvos und noch mehr Geländewagen.

    Â»Warum fragst du?«

    Â»Vielleicht kaufe ich mir einen Geländewagen«, sagte ich.

    Â»Ziehst du in die Berge?«

    Â»Ich würde auch einen gepanzerten Volvo nehmen.«

    Â»Ach, verdächtigst du die Mafia, Tobias umgebracht zu
haben?«

    Â»Ein interessanter Gedanke. Den notiere ich mir gleich.«

    Â»Du hast ein gutes Auto«, sagte Nina.

    Â»Es hat zu wenige Airbags.«

    Â»Es hat sechs Airbags. Drei für den Fahrer und drei für
den Beifahrer.«

    Â»Ich sagte ja, zu wenige.«

    Nina schüttelte den Kopf. »Ist bei dir da draußen das
Trinkwasser eigentlich ganz in Ordnung?«

    Â»Das Trinkwasser ist prima, aber auf der Landstraße fahren
zu viele Spinner herum.«

    Â»Warum kaufst du dir nicht so einen Hummer, den auch die
US-Army fährt. Die sind moralisch geächtet wegen dem CO 2 -Ausstoß, da
bekommst du sicher einen günstig. Das Maschinengewehr musst du aber
wahrscheinlich abmontieren.«

    Einen Moment lang sah ich mich selbst in einem politisch
nicht korrekten überschweren Pkw über die Straßen rollen. »Wäre das denn nicht
ziemlich unsexy? Ich meine, George Clooney fährt doch auch so ein kleines
Elektroauto, oder?«

    Â»Der fährt auch nur zur Oscarverleihung und nicht auf
unseren Landstraßen.«

    Ich sagte: »Ich suche mir einen Geländewagen.«

    Â»Nachdem das nun geklärt ist, können wir ja überlegen,
womit wir anfangen.«

    Ich warf einen Blick auf meine E-Mails, was sehr schnell
ging. Außer Simon und Karl, die uns Kopien der Aktenvermerke schickten, deren
Inhalt wir gestern ohnehin besprochen hatten, waren alle anderen anscheinend
mit dem

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