Gegen jede Regel
kompetent, wenn es um
Persönlichkeit und Verhaltensmuster von Tätern ging. Und wenn die Verdächtigen
nicht mit dem Tatablauf zusammenpassten, was konnte es schaden, mit ihm zu
sprechen? Zuerst einmal würden wir allerdings weiter ermitteln, denn mit
halbgaren Vermutungen wollte ich nicht bei Dr. Klein vorstellig werden.
»Okay«, sagte Karl und drehte sich schon zum Gehen. »Wenn
das alles war â¦Â«
»Eine Frage habe ich noch«, hielt ich ihn zurück. »Hatte
er vor seinem Tod Geschlechtsverkehr?«
Karl drehte sich um. »Das kann ich nicht sagen.«
Ich stutzte. »Warum nicht?«
»Weil ich es nicht weiÃ. Der Kerl hat noch ganz gründlich
geduscht, bevor er sich hat erstechen lassen.«
»Seine Haare sahen aber nicht sehr gewaschen aus.«
»Das mag sein. Der Rest seines Körpers war so sauber wie
der Tatort. Wenn er Spuren an sich hatte, dann sind die alle durch den Abfluss
davon.«
»WeiÃt du, wann er geduscht hat?«
»Hältst du mich für einen Zauberer?«
Ich dachte daran, wie er die Wunde in Tobiasâ Rücken am
Tatort durch reines Abtasten untersucht hatte. Ich sagte: »Nein, nur für einen
Magier.«
Karl schaute mich an.
»Einen Hexenmeister?«, versuchte ich es.
Er seufzte. »Lass mal sehen. Wenn ich seinen Hauttyp bedenke
und wie viel Talg er auf der Haut hatte, würde ich schätzen, er war so etwa
eineinhalb bis zwei Stunden vor seinem Tod duschen.«
Ich überschlug im Kopf die Uhrzeiten und kam zu dem
Ergebnis, dass Tobias gleichzeitig geduscht und Musik gehört hatte. Um das
Gepladder zu übertönen, musste man natürlich ein wenig aufdrehen. Ich sagte: »Karl,
du bist ein Hellseher.«
Er verdrehte die Augen. »Bei genauerer Ãberlegung weiÃ
ich auch, warum er sich die Haare nicht gewaschen hat.«
»Ach so?«
»Er hatte Ekzeme auf der Kopfhaut, die ziemlich gejuckt
haben müssen. Einige Hautärzte empfehlen dann, die Haare weniger zu waschen, um
die Kopfhaut nicht noch mehr auszutrocknen.«
Das ergab Sinn. Mir hätte es aber auch gefallen, wenn wir
an Tobias eine DNA-Probe hätten sicherstellen können, um damit die Frau zu identifizieren,
mit der er am Sonntagabend Geschlechtsverkehr im Gästezimmer gehabt hatte.
Falls es so eine Frau gab.
»Danke, das ist sehr interessant.«
Karl fragte: »Womit werdet ihr den Täter überführen, mit
den Ekzemen oder dem Duschgel?«
»Mit dem Fleck vom Laken aus dem Gästezimmer.«
»Habe ich etwas nicht mitbekommen?«, fragte Nina.
»Ich bin meiner Zeit voraus«, sagte ich.
»Du meinst also, dass die Spurenanalyse ergibt, dass Tobias
mit einer der Frauen Geschlechtsverkehr hatte und wir sie mit ihrer DNA
überführen können?«
So ungefähr hatte ich mir das gedacht. »Ja«, sagte ich.
»Das ist doch pure Spekulation. Lass uns doch erst einmal
abwarten.«
»Du meinst, ich muss die Pressekonferenz wieder absagen?«
Nina und Karl tauschten einen bedeutsamen Blick. Sie sagte
zu ihm: »Danke, Karl. Wir müssen jetzt weiter.« Dann nahm sie mich am Arm und
wir gingen zum Auto.
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Als wir wieder am Präsidium ankamen, war es kurz
nach halb zwölf. Das war zu früh zum Mittagessen und zu spät, um noch etwas
anderes anzufangen. Wir einigten uns darauf, bei Simon vorbeizuschauen.
Er empfing uns mit einem triumphierenden Grinsen. »Was
ich euch jetzt zeige, hättet ihr nicht mit Befragungen und Kombinieren
herausgefunden.«
Ich fragte mich, ob Simon schlaflose Nächte bekommen
würde, weil wir mit altmodischer Ermittlungsarbeit schneller gewesen waren als
er mit seinem Computer. Zur Abwechslung ignorierte ich nun einmal ihn.
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»Du machst es spannend«, meinte Nina.
»Setzt euch, setzt euch«, meinte Simon, während er den
Monitor zurechtrückte. »Ich habe meinen Computer die Nacht über an dieser
Festplatte arbeiten lassen. Und jetzt können wir sie anschauen. Kurz gesagt
sind auf dieser Festplatte verschiedene E-Mail-Programme.«
Das allein war nach meinem Kenntnisstand nicht unbedingt
sensationell. Ich fragte: »Noch mehr Frauen?«
»Nein, keine neuen Frauen. Hier sind zwar auch E-Mails
drauf, die Tobias geschrieben, und andere, die er bekommen hat. Aber wirklich
interessant ist, dass er hier ein Programm hat, mit dem er E-Mails im Namen von
anderen Leuten
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