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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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verschicken konnte.«

    Ich versuchte zu verstehen, was das bedeutete. Mein erster
Gedanke galt den Sex-E-Mails mit den drei Frauen. Hatte er sich die selbst
geschrieben? Aber das konnte nicht sein, weil Frau von Neudeck schon zugegeben
hatte, mit Tobias auf diesem Wege intime Details ausgetauscht zu haben. Außerdem
wäre es wirklich ein sehr sonderbares Hobby, sich selbst erotische E-Mails zu
schreiben. Fand ich zumindest.

    Â»Aber … das kann doch jeder. Ich melde mich bei einem
E-Mail-Anbieter als jemand anderes an. Die Daten werden nicht überprüft. Und
schon kann ich E-Mails verschicken«, sagte Nina.

    Simon schüttelte den Kopf. »Das ist nicht das, was ich
meine. Ich meine, er konnte sich in deine Mailbox einloggen, deine E-Mails
lesen, beantworten und ganz neue Nachrichten schreiben.«

    Jetzt verstand ich das. »Er hatte ein Programm, um die
Passwörter zu knacken?«

    Â»Aber das merkt man doch«, meinte Nina. »Ich sehe doch,
wenn hier auf einmal E-Mails auftauchen, die ich gar nicht geschrieben habe.«

    Simon lächelte. »Ja, wenn er einfach nur dein Passwort
hätte, wäre es das Klügste für ihn, einfach mitzulesen. Denn wenn er sich ganz
normal einloggt und für dich schreibt, dann merkst du das, du stellst die
falschen E-Mails richtig und änderst dein Passwort. Ende für ihn.«

    Â»Aber?«

    Â»So hat er es nicht gemacht.«

    Â»Sondern?«

    Â»Er hat Postfächer geknackt und sie von ihren rechtmäßigen
Besitzern abgeschirmt. Er hat alle eingehenden und ausgehenden E-Mails
abgefangen und konnte sie beliebig manipulieren. Er bestimmte, was du siehst
und was nicht. Und er konnte jeden Hinweis entfernen, der auf eine Manipulation
hingewiesen hätte.«

    Ich sagte: »Das verstehe ich nicht.«

    Â»Nehmen wir einen echten Briefkasten. Deinen Briefkasten
zu Hause«, sagte Simon geduldig. »Ich schicke dir einen Brief. Der Postbote
kommt und wirft ihn bei dir ein. Du öffnest ihn, liest ihn und antwortest mir.«

    Ich nickte. Noch war es einfach.

    Â»Gut«, sagte Simon. »Tobias steht nun vor deinem Briefkasten.
Er nimmt den Brief entgegen. Er liest ihn. Er kann ihn behalten und du bekommst
ihn nicht. Er kann etwas dazuschreiben, etwas löschen und du bekommst eine
falsche Nachricht. Und dasselbe macht er mit Briefen, die du verschickst. Und
noch mehr. Er hat sogar dein Briefpapier und kann ganz neue Briefe schreiben,
die so aussehen wie von dir.«

    Â»Aber ich würde das doch merken«, sagte ich. »Ich sehe,
wenn der Brief geöffnet wurde, ich sehe, wenn etwas entfernt oder hinzugefügt
wurde.«

    Â»Und genau dafür hat er ein Programm«, sagte Simon.

    Â»Wofür?«

    Â»Dafür, dass du nichts bemerkst.«

    Ich versuchte noch, hinterherzukommen, aber Nina nickte
bereits aufgeregt. »Ja, das kann funktionieren. Aber das ist doch ziemlich
aufwendig, oder?«

    Â»Er hat einiges automatisiert, aber es ist aufwendig. Das
kann man nicht bei vielen Personen gleichzeitig machen. Tobias hat es meist bei
einem, höchstens bei zwei Leuten gemacht. Und auch da hat er sich meistens auf
das stille Mitlesen beschränkt.«

    Das kam unerwartet. Ich hatte bei Tobias inzwischen mit
einigem gerechnet, aber nicht, dass er in den E-Mails anderer Leute
herumschnüffelte. Dafür waren die E-Mails, die er selbst bekam, doch eigentlich
viel zu interessant.

    Â»Und … warum hat er das gemacht?«

    Â»Das errätst du nie«, meinte Simon.

    Das stimmte wahrscheinlich. Vielleicht hätte Karl es erraten,
der war schließlich Hellseher.

    Â»Nun sag schon«, drängelte Nina.

    Â»Ich habe doch gestern erwähnt, dass er die Seiten zu einem
E-Mail-Spiel besucht hat, ich aber keine E-Mails dazu finden konnte. Ich
schloss daraus, dass er sich das nur angeschaut, aber nicht gespielt hat.«

    Wir nickten.

    Â»Er hat das Spiel aber doch gespielt. Die E-Mails dazu
sind hier auf der Festplatte. Und die E-Mails, die er manipuliert hat, waren
die seiner Mitspieler.«

    Obwohl Simon sich bemühte, ging mir das immer noch zu
schnell. »Moment mal. Willst du damit sagen, er hat geschummelt?«

    Â»Genau das.«

    Â»Aber … was ist das denn für ein Spiel?«, fragte ich.

    Â»Ich zeige es euch.« Simon klickte, der Internetbrowser öffnete
sich und eine Karte von Europa erschien auf dem Bildschirm. Ich erkannte, dass
es sich um ein Spielfeld handeln

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