Gegen jede Regel
musste, denn es waren kleine Symbole von
Soldaten und Schiffen in verschiedenen Farben darauf zu sehen. Es erinnerte ein
wenig an Risiko.
»Was ist das?«, fragte Nina.
»Das ist etwas schwierig zu â¦Â«
Wir wurden unterbrochen, als Ralf den Raum betrat. Er
schaute sich auf dem Flur noch kurz um wie zur Absicherung und kam dann verstohlen
näher, was ein wenig seltsam wirkte, weil er als Leiter der Spurensicherung und
des Labors ja immerhin in seinem eigenen Reich war.
»Markus ⦠Gestern war noch dieser Kamenik mit seiner
Partnerin bei mir.« Er sprach mit gedämpfter Stimme, als fürchte er, wir könnten
abgehört werden. »Das ist ja vielleicht ein komischer Kauz.«
Da konnte ich ihm natürlich nicht widersprechen. Bei
Vorgesetzten gleich welcher Art war Egon aber in der Regel sehr vorsichtig. »Was
hat er angestellt?«
»Nichts. Er hat gefragt. Es war auch nicht, was er
gefragt hat, sondern wie er es gefragt hat. Ich hatte den Eindruck, er hält uns
alle für Idioten.«
»Das kann sein.«
»Dass wir Idioten sind?«
»Egon hält jeden für einen Idioten. AuÃer sich selbst natürlich.«
Dabei ist es meistens umgekehrt, fügte ich in Gedanken hinzu.
»Gut. Dann bin ich erleichtert.«
»Hattest du noch nie mit ihm zu tun?«
»Nicht so direkt.« Sowohl Egon als auch Ralf waren erst
seit drei Jahren in Krefeld. Bei Ralf hatte die Zeit gereicht, dass wir Freunde
geworden waren, Egon hatte ich in der Zeit auf meine schwarze Liste gesetzt.
»Wir sollten noch über das Laken reden«, sagte ich zu
Ralf.
»Solltest du mir nicht erst einen Antrag machen, bevor
wir uns zusammen ein Laken aussuchen?«
»Ihr habt das Laken aus dem Gästezimmer entfernt.«
»Ach so. Ja, das haben wir. Wir haben eindeutige Spuren darauf
gefunden. Die haben Kamenik besonders interessiert.«
Das glaubte ich aufs Wort. »Und? Kann man sagen, wer es war?«
Ralf schüttelte den Kopf. »Das ist schwierig. Wir versuchen
unser Bestes, aber ich bin mir nicht sicher, wie schnell wir daraus eine DNA
bekommen.«
»Hmm. Reinhold hatte recht. Das wird ein Fall mit richtig
altmodischer Ermittlungsarbeit.«
»Wir können sagen, dass es ein Mann und eine Frau waren«,
bot Ralf an.
Das hätte mich normalerweise nicht sonderlich beeindruckt,
aber in diesem Fall war es besser als nichts. Jan schied damit aus. Blieben nur
noch drei Schülerinnen und drei Frauen übrig.
»Das ist schon einmal nicht schlecht«, sagte Nina.
»Mehr kann ich im Moment leider nicht für euch tun. Sehen
wir uns dann beim Essen?« Ralf drehte sich schon zum Gehen, als sein Blick beiläufig
über den Bildschirm streifte.
»Was ist denn â¦? Aber das ist doch â¦Â« Er kam wieder zurück.
»Das ist doch Dominanz. «
Einen Moment lang war ich verwirrt, was Ralf meinte und
ob er vielleicht einen Insiderwitz mit Nina machte. Simon konnte die Aussage
offenkundig besser einordnen. Er starrte seinen Chef erstaunt an. »Du kennst
dieses Spiel?«
»Na klar«, sagte Ralf. »Wer kennt das nicht?«
Simon, Nina und ich hoben die Hand.
Ralf sagte: »Oh. Das ist mein Lieblingsspiel. Das Problem
ist nur, Mitspieler zu finden.«
»Ich hatte noch nie ein Problem, Mitspieler zu finden«,
sagte ich.
Ralf fragte: »Für Dominanz? «
»Nein, für andere Spiele.«
»Was denn für andere Spiele?«
»Na, Cluedo zum
Beispiel.«
Ralf seufzte. »Das ist nicht Cluedo. «
Das war mir auch schon aufgefallen, denn noch nicht
einmal ich verwechselte den Grundriss einer Villa mit einer Karte von Europa. »Und
worin besteht der Unterschied?«
Ralf antwortete: » Cluedo ist Cluedo und Dominanz ist Dominanz. «
»Ich bin so froh, dich zu kennen«, meinte ich.
Wir schauten ihn an, und als er weiter nicht reagierte,
sagte ich: »Und erklärst du uns jetzt bitte auch, was das für ein Spiel ist?«
»Ja sicher«, sagte Ralf und zog sich einen Stuhl heran. »Ihr
seht die Karte. Das ist Europa im Jahr 1914. Zeitalter des Imperialismus. Es
gibt sieben GroÃmächte.«
Ich hatte nicht gewusst, dass Ralf über ein Spiel mit solcher
Begeisterung sprechen konnte. Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass
irgendjemand mit so viel Begeisterung über ein Spiel reden konnte. Ralfs Augen
leuchteten, als er weitersprach: »Es gibt
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