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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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denn mit dir los?«, fragte ich misstrauisch.

    Reinhold grinste nur noch mehr. »Wir haben ein Phantombild«,
sagte er. »Das wird unsere Fahndung voranbringen.«

    Das wussten wir natürlich schon. »Das ist noch nicht alles,
oder?«

    Â»Nee, das Beste ist, meine Sekretärin leitet alle Anrufe
an den benannten Kontaktbeamten weiter. Mein Telefon hat heute noch nicht ein
einziges Mal geklingelt.«

    Â»Alle Achtung«, sagte ich.

    Â»Und das wird auch so bleiben«, sagte Reinhold.

    Â»Aber wenn ihr den Kerl gefasst habt, wirst du doch die
Glückwünsche entgegennehmen.«

    Â»Ich werde sogar ein Interview geben …«

    Â»Echt?«

    Â»â€¦ für den Fall, dass die Presse sich entschuldigt.«

    Â»Ach so. Ich kann mir eh nicht vorstellen, dass du Interviews
gibst.«

    Egon und Marla tauchten gemeinsam mit den anderen
Kollegen auf und wir nahmen den für eine polizeiliche Lagebesprechung angemessenen
würdevollen Ernst an. Mir war die Lust auf Albernheiten sowieso plötzlich
vergangen.

    Egon ließ uns den Vortritt bei der Berichterstattung. Ich
schilderte unsere Tätigkeiten und Erkenntnisse seit unserer letzten Besprechung
und versuchte dabei, mir meine Frustration nicht anmerken zu lassen.

    Â»Insgesamt also eine Bestätigung unserer bisherigen Ermittlungsergebnisse
und Vermutungen«, fasste Reinhold zusammen.

    Â»Das E-Mail-Spiel ist ein neuer Aspekt«, meinte ich. Ich
versuchte, neutral zu klingen. Das Spiel und seine Spieler waren mir immer noch
suspekt, aber ich wollte mich nicht aus dem Fenster lehnen.

    Â»Die Sache ist die«, erklärte Nina, »egal für wie unwahrscheinlich
wir es halten, dass einer der anderen Mitspieler Tobias umgebracht haben könnte,
wir müssen es aus rein formalen Gründen überprüfen. Sofern wir nicht bei einer
anderen Spur den Durchbruch schaffen.«

    Bei dieser Bemerkung grinste Egon. Das gab mir einerseits
Hoffnung, dass der Fall doch nicht auf der Stelle trat, andererseits brachte es
mich zur Weißglut, Egons selbstgefälliges Grinsen zu sehen. Ich erinnerte mich
daran, dass er mich damit auf die Palme bringen wollte, und atmete möglichst unauffällig
tief durch.

    Â»Warum müssen wir bei Tobias’ Mitspielern ermitteln?«,
fragte Reinhold.

    Â»Tobias hat geschummelt. Er hat eine E-Mail gefälscht.
Die Partie ist Teil der Deutschen Meisterschaft. Auch wenn wir es für
unwahrscheinlich halten, so ist es doch zumindest theoretisch ein Motiv.«

    Reinhold nickte langsam. »Ja, das stimmt wohl. Wie wollt
ihr denn weiter vorgehen?«

    Â»Wir werden heute Nachmittag zum Betreiber der Webseite
fahren und ihn befragen. Er wird uns eine Liste zusammenstellen mit Partien, in
denen Tobias schon einmal gegen die anderen gespielt hat. Vielleicht gibt es ja
noch offene Rechnungen.«

    Â»In Ordnung, gute Idee. Hattet ihr mehr Glück?«, fragte
Reinhold an Egon gewandt.

    Es war erstaunlich, wie Egon das schaffte, aber er konnte
auch mit dem Grinsen noch sprechen. »Ja, das hatten wir.«

    Â»Lass hören.«

    Â»Wir haben Frau Veen befragt. Sie hat zugegeben, mit
Tobias per E-Mail Fotos ausgetauscht zu haben.«

    Das war nicht unbedingt eine sensationelle Erkenntnis.

    Â»Wir haben sie zwei Stunden verhört, aber sie hat bestritten,
dass es zu sexuellen Kontakten zwischen ihr und Tobias gekommen ist.«

    Das überraschte mich nicht. Was hätte sie auch sonst tun
sollen? Wenn ich bedachte, dass sie von Egon zwei Stunden bearbeitet worden war,
und wenn ich an die Aussagen der anderen Frauen dachte, konnte es sogar
stimmen.

    Doch Egon fügte hinzu: »Ich glaube, sie lügt.«

    Das sicherte ihm augenblicklich die ungeteilte Aufmerksamkeit
aller Anwesenden.

    Â»Aber wenn ich das richtig verstehe, ist es genau das,
was auch die anderen Frauen ausgesagt haben«, sagte Reinhold. »E-Mails ja, Sex
nein.«

    Â»Ich erkenne, wenn mich jemand belügt«, sagte Egon selbstbewusst.
»Deshalb werden wir sie noch einmal befragen.«

    Â»Und es ist nicht nur unser Gefühl, das gegen sie spricht«,
warf Marla ein. »Sie hat kein Alibi für den Abend. Ihr Mann ist Dozent in der
Erwachsenenbildung und schon am Sonntagnachmittag zu einem Seminar nach Hamburg
aufgebrochen. Sie behauptet, sie war am Abend allein zu Hause.«

    Die Alibis der anderen waren schwach, das Alibi von Elisabeth
Veen aber nicht belastbarer als eine Mauer

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