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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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General. »Ich habe mich immer wieder mit
dieser Partie beschäftigt. Aber sie steht noch ganz am Anfang und es gibt
wirklich nur den einen Spieler, den Tobias hereingelegt hat. Ich habe versucht,
aus den Zügen der anderen und aus Tobias’ E-Mails noch etwas abzuleiten, aber
das funktioniert nicht. Ich kann alleine aus Tobias’ Sicht nichts weiter sagen.«

    Â»Wir brauchen die E-Mails der anderen?«

    Â»Ja, sonst kommen wir nicht weiter.«

    Â»Die Frage ist, ob wir die bekommen.«

    Â»Ob der Mörder uns freiwillig alle E-Mails geben würde,
auch wenn sie ihn belasten, meinst du?«

    Â»Ob er überhaupt noch alle E-Mails hat, die er geschrieben
hat.«

    Ich sagte: »Wir sprechen gleich mit dem Betreiber der
Homepage.«

    Â»Michael Brodbeck?«

    Â»Ja, genau. Hast du noch recherchiert?«

    Â»Ich habe mich gestern Abend angemeldet. Ich bin gespannt,
wann ich meine erste Partie spielen kann.«

    Â»Pass bloß auf, dass du nicht umgebracht wirst«,
stichelte Nina.

    Â»Haltet mich auf dem Laufenden, damit ich weiß, ob ich
Polizeischutz beantragen muss.«

    Â»Wir werden an dich denken.«

    Â»Was ist mit dem Laken?«, fragte Nina.

    Ralf winkte ab. »Da ist nichts zu holen. Wir machen noch
ein paar Tests, aber das ist eher eine Verzweiflungstat als ein zielgerichtetes
Vorgehen.«

    Â»Dann bleibt uns nur die altmodische Ermittlungsarbeit«,
meinte ich.

    Â»Dabei werde ich an euch denken«, versprach Ralf.

    Â 
    Wir waren früh dran, selbst wenn wir einen ausreichenden
Zeitpuffer für die Fahrt nach Düsseldorf einplanten.

    Â»Was hältst du von einem kleinen Abstecher?«, sagte ich
zu Nina und bog vom Autobahnzubringer in ein Gewerbegebiet ab.

    Â»Das ist eine rhetorische Frage, oder?«

    Â»Ja.«

    Â»Und wohin fahren wir?«

    Â»Zum Autohändler«, sagte ich in dem Moment, als wir ihn
erreichten. Ich parkte auf dem Gelände, wir stiegen aus und ich öffnete meinen
Regenschirm.

    Es war verblüffend, wie reibungslos alles ging. Das Auto
gefiel mir, der Verkäufer war freundlich, die Probefahrt kurz. Ich machte die
Angaben über mein altes Auto und schließlich war der Handel perfekt.

    Â»Ihr Auto steht morgen früh ab neun Uhr für Sie bereit«,
sagte der Verkäufer.

    Wir verließen das Autohaus, gingen durch den Regen zurück
und Nina drängte sich unter dem Schirm dicht an mich.

    Â»Da haben wir die Zeit doch sinnvoll genutzt«, sagte ich,
während ich mich wieder in den Verkehrsstrom zur Autobahn einfädelte. »Was
kaufen wir als Nächstes zusammen?«

    Nina lächelte, ging aber nicht auf meine Frage ein. »Wenn
du jemals einen Verdächtigen verfolgen musst, kannst du ihn jetzt mitsamt
seinem Auto einfach platt fahren«, sagte sie mit einem Grinsen.

    Â»Genau so hatte ich mir das gedacht.« Vielleicht fuhr ich
aber auch beim Rangieren auf dem Parkplatz des Präsidiums einmal aus Versehen
Egon mit seinem Wagen platt.

    Â 
    Â»Kommen Sie, kommen Sie«, sagte Michael Brodbeck,
der in der offenen Haustür stand und uns hereinwinkte.

    Wir eilten durch den stärker werdenden Regen ins Haus. Der
Informatiker schloss die Tür mit ganzem Körpereinsatz, als würden wir von russischen
und österreichischen Truppen und nicht bloß vom Novemberregen verfolgt.

    Wir pellten uns aus unseren Mänteln und erst da bemerkte
ich, dass zwei kleine Mädchen uns musterten. Sie mussten ungefähr fünf Jahre
alt sein, bei Kindern lag ich mit solchen Schätzungen allerdings häufig
daneben. Michael Brodbeck erkannte ich vom Foto aus dem Internet. Kurzes ungekämmtes
Haar, ein Dreitagebart und eine runde Gelehrtenbrille. Seine Frau hatte auf den
ersten Blick viel mit den Frauen gemeinsam, mit denen Tobias E-Mails
ausgetauscht hatte.

    Aber wo die anderen leer wirkten, schien mir Frau Brodbeck
erfüllt von Wärme und Herzlichkeit.

    Wir begrüßten zuerst die Kinder, dann Frau Brodbeck, dann
ihren Mann.

    Â»Was dürfen wir Ihnen anbieten?«, fragte sie. »Kaffee,
Tee oder etwas anderes?«

    Â»Was haben Sie denn für Tee?«, fragte Nina.

    Â»Schwarzen, Pfefferminze oder Rotbusch.«

    Â»Pfefferminze bitte«, sagte Nina.

    Â»Für mich auch«, sagte ich, bevor ich richtig nachdenken
konnte.

    Michael Brodbeck führte uns ins Haus, während dicke
Regentropfen, aber keine Gewehrkugeln, gegen die Haustüre

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