Gegen jede Regel
aneinandergeraten?«
Michael Brodbeck presste die Lippen aufeinander. »Doch.«
»Und welche? Auch bei den Spielern dieser Partie, über
die wir hier reden?«
Er zögerte. »Nur, weil man sich im Spiel streitet, heiÃt
das noch nicht â¦Â«
Ich sagte: »Herr Brodbeck. Uns ist klar, dass es einen Unterschied
zwischen Spiel und Wirklichkeit gibt. Ich sagte bereits, wir müssen hier im
Spiel aus rein formalen Gründen ermitteln, weil sich aus dem Spielverlauf ein
Motiv ergeben könnte.«
Das beruhigte ihn ein bisschen. »In Ordnung. Ich habe
recherchiert. Ich weiÃ, dass Elias mit einigen anderen ein Problem hatte. Und
zu denen gehörte auch Tobias.«
Ob unsere Spur damit heià wurde, wusste ich nicht, aber
sie war in jedem Fall nicht mehr lauwarm.
»Was hatte er für Probleme?«
»Ich habe ja schon gesagt, es ist ein Spiel für Diplomaten.
Man muss flexibel sein, verhandeln. Es kommt nicht so sehr darauf an, dass man
perfekte Züge austüftelt. Wichtig ist, dass man Verbündete gewinnt.«
»Er konnte keine Verbündeten gewinnen?«
»Doch, das konnte er. Aber es gibt zwei Arten von Spielern.
Diplomaten und Generäle. Elias ist ein General. Er kann unglaublich raffinierte
Strategien planen. Wer mit ihm verbündet ist, kann sicher sein, dass Elias die
besten Züge vorschlägt. Aber er ist nicht flexibel. Wenn ihm jemand
widerspricht, ihn nicht versteht oder wenn jemand andere Pläne hat, dann wird
er schnell ärgerlich.«
»Oder wenn er reingelegt wird?«
»Ja.«
Das passte doch. »Ist er mit Tobias schon früher aneinandergeraten?«
»Ja, bei insgesamt fünf Partien. In dreien hat Elias
Tobias ausgeschaltet, bei einer hat Tobias Elias ausgeschaltet und bei einer
sind beide ausgeschieden.«
»Werden die E-Mails der Spieler irgendwo archiviert?«
»Nein, die E-Mails sind Privatsache. Wir archivieren die
abgegebenen Züge für den Fall, dass es Streitigkeiten gibt. Wenn Sie die
E-Mails von den Verhandlungen wollen, müssen Sie die Spieler selbst fragen.«
»Das werden wir. Können Sie uns noch etwas über diese
vergangenen Partien sagen?«
»In einer dieser Partien habe ich selber mitgespielt. Der
Umgangston zwischen beiden war sehr schrill und sie haben erbittert
gegeneinander gekämpft.«
Frau Brodbeck nickte. »Daran erinnere ich mich auch noch.
Du konntest es gar nicht glauben. Ich musste mir damals einiges anhören.«
Damit lag unser nächster Schritt auf der Hand und unser
nächster Gesprächspartner stand fest.
»Wir haben entdeckt, dass Tobias eine gefälschte E-Mail
verschickt hat«, sagte ich. »Ist Ihnen bekannt, ob er so etwas schon früher
gemacht hat?«
Brodbeck war verblüfft. »Nein, davon habe ich noch nie
gehört. Das ist ⦠Mich ärgert diese Schummelei!«
»Gibt es denn noch mehr Möglichkeiten zu schummeln?«
»Natürlich. Wir spielen alle mit unseren echten Namen. Es
gibt keine Pseudonyme wie sonst überall im Internet. Wir hatten bis vor Kurzem
immer wieder Probleme damit, dass sich Personen bei uns unter verschiedenen
Namen angemeldet haben. Die konnten dann in einer Partie zwei oder drei Länder
zugleich spielen und haben immer gewonnen. Wenn es geschickt gemacht ist, fällt
das kaum auf.«
»Dann braucht man auch keine gefälschten E-Mails.«
»Wir haben deshalb eine Klassifizierung der Spieler vorgenommen.
Wer anfängt und seine erste Partie spielt, ist ein C-Spieler. Er muss zeigen,
dass er in der Lage ist, acht Züge lang bei einer Partie zu bleiben, also immer
pünktlich seine Züge abzugeben. Wer das schafft, wird automatisch zum B-Spieler
und kann andere normale Partien spielen. A-Spieler kann man werden, wenn wir
die Identität überprüfen. Ich bekomme einen Scan des Personalausweises und dann
erhält ein Spieler den A-Status. Dafür kann man sicher sein, wenn man in einer
A-Partie spielt, dass dort jeder echt ist und nicht geschummelt wird.«
»Und bei einer B-Partie?«
»Da kann man sich nicht gezielt für eine Partie anmelden.
Es gibt immer einen Pool für drei oder vier Partien und dann werden die Spieler
per Zufall zugeordnet.«
»Und gefälschte E-Mails hatten Sie noch nicht?«
»Nee. Ich sehe aber auch nicht, wie einer E-Mails
fälschen kann, ohne dass das auffällt.«
Ich wollte und
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